Interview: Primal Fear - Mat Sinner

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Eine menschliche Stimme ist niemals mit einem Instrument zu vergleichen. Da kann sich die ein oder andere Stimmlage schon einmal ähneln...

Ein paar Worte von Mat (Klammer, Redaktion) zu Mat (Sinner, Primal Fear) sind ja immer etwas Schönes. So auch in diesem Fall, denn der äußerst sympathische Mastermind und Bassist von PRIMAL FEAR ist mir zu meinen Fragen sogleich Rede und Antwort gestanden. Vom neuen Album der Band über Vergleiche mit JUDAS PRIEST bis zu persönlichen Hobbys, habe ich mit Mat über Gott und die Welt gesprochen. Aber seht selbst...

Text: mat
Veröffentlicht am 10.04.2009

Hi Mat, bevor ihr euer neues Album auf den Markt werft, muss ich noch mal kurz mit dir sprechen. Gleich vorneweg: Wie geht es dir zurzeit?

Viel zu tun und immer am Arbeiten, aber mir geht es prinzipiell gut. Mein Hobby ist mein Beruf und dann fällt einem das Arbeiten schon etwas einfacher!

Ist dein richtiger Name eigentlich Mathias, denn dann wären wir Namensvettern…

Das ist genau richtig. Da spricht es sich gleich viel leichter...

Am 22. Mai ist es ja endlich soweit und PRIMAL FEAR veröffentlichen ein neues Album. „16.6 – Before The Devil Knows You’re Dead“ wird es heißen. Wie seid ihr auf diesen etwas exklusiven Titel gekommen?

Wir haben uns dieses Mal wirklich in allen Richtungen Gedanken gemacht - musikalisch und textlich - und dazu sollte auch der Titel nicht ein belangloser, tausend Mal gehörter Slogan sein, sondern eine Message, über die sich unsere Fans und die, die es noch werden wollen nachdenken und mal versuchen den Code zu entschlüsseln! So etwas ist auch interessant. Was glaubst du, wie viele Lösungen ich bereits jetzt schon gehört habe?!

Ich habe mir die Promo des neuen Albums bereits angehört und muss sagen, dass es mit Sicherheit das vielseitigste PRIMAL FEAR-Album aller Zeiten geworden ist. Neben schnellen Power Metal-Tracks wie „Riding The Eagle“, liefert ihr auch tolle Heavy-Stampfer der Marke „Six Times Dead“ ab. Wie kam es zu dem abwechslungsreichen Songwriting?

Unser Ziel war es die Fans unserer ersten Platten wieder musikalisch voll auf ihre Kosten kommen zu lassen. Henny (Wolter, Guitars) ist wieder in der Band und war prädestiniert für unsere Metal-Riffs, wie zum Beispiel damals auf „Nuclear Fire“. Dazu wollten wir aber auch eine Brücke zur neueren Entwicklung von PRIMAL FEAR und der Zukunft. Wir wollen mit jeder Produktion neue Elemente für unsere Musik ausprobieren und finden, die passen und unsere Kompositionen noch interessanter machen.

Bist du prinzipiell alleine für das Songwriting zuständig?

Dieses Mal haben wir es total anders angepackt als bislang. Henny, Magnus (Karlsson, Guitars) und ich haben uns in Magnus' Studio in Schweden eine Woche lang verschanzt und die Grundlage für das Album geschrieben. Es war wirklich ein unheimlich kreativer und interessanter Versuch, der bestens gelungen ist. Ralf (Scheepers, Vocals) hat dann seine Ideen später eingebracht und so ist das Album entstanden.

Schreibt ihr die Songs so nebenbei auf Tour oder entstehen sie richtig am sprichwörtlichen Reißbrett? Das heißt, setzt du dich hin und denkst dir aktiv was aus oder kommen dir im Alltag einfach immer wieder Ideen?

Jeder schreibt dann, wenn er die richtigen Ideen hat. Ich schreibe ja auch mit Magnus zusammen Songs für andere Künstler. Also sind wir ständig am telefonieren und mailen. Wenn eine tolle Idee für PRIMAL FEAR dabei ist, wird die aufgehoben und zum richtigen Zeitpunkt ausgearbeitet. Auf Tour schreiben wir ganz selten, da sind wir meistens mit anderen Dingen zu beschäftigt...

Wer hatte die Idee für die fünf Studioreport-Videos, die einen netten Einblick in eure musikalischen Tätigkeiten geben?

Die Idee hatte ich zusammen mit unserem Freund Bomber, der oft Konzerte für DVD-Veröffentlichungen filmt und wir glauben, dass es für die Fans interessant ist hinter die Kulissen zu schauen.

Wer designte das geniale Cover des neuen Albums?

Das war Katja Piolka, die für uns schon einige Sachen gemacht hat.

Wo habt ihr die neue Platte produziert und wer war daran beteiligt?

Wir sind dieses Mal, entgegen unserer bisherigen Philosophie, in Deutschland geblieben und haben im "House Of Music"-Studio in der Nähe von Stuttgart das Material aufgenommen und auch gemischt. Neben mir als Produzent, waren Dennis Ward als Engineer und Achim Köhler dabei, der die Platte gemischt hat. Das schlussendliche Mastering hat dann Ted Jensen in New York gemacht.

Hast du einen persönlichen Song-Favoriten auf „16.6…“?

Nee, sorry. Das ganze Material ist noch zu frisch und es wäre einfach unfair jetzt einen Song herauszuheben.

Wie sieht es bandintern bei euch aus? Wie läuft es?

Alles bestens! Wir hatten am Samstag eines der seltenen PRIMAL FEAR / SINNER-Doppelkonzerte in Moskau und beide Gigs waren Killer. Alle Musiker in der Band sind begeistert vom neuen Album und sind mit 100% Konzentration und Feuer bei der Sache!

Seid ihr den ewigen Vergleich mit JUDAS PRIEST nun endlich losgeworden? Ich muss ehrlich sagen, dass mich eure aktuelle Musik im Prinzip überhaupt nicht mehr an die neuen, eher durchschnittlichen Songs der Briten erinnert. Hat dieser Stempel zu Beginn eurer Karriere genervt? Was sagst du heute dazu?

Fakt ist, dass Ralf’s Stimme eine Ähnlichkeit zu Rob Halford’s Stimme hat, ohne Zweifel. Stimmen sind aber human und werden nicht durch Verstärker-Sounds so manipuliert, dass es mit einem Instrument zu vergleichen ist. Wenn nun die Riffs wie auf unseren ersten Platten auch noch ähnlich sind, dann ist der Vergleich auch durchaus berechtigt. Seit nun schon längerer Zeit ist Ralf’s Stimme wesentlich variabler und er arbeitet in allen Richtungen sehr hart an sich. Das kommt natürlich seinem Output entgegen und die Musik hat schon seit drei Platten nicht mehr viel mit dem typischen JUDAS PRIEST-Sound gemeinsam, deswegen erkläre ich auch so etwas gern. Ich habe da überhaupt keine Probleme damit, aber natürlich nur bis zu einem gewissen Punkt.

Wenn wir gerade beim Thema sind: Was hältst du von den neuen Sachen von IRON MAIDEN, PRIEST und Co.?

Es ist im Endeffekt das Gleiche wie bei allen Bands. Es trifft teilweise meinen Nerv und Geschmack, dann wieder nicht wirklich...

Du bist ein viel beschäftigter Mann aufgrund deiner verschiedenen Bands. Kannst du dich gut zwischen den verschiedenen Verpflichtungen organisieren oder artet das schon einmal in Stress aus? Übrigens war deine neue SINNER-Scheibe ein wirklich hervorragender Output!

Dann zuallererst einmal vielen Dank für dein Lob. Ich betrachte die Platte nach wie vor als ein Highlight meiner bisherigen Karriere. Klar ist das Stress, aber für den bin ich selbst verantwortlich und mit VOODOO CIRCLE und MY FINAL DAY sind noch mal zwei Bands hinzugekommen, die ich liebe und in denen ich aktiv bin, wobei meine Priorität ganz eindeutig PRIMAL FEAR ist und bleibt.

Was machst du in deiner Freizeit gerne? Welche Hobbys hast du neben der Musik?

Ich schaue gern Fussball, jogge oder gehe mit Freunden gemütlich aus. Ganz normale Sachen...

Wolltest du eigentlich immer schon Musiker werden? Hast du eine professionelle Musik-Ausbildung genossen?

Das kommt wie es kommen muss. Man kann nichts erzwingen und ohne Talent geht gar nichts! Ich habe das Gitarre-Spielen gelernt, aber nicht in dem Sinn Musik studiert.

Was hörst du denn privat gerne?

Eigentlich beschäftige ich mich mit jeder Art von Musik, solange sie meinen Nerv trifft oder ich sie mir aus geschäftlichem Interesse anhöre. Das geht wirklich von der Klassik über Blues bis zu Metal und auch Pop!

Die neue Scheibe bedeutet wohl auch Unmengen an Promoter-Arbeit. Seid ihr zurzeit viel unterwegs?

Klar, die CD wird weltweit fast simultan veröffentlicht und da fallen fast 200 Interviewanfragen an. Wenn man das hinter sich hat, ist man erst einmal bedient ;-)

Werdet ihr in nächster Zeit auch auf Tour gehen? Wo werdet ihr zu sehen sein?

Wir spielen einige Festivals, dann im August in Südamerika und im September in Kanada, USA und England. Im Laufe von Oktober und November dieses Jahres touren wird einmal durch ganz Europa, dann kommt Japan dran und Anfang nächsten Jahres die zweite Rutsche durch die USA.

Das hört sich nach ganz schön intensiven Plänen an! Da komme ich aus dem Stauen nicht mehr so schnell heraus. Jetzt ist mir aber trotzdem noch eine Frage eingefallen, die ich dir immer schon stellen wollte: Warum heißt die Band eigentlich PRIMAL FEAR? Gibt es da einen speziellen Hintergrund?

Da muss ich dich leider enttäuschen, denn der Name hat keinen speziellen Hintergrund. Wenn du in der Situation bist und einen geeigneten Bandnamen suchst, dann stehen eben 20 Stück auf einem Zettel und die gute, alte Demokratie entscheidet.

Hast du viel Kontakt mit Kollegen aus eurem Genre? Gibt es dort auch Leute, die du wirklich als Freunde bezeichnen würdest?

Das Wort Freund muss jeder für sich selbst definieren, aber ich kenne und schätze mittlerweile sehr viele meiner Kollegen und freue mich, wenn wir uns treffen und Zeit für einen Talk miteinander haben.

Im Sommer werdet ihr außerdem als Headliner bei der „Night Of Rock“ in Osttirol/Österreich zu sehen sein, nur ein paar Kilometer von meinem Heimatort entfernt. Warst du schon einmal dort und wie kommt ihr zu solchen Auftritten?

Nein, ich war noch nie in der Gegend. PRIMAL FEAR arbeiten in einem professionellen Netzwerk mit Agentur, Plattenfirma, Verlag, Management, etc. Da gibt es permanent Angebote für Shows und wenn es passt, dann spielen wir an jedem Fleck auf dieser Welt!

Welche Planungen stehen in nächster Zeit an? Wirst du wieder etwas mit SINNER machen?

Nach der tollen Erfahrung mit „Crash & Burn“ werden wir sicherlich sofort an einem Nachfolger basteln, sobald Zeit dafür vorhanden ist. Genauso werden wir dieses Jahr noch an einem zweiten VOODOO CIRCLE-Album arbeiten und das erste MY FINAL DAY-Album fertigstellen. Es gibt genug zu tun, das kannst du mir glauben ;-)...

Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Mit wem würdest du gern einmal auf einer Bühne stehen?

Solche Träume hab ich mir entweder verwirklicht oder abgeschminkt, aber etwas würde mich schon noch reizen: eine Tour mit BILLY IDOL und ich als Bassist!

Das wär’s dann auch schon wieder. The last words are yours…

Wir freuen uns auf die Show in Nussdorf und es wäre wirklich total super, wenn die Fans vorort unsere neue Scheibe bereits kennen, damit sie mit uns ein richtig geiles Fest veranstalten!

Dann bedanke ich mich bei dir für deine Zeit und Geduld und wünsche dir alles Gute für deine Zukunft...

Danke, ebenfalls. Liebe Grüße an alle...


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