ENDSEEKER - Global Worming

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VÖ: 27.10.2023
Bandinfo: ENDSEEKER
Genre: Death Metal
Label: Metal Blade Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

War da nicht neulich was mit ENDSEEKER? Wenn meine alten Denklappen mich nicht täuschen, haben die Hamburger Jungs an jenem lustigen, aber leider unkomfortabel heißen Abend des diesjährigen Summer Breeze etwas von einer neuen Rille in den Raum geworfen. Und tatsächlich ist besagte Vorhersage nun laute, zerstörerische Wahrheit geworden: "Global Worming", die Vierte besagter (zum Aufsteigen verdammten) Band aus dem Norden.

Was von einem ungeübten Leser-Auge womöglich als Rechtschreibfehler missinterpretiert werden könnte, ist tatsächlich und – wie dem fleißigen ENDSEEKER-Hörer wohlgeläufig – gewollt. Denn wie schon der famose Vorgänger "Mount Carcass" hat auch "Global Worming" die Eigenschaft, die aktuellen Missstände und Frustverursacher unserer Welt zu thematisieren und den durch sie gestifteten Unmut in ein feuchtfröhliches Schlachtfest zu kanalisieren. Im Hier und Jetzt (wie auch an besagtem Summer Breeze…) plagt uns die sengende Sonne, bis nur noch stinkender Urea-Heißdampf im Urinal landet – in ENDSEEKERs Gute-Nacht-Geschichten hingegen werden alle von Zombie-Würmern gefressen…das Ergebnis ist im Endeffekt dasselbe: Mutter Erde atmet durch…wenn sie denn selbst keine Würmer bekommt. Auf "Mount Carcass" waren es die Professoren der You-Tube-Universität, auf "Global Worming" sind es die (im übertragenen Sinne) gespaltene Gesellschaft und jene Vollprofis, die sich im Frust über eine dysfunktionale Regierung den Schulhof-Rowdys zuwenden und damit ihrer Gesellschaft einen veritablen Bärendienst leistet.

Doch genug Entwurmungskur und Sozialkritik! Musikalisch liefern ENDSEEKER wieder ausnahmslos und par excellence ab. Zum Einen schaffen die Hamburger es, scheinbar schnöden Elchtod so unterhaltsam und genial an den Mann zu bringen, dass man gar nicht anders kann, als seine Home-Office-Überreste oder eine beliebige andere Lokalität zu verwüsten. Wer's nicht glaubt, darf sich gerne am Titelsong "Global Worming" oder "Our Only Life" laben und sich vom Gegenteil überzeugen lassen. Zum Anderen zeigt sich das Songwriting der Hamburger auch im vierten Langlauf von seiner besten und facettenreichsten Seite: vom dezenten Spiel mit Dissonanzen in "Violence Is Gold" über geniale Midtempo-Dampfwalzerei in "Wheel Of Torture" bis hin zu "Hanging Gardens", das sich noch ein Stück mehr vom schulbuchmäßigen Schwedeath loslöst und mit ausgefallen-melodischem Riffing inkl. Oktaven besticht. Zu guter Letzt variiert der Rausschmeißer "Nemesis" nahezu theatralisch zwischen den Extremen, überrascht mit seiner vernebelt-atmosphärischen Leadpassage und lässt den Dreher insofern ein stückweit gemäßigt ausklingen.

Auch der hervorragende Sound des Vorgängers wurde weitgehend beibehalten und nur dahingehend geringfügig modifiziert, dass die Gitarren etwas aggressiver zur Geltung kommen. Dass die Drums hierbei aufgrund ihrer abermals sehr natürlichen Produktion minimal leise rüberkommen, nehme ich bei einem Ergebnis wie diesem und in Anbetracht der unzähligen Trigger-Katastrophen am Markt nur zu gerne in Kauf.

Zugegeben: nach einem Überalbum wie "Mount Carcass" hatte ich ein wenig Bedenken, ob das montane Level gehalten werden kann. Doch am Ende war es nach ungefähr drei Hörsekunden genauso wie nach dem ersten Blick in die Augen meines kleinen Sohnes: ein kurzes, zustimmendes Nicken und "danke, keine weiteren Fragen"! "Global Worming" begegnet seinem Vorgänger "Mount Carcass" vollends auf Augenhöhe und zeigt, dass auf die guten alten ENDSEEKER immer Verlass ist – womit meine immerwährenden Laudationen auf die Hamburger für die nächsten plusminus zwei Jahre gesichert wären!



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (23.10.2023)

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