ETERNAL STORM - A Giant Bound To Fall

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VÖ: 16.02.2024
Bandinfo: ETERNAL STORM
Genre: Melodic Death Metal
Label: Transcending Obscurity Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Da kamen sie im Gegensatz zum Verfasser mal eine Ecke schneller aus dem Quark: die Spanier von ETERNAL STORM, die sich mit rund viereinhalb Jahren vergleichsweise wenig Zeit für ihr neues Album "A Giant Bound To Fall" genommen haben. Wir erinnern uns: für das vorangegangene Album "Come The Tide" zogen glatte zehn Lenze ins Land, in denen lediglich eine EP und ein Split-Release erschienen, doch der Debüt-Dreher hatte es in sich und avancierte zu den ausgefallensten Melodeath-Highlights, die meine frequentierten Ohren in den letzten Jahren erlauschen durften.

Zugegeben: rückblickend bereue ich es ein wenig, diesem tollen Album seinerzeit nur vier Punkte gegeben zu haben, weil das Songwriting phänomenal, die Melodien zum Verlieben und der Sound ausgewogen und warm war. Umso verdrießlicher, dass der Nachfolger dem Erstling nicht das Wasser reichen kann. Ob es daran liegt, dass das unbarmherzige Besetzungskarussell nur zwei Herrschaften des damaligen Lineups übrig gelassen hat oder aber am Umstand, dass ETERNAL-STORM-Alben schlichtweg Zeit brauchen, um zum Kracher zu reifen, vermag ich nicht zu beurteilen. Fest steht jedoch der Eindruck, dass von den lieb gewonnenen und zuweilen singulären Trademarks nur noch wenige existent oder auf gleichem Niveau geblieben sind.

Der Grund dafür ist schnell gefunden: das Songwriting des Zweitwerks wirkt überwiegend eintönig und verschlafen…und im Gegensatz zum Vorgänger leider bei der Mehrzahl der Stücke. Die progressive Komponente nimmt Überhand, traurigerweise jedoch in einer Art Post-"Dance-Of-Death"-IRON-MAIDEN-Progressivität, die in unnötig langen und spannungsarmen Songs resultiert. Begonnene Spannungsbögen verlaufen sich in der Leere, Höhepunkte sind rar gesät und der Abwechslungsreichtum scheint der Inflation zum Opfer gefallen. Auch die wahrlich verzaubernden Melodien, mit der sich ein Song à la "Detachment" auf ewig in das Herz eines jeden Metalfans brennt, muss man auf "A Giant Bound To Fall" mit der Lupe suchen, so z. B. in "A Dim Illusion" oder "Sleepers", wo man besagte Trademarks in abgeschwächter Form findet. Einzig der an letzter Position stehende Titelsong weiß in dieser Hinsicht auf ganzer Linie zu überzeugen.

Auch der Sound hat ein Stück weit an Charme eingebüßt. Nicht, dass die Produktion schlecht wäre, das auf keinen Fall – doch ist der warme und in sympathischer Weise kantige Sound des Vorgängers einem glattgebügelten, um nicht zu sagen unauffälligen Klanggewand gewichen, das wenig Reize und Impulse setzt, wodurch sich ein gehobenes Wohlgefühl beim Hören in Grenzen hält. Insofern steht der Albumtitel "A Giant Bound To Fall" leider sinnbildlich für eine Lernkurve mit auf dem Kopf stehenden Steigungsdreieck…für einen sprichwörtlich taumelnden Giganten oder aber einen Schritt nach vorne und zwei zurück. Ein schlechtes Album ist der Dreher indes nicht – für Fans progressiver Melodeath-Kost bietet er durchaus gescheite Kost fernab der alltäglichen Fließbandware, doch im unweigerlichen Vergleich mit dem sehr charmanten Vorgänger überwiegen die Fortschritte mit Vorzeichenfehler.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (06.03.2024)

WERBUNG: Hard
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