12.11.2017, Komma, Wörgl

LACUNA COIL & CELLAR DARLING & SINHERESY

Veröffentlicht am 16.11.2017

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Nach dem Auftritt von ARCH ENEMY mit Alyssa White-Gluz im Mai 2015 wurde es wieder einmal höchste Zeit für einen Auftritt einer der „hottest women in rock and metal“ im Komma, und zwar Cristina Scabbia mit LACUNA COIL. Aber das war noch nicht alles, denn auch die beiden Support-Bands aus Italien und der Schweiz konnten mit sympathischen und charismatischen Frontfrauen punkten. Dass ausgerechnet am selben Tag HALLOWEEN in München ein Gastspiel ihrer „Pumpkins united“-Tour gaben, war leider nicht gerade förderlich für den Besucherzustrom. Gerade diesen hätte ich allerdings den drei Bands auf ihrem einzigen Tourstopp in Österreich gegönnt…

Den minutiös pünktlichen Anfang machten SINHERESY aus Triest um halb Acht. Und so beginnt mein Bericht, wie eigentlich keiner beginnen sollte, nämlich mit „wir sind zu spät gekommen“. [Du hast ja keine Ahnung, WIEviele Berichte so beginnen...; Anm.d.Korr.] Leider haben wir somit von der wirklich talentierten Cecilia Petrini und ihren Männern nur mehr die letzte Nummer mitbekommen. Die italienienische Symphonic Metal-Truppe ist bereits seit 2009 zusammen auf der musikalischen Reise, dementsprechend gut aufeinander eingespielt sind auch die beiden Sänger Cecilia Petrini und Stefano Sain bei ihren Duetten. Ihr drittes Album „Domino“ erschien heuer im April, natürlich habe ich ein wenig reingehört und kann definitiv eine Empfehlung aussprechen für Fans von NIGHTWISH, XANDRIA, LEAVES EYES, aber auch EPICA oder WITHIN TEMPTATION.

Anschließend wurde die Bühne geräumt für CELLAR DARLING aus der Schweiz. Hä, Liebling aus dem Keller? Das Rätsel um den Bandnamen habe ich erst im Anschluss an die Show gelöst, als ich mir ein älteres Interview der Sängerin Anna Murphy durchgelesen habe. [Interviews mit unserer Anthalerero wären da übrigens auch sehr aufschlussreich...; Anm.d.Korr.] Neben dem Bandnamen, der sich anscheinend aus „Dunkelheit“ (Cellar) und „Licht“ (Darling) zusammensetzt, galt es nämlich noch mehrere Rätsel zu lösen. Wie zum Henker heißt dieses seltsame Instrument, an dem Sängerin Anna Murphy dreht, von dem ich allerdings nicht viel gehört habe? Fans des Folk Metal werden sich jetzt an den Kopf fassen, aber ich hatte tatsächlich noch nie zuvor eine elektronische Drehleier, auch Hurdy Gurdy genannt, live gesehen. Jedenfalls erzählte Anna Murphy, ihre Band hätte sich erst vor einem Jahr formiert, sie sind Freunde, die zusammen Musik machen und Geschichten erzählen. Alles in allem wirkte sie sehr schüchtern und zurückhaltend, deshalb war ich umso überraschter, als ich im Zuge meiner Recherche las, dass es sich bei der Band um drei ehemalige Mitglieder der Schweizer Folk Metal-Band ELUVEITIE handelt.

Für Genrefans bestimmt ein guter Geheimtipp, auch das Debutalbum „This Is The Sound“, welches die Band spontan bei Nuclear Blast unterbringen konnte (wobei die ehemalige Beziehung zu ELUVEITIE bestimmt nicht hinderlich war…). Besonders hervorhebenswert ist für mich der Drummer Merlin Sutter, der arbeitete wie ein Tier, einige Drumsticks verbrauchte und überhaupt den Eindruck machte, eher aus dem Thrash-Metal-Bereich zu kommen. Meine subjektive Meinung besagt, dass Anna Murphy ohne weiteres noch etwas „mehr Gas“ geben kann beim Gesang, bei den sehr nachdrücklich gesungenen Passagen kommt ihre ausgezeichnete Stimme toll zur Geltung, nur leider sind diese eher selten. Beschwören, klagen, flehen – wahrscheinlich ist es genau das, worauf es bei „Avalanche“ ankommt – ich brauche trotzdem ein wenig mehr Power…

… und dir kam, in Form von LACUNA COIL und der 1,60 m kleinen Power-Frontfrau Cristina Scabbia. Als ich die Masken der Bandmitglieder sah, fragte ich mich kurz, ob ich denn ein Déjà-vu hätte – zu Halloween stand doch Peter Tägtgren mit PAIN auf der Bühne! Aber das zombieartige Make-Up und die Outfits à la Zwangsjacke und Krankenhausnachthemd waren schließlich Teil der „Delirium“-Show, in der sich alles um Irrenanstalten und Wahnsinn dreht. [Wie bei Stormbringer auch! Anm.d.Korr.] Sofort mit dem Opener „Ultima Ratio“ hat Signora Scabbia das Publikum für sich gewonnen. Während normalerweise bei diesen Genres eher Sopranstimme auf Growls trifft, schmettert Cristina Scabbia ihre Songs in kraftvollem Alt, ergänzt vom männlichen Gegenpart Andrea Ferro. Dieses bereits achte Album wurde in vielen Rezensionen als das härteste und raueste von LACUNA COIL bezeichnet – zu Recht! Ecken, Kanten und Einflüsse aus den verschiedensten Genres – von Death bis Alternative – machen "Delirium" zu etwas Besonderem. Der stimmliche Kontrast der beiden Sänger fasziniert, und auch wenn sie uns bei „Nothing Stands In Our Way“ eindringlich „You feel nothing!“ skandieren ließen, so habe ich dennoch ziemlich viel gespürt – Power und Energie! Beim härtesten, riffgewaltigsten und namengebenden Song des Albums „Delirium“ kommt dies besonders zur Geltung. Bei „Naughty Christmas“ verwandelte die Effekt-Schaummaschine die Bühne kurz in ein vorweihnachtliches Schneeszenario, bevor es jedoch zu romantisch wurde, fetzte Cristina Scabbia bei „House Of Shame“ jeden Funken wieder weg…

Anschließend gab es die Gelegenheit, sich CDs und ähnliches am Merch-Stand von allen drei Bands signieren zu lassen. Auch Fotos und ein paar persönliche Worte waren möglich, genau diese fast schon familiäre Atmosphäre macht Konzerte im Komma immer zu etwas Besonderem. Ein toller, gelungener Abend, den sich leider wieder einmal zu viele entgehen ließen…


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