Interview: Dies Ater - Impurus

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Verbrannte Erde ist fruchtbar!

DIES ATER aus Berlin gehören zum schwarzmetallischen Urgestein der deutschen Szene! Mit "Hunger For Life" hat die Band ihr aktuelles Album nun auch auf Vinyl heraus gebracht. Zeit, Bandkopf Impurus auf den Zahn zu fühlen! Feuer frei für ein erfrischend ehrliches Sperrfeuer!

Text: Alex M.
Veröffentlicht am 06.09.2013

DIES ATER sind eine der dienstältesten deutschen Black-Metal-Bands. Erzähl mal von der Entstehung und der Zeit damals. Was hat euch inspiriert?

Keine Ahnung. Du musst wissen, dass wir in den letzten Jahren schon ziemlich viel gesoffen haben und man im fortschreitenden Alter immer vergesslicher wird. Daher können wir auf die Frage nicht adäquat antworten.

Ihr wart auch bei Last Episode, die ja sehr berüchtigt waren. Wie waren denn eure Erfahrungen so?

Wir hatten natürlich Bedenken dort zu unterschreiben. Schließlich waren 90 Prozent der Bands auf dem Label Sondermüll. Wir sahen jedoch nicht ein, dass man den Vertrieb, die gute Werbung und das relativ großzügige Studiobudget den schlechten bis sehr schlechten Bands überlässt. Auch der damalige Vorwurf einzelner Idioten, wir hätten „nur des Geldes wegen“ bei Last Episode unterschrieben ist schlichtweg absurd und grenzt schon fast an mitleidserregende Naivität. Geld war nie entscheidend. Es war Mittel zum Zweck und der Spruch „Am Ende wird alles gut“ traf auch hier zu: Der Laden machte kurz darauf Pleite und Karsten Jakob (Inhaber) ging irgendwo im Orkus der Geschichte baden. Genauso auch wie unser späteres Label Twilight. Beide Firmen haben uns gut unterstützt, was uns aber nicht davon abhielt in trauter Runde feierlich das Glas auf deren Untergang zu erheben. Prost!

Habt ihr keine Bedenken gehabt, mit Bands wie MYSTIC CIRCLE auf einem Label zu sein, die ja schon zur damaligen Zeit, sagen wir mal, umstritten waren?

Eigentlich nicht, siehe vorige Antwort. Ein alter Hut, der nach 15 Jahren auch keinen mehr interessiert.

Ihr habt ja schon immer recht gern experimentiert, es gab ja auch dieses FALCO-Cover! Ziemlich ungewöhnlich für eine Black-Metal-Band! Wie kam es dazu?

Im Black Metal sind Coverversionen nichts besonderes mehr, da zumeist nur nur alte Metal-Klassiker verwurstet werden. Das sollte bei unserer Version von „Out Of The Dark“ anders werden. Abgesehen davon, sind wir nach wie vor Fans von ihm und teilten auch dieselben Leidenschaften. Man hätte mit ihm bestimmt gut auf die Scheiße hauen können.

Ihr hattet euch ja auch zwischenzeitlich aufgelöst. Was war denn der Grund?

Irgendwie waren wir zu jener Zeit gefangen in der Besenkammer des Wahns und sind über uns selber gestolpert. Hinzu kamen private Veränderungen mit ins Spiel, sodass wir 2009 keinen Ausweg mehr sahen als die Band den Flammen zu übergeben. Wir hatten viel erlebt mit der Band und feierten auch manche Erfolge, doch die Luft war nach so viel Jahren einfach raus. Wir organisierten in Berlin noch ein großes Abschiedskonzert und gingen fortan getrennte Wege, ohne uns jedoch komplett aus den Augen zu verlieren.

Was gab den Anlass zur Wiedervereinigung?

Fall & Rise!!! Wir sind eben doch noch keine 80 und sitzen mit langen grauen Bärten auf der Parkbank und rauchen Friedenspfeifen!

Ihr hattet ja letztens einen Auftritt beim „Runen der Nacht“ in Österreich. Das scheint ja recht interessant gewesen zu sein, gib doch mal zum Besten, was da so los war!

Recht Interessant?! Welch nette Umschreibung… Nun, dort waren wir wohl etwas fehl am Platze, denn im Prinzip war es ein sogenanntes „Humppa Humppa“-Pagan-Festival mit all seinen albernen Abarten. Wer im Schottenrock fröhlich das Methorn schwingen will, ist bei DIES ATER falsch. Wir sind große Gegner dieser hirngenieteten Kirmes-Scheiße!!! Somit gab es keine Verständigung zwischen uns und dem anwesenden Party-Mob. Es ist nicht komisch, mit einem Plastikschwert übers Festivalgelände zu laufen oder im Kaninchenkostüm Jägermeister zu saufen. Es hat auch nichts mit „Viking“ zu tun, wenn Bands mit Schwuchtelröcken auf der Bühne stehen. Sowas ist in Berlin unserem Bürgermeister und seinen rosa Horden vorbehalten.

Black Metal ist aus dem Underground gewachsen und eine relativ etablierte Metal-Spielart. Wie findet ihr diese Entwicklung?

Wir würden sagen, dass es diese Entwicklung schon seit spätestens 1997 gibt, als die ersten BM-Bands auf Nuclear Blast unter Vertrag genommen worden sind. Von daher hat sich längst ein gewisser Gewöhnungszustand eingestellt. Verbrannte Erde ist fruchtbar! Weder interessieren uns jene „großen“ Bands sonderlich, noch die zahlreichen DARKTHRONE- und BURZUM-Rülps-Kopien aus dem sogenannten „Underground“. Es gibt fernab von Black Metal so viel zu entdecken, sodass wir uns nicht darauf versteifen müssen, unbedingt nur BM zu hören.

Das Revolutionäre und Mystische ist sicher nicht nur für uns raus. Aus einem gewissen Traditionsbewusstsein sind wir aber noch immer dabei und unserem Stil treu. Siehe unser letztes Album „Hunger For Life“! Es ging deutlich zurück in die Anfangstage und jene Zeit lässt uns definitiv nicht kalt. Wir haben diese Musik anders kennengelernt und bevorzugen nach wie vor die zeitlosen Scheiben aus den Anfängen. Aktivismus, Alkoholismus, Ideologie und vieles mehr prägten diese Zeit... zur aktuellen Entwicklung des Black Metals können wir daher kaum etwas sagen. Es kann ruhig so weitergehen. We don´t care! Wir begrüßen jede Form von Untergang.

Da Black Metal immer sehr ideologisch aufgeladen ist und auch sehr strikt in seiner Definition, was haltet ihr von Bands die jede Art von Diskussion über Glaubensfragen meiden? Ist Black Metal ohne Satanismus überhaupt möglich?

Nein! Non Serviam!

Wie geht’s bei euch weiter? Sind Auftritte geplant, steht ein neues Album an?

Wir werden wohl noch eine Weile kreativ sein, können aber derzeit nicht sagen, wann und ob es einen Nachfolger zu „Hunger For Life“ geben wird. Konzerte für nächstes Jahr sind in Verhandlung… alles ist gesagt.


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