Interview: SOEN - Martin Lopez

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„Imperial“ ist das heftigste unserer Alben bisher. Wir haben bewußt versucht, dem Ganzen mehr einen „metal vibe“ zu geben im Vergleich zu den früheren Scheiben, die noch stärker progressiv ausgerichtet waren.

Corona hat uns ans „virtuelle“ Telefonieren gewöhnt (und an die Probleme dabei). So war es bis zur Internetstörung ein angenehmes Skype-Gespräch mit Drummer Martin Lopez von SOEN, in dem Martin viel Interessantes von SOEN, dem aktuellen Album „Imperial“ und der Gesamtsituation an sich erzählte…

Text: Luka
Veröffentlicht am 10.02.2021

Hallo Martin, danke dass Du Dir Zeit für ein Gespräch nimmst! Wie läufts bei Dir?

Danke Luka, mir geht’s gut. Die Lage mit Corona ist derzeit nicht einfach, aber ich denke das ist überall so…

Richtig, auch in Österreich ist es derzeit nicht sehr angenehm mit dem Virus. Hat sich das denn auf die Aufnahmen vom neuen Album „Imperial“ ausgewirkt?

Im Grunde nicht. Von der Herangehensweise bei SOEN ist es ja so, dass zuerst Joel (Sänger Joel Ekelöf, Anm.) und ich die Songs herausarbeiten, bevor dann Lars (Keyboarder/Gitarrist Lars Ahlund, Anm.) und später die anderen Jungs (Gitarrist Cody Ford und der neue Bassist Oleksii “Zlatoyar” Kobel, Anm.) daran arbeiten. Die Zusammenarbeit mit Cody bzw. Oleksii ist sowieso hauptsächlich virtuell, da Cody in den USA und Oleksii in der Ukraine lebt, das heißt die Zusammenarbeit läuft hauptsächlich über das Verschicken von Audiofiles… Außerdem war das Songmaterial zu „Imperial“ schon zu ungefähr 95 Prozent fertig, bevor der Corona Ausbruch gekommen ist.

Ihr hattet ja zwischen „Lykaia“ (2017) und „Lotus“ (2019) einen Wechsel an der Gitarre, Cody ist für Marcus Jidell gekommen. Bei den unterschiedlichen Konzerten während der Album-Touren ist mir da der große Sound-Unterschied zwischen Marcus mit seinem eher vollen Sound und Cody mit der eher klaren Note aufgefallen. War ein neuer Sound etwas was ihr angestrebt habt, oder hat sich das ergeben?

Nein, der Sound von Cody war ein wichtiger Grund ihn in die Band zu nehmen. Die Art wie er spielt, sein Sound, seine Soli, und mit wie viel Emotion er spielt gefällt uns sehr gut, und wir versuchen auch die Songs so zu schreiben, dass das gut dazu passt. Außerdem ist Cody nicht nur ein toller Musiker, sondern auch ein toller Mensch, und passt sehr gut zur Band.

Wie kann man sich das Geschehen in einer Band die über die Erde verstreut ist so vorstellen? Habt ihr Bandbesprechungen über Zoom oder so etwas?

Tja, im Grunde versuchen wir so viel wie möglich über Facetime oder ähnliches in Kontakt zu bleiben. Wobei es im Grunde derzeit sowieso nicht allzu viel zu besprechen gibt, da das Album ja fertig ist aber wir nicht touren können. Das Bandgeschehen beschränkt sich also derzeit eher auf das Geben von Interviews… Wir können es jedenfalls kaum erwarten, wieder einmal gemeinsam in einem Proberaum zu sein und die neuen Sachen zu spielen, bevor wir dann endlich wieder auf Tour gehen können.


(c) Ola Lewitschnik

Richtig, die geplante „Imperial“-Tour musstet ihr ja auf Ende des Jahres verschieben. Rechnest Du damit, dass dann Konzerte wieder möglich sind?

Ich hoffe es schon stark. Wir brennen alle darauf, wieder Konzerte zu spielen und „Imperial“ n die Leute zu bringen. Wir würden gerne live auch mal etwas Neues probieren, zum Beispiel hatten wir schon mal vor, akustische Konzerte ohne Verstärker zu spielen, vielleicht mit einem Streichquartett.

Das wäre sicher spannend! Würde wahrscheinlich auch gut zur Stimme von Joel passen…

Ja, das sehe ich auch so! Joel kann ja super singen, er hat das gut drauf und macht die Songs so richtig „mellow“.

Ich hoffe ja auch, dass ihr bald wieder zum Touren kommt. Diese Zeiten sind für freiberufliche Musiker sicher extrem schwer, da ja die Einnahmequellen aus den Touren wegfallen.

Richtig, wie gesagt ist es keine einfache Zeit. Das gilt aber nicht nur für uns als Musiker, sondern für alle die in irgendeiner Art und Weise damit zu tun haben – die Live-Crews, die Merch-Leute, die Lokalbesitzer und so weiter… es ist schlimm für die ganze Musikbranche.

Dann gehen wir mal zu einem erfreulicheren Thema: „Imperial“ ist ein (fast schon gewohnt) starkes Album. Es klingt unverkennbar nach SOEN, ist aber diesmal etwas heavier geworden, stimmst Du mir da zu?

Definitiv, „Imperial“ ist das heftigste unserer Alben bisher. Wir haben bewußt versucht, dem Ganzen mehr einen „metal vibe“ zu geben im Vergleich zu den früheren Scheiben, die noch stärker progressiv ausgerichtet waren.

 

 

Was war der Grund dafür?

Wir wollten einfach ein direkteres Album machen, mehr „straight to the point“.

Wobei die Riffs ja heavy sind, aber trotzdem noch komplex, man höre etwa „Antagonist“ oder „Dissident“…

Ja, auf die progressive Seite wollten wir nicht verzichten… Das finden wir wichtig, dass wir heavy sein können aber trotzdem spannende Riffs schreiben können, die nicht langweilig werden.

Auf „Imperial“ schafft ihr damit auch einen guten Kontrast zu den eher melodischen gefühlvollen Refrains, die Joel so gut hinkriegt.

Klar, wir finden auch dass sich dadurch eine sehr gute Dynamik in den Songs entwickelt.

Gibt es eigentlich ein Konzept oder ein „mind-set“ hinter „Imperial“?

Im Grunde nicht. Wir haben nicht konkret Songs für ein Thema geschrieben, sondern haben einfach versucht Songs zu machen die uns gefallen, und das Album ist daraus gewachsen. Wir wollten einfach ein Album machen, dass besser als das letzte ist und uns auch als Musiker weiterentwickeln. Versteh mich nicht falsch, „Lotus“ ist auch ein tolles Album und wir lieben es, aber mit „Imperial“ haben wir aus meiner Sicht noch einen draufgesetzt.

„Imperial“ fühlt sich auch tatsächlich als das reifste Album der Band bisher, mit einem charakteristischen Kern oder roten Faden, der das Album zusammenhält und es sehr homogen klingen lässt. Was sicherlich auch mehr eurem direkteren, heftigeren Ansatz geschuldet ist, auch wenn Songs wie das ruhige „Illusion“ oder „Modesty“ mit seinen Keyboard-Parts sich ein bisschen abheben.

Ja, ich denke auch dass das unser „erwachsenstes“ Album ist. Wir wollten diesmal auch vom Sound her eher auf die Songs schauen und nicht auf die einzelnen Instrumente, was vielleicht auch dazu beigetragen hat.

Zum Abschluss noch eine persönlichere Frage: wie viele Stunden am Tag übst Du eigentlich Schlagzeug?

Gar nicht.

Im Ernst?

Ja, ich habe zum letzten Mal geübt als ich so etwa 18 Jahre alt war. Ich habe einfach gemerkt, dass das Drumming mit dem vielen Touren auf Dauer ein bisschen langweilig wird. Um auch weiterhin Spaß zu daran zu haben, möchte ich seitdem nur mehr spielen, wenn es mich wirklich reizt. Ich habe so in dem Alter zwischen 11 und 18 wirklich extrem viel gespielt und geübt, heute probiere ich lieber neue Sachen aus oder Spiele Gitarre.

Alles klar. Martin, danke für das angenehme Gespräch.

Danke auch dir, alles Gute!

 

Unser Review zu "Imperial" kannst Du hier lesen

 


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