Interview: AGATHODAIMON - Martin "Sathonys" Wickler

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Mittlerweile versuchen wir, einen Mittelweg zu gehen, indem wir grundsätzlich auf unseren Black Metal-Wurzeln aufbauen, aber uns auch die Freiheit nehmen, viel dazu auszuprobieren.

Die wiederbelebten Black-/Dark-Metaller mit innovativem Einschlag melden sich mit "The Seven" zurück. Ein guter Grund um mit Bandkopf Martin "Sathonys" Wickler über aktuelle und alte Alben, Weiterentwicklung und Konstanten zu sprechen

Text: Luka
Veröffentlicht am 23.03.2022

Hallo Sathonys, danke dass Du Dir Zeit für uns nimmst! Erst einmal muss ich sagen dass es schön ist dass es Agathodaimon nach einer längeren Pause wieder gibt! Du hast ja die Band 2014 aufgelöst. Wie ist es zur zwischenzeitlichen Auflösung gekommen, und was ist der Grund dass es die Band jetzt wieder gibt?

Hm, ich hätte gerne einen coolen Grund warum die Band damals aufgelöst wurde – in Wahrheit sind es persönliche Gründe. Ich bin damals Vater geworden und es war sehr viel los bei mir, was dazu geführt hat dass ich für AGATHODAIMON nicht viel Zeit gehabt habe. Und mir war die Band immer sehr wichtig, und ich wollte keine halben Sachen machen. 2018 habe ich mich dann mit dem Gedanken wieder gespielt AGATHODAIMON wiederzubeleben, und wir haben neue Mitglieder bzw. Musiker gesucht. 2020 hat es dann geklappt – und dann kam Corona…

Richtig, das hat wohl viel verändert. Wie hast du die Musiker rekrutiert – von der letzten Inkarnation, die noch „In Darkness“ (2013) gemacht hat, ist ja nur noch Sänger Ashtrael (Chris Bonner) dabei…

Wir sind den klassischen Weg gegangen, haben Anzeigen geschaltet, Freunde gefragt, Auditions gemacht. Das war ein langwieriger Prozess – einige Leute waren da, dann aus unterschiedlichen Gründen wieder weg, bei anderen hat es wieder insgesamt nicht gepasst. Am Ende haben wir mit ein paar Leuten geprobt und so lange ausprobiert, bis die Besetzung letztenendes gepasst hat.

Du hast ja Corona angesprochen – war das damals ein Problem neue Mitglieder zu finden, bzw. wie macht ihr es jetzt – trefft ihr euch oder läuft viel über Internet?

Das ist gemischt, natürlich ging und geht viel über Internet. Uns ist aber das gemeinsame Proben wichtig, und wir sind auch alle mittlerweile mehr oder weniger im süddeutschen Raum. Ein paar Leute müssen länger fahren (lacht), aber es funktioniert ganz gut dass wir uns regelmässig treffen.

Wie funktioniert das Songwriting in dieser AGATHODAIMON-Version? Die Band war ja immer dein Baby…

Nun ja, ich schaue schon darauf, dass AGATHODAIMON als Kollektiv funktioniert und ich die Ideen nicht diktatorisch reinbringe. Mir ist wichtig, dass sich alle in der Band einbringen, weil die anderen Jungs ja auch unterschiedlichen Stärken haben und das viel zur Vielfalt im Bandsound beiträgt. Ich sehe mich da eher als Dirigent (lacht). Ich muss auch sagen, dass es gerade super passt in der Band, alle bringen sich ein, und es passt menschlich und musikalisch. Vor allem Nakhateth (Gitarrist Michael Wöß, Anm.) hat viel eingebracht und war sehr fokussiert bei „Seven“.

Danke für die Überleitung – gehen wir gleich zu „Seven“ weiter. Wieder mal ein starkes Album, aus meiner Sicht das vielseitigste AGATHODAIMON-Album. Hier ist alles dabei, von Black Metal über Doom, Dark, Symphonik, usw. Ich sehe es fast als progressivstes Album, wie siehst Du das?

Na ja, eigentlich finde ich dass „Higher Art Of Rebellion“ unser progressivstes Album war. Mittlerweile versuchen wir, einen Mittelweg zu gehen, indem wir grundsätzlich auf unseren Black Metal-Wurzeln aufbauen, aber uns auch die Freiheit nehmen, viel dazu auszuprobieren. Menschen entwickeln sich weiter, finden Gefallen an anderen Stilen, und auch die neuen Mitglieder haben viel frischen Wind gebracht. Grundsätzlich sehe ich „Seven“ eher als Weiterentwicklung von „In Darkness“. Das habe ich schon gemerkt, als wir zusammen am ersten Lied gearbeitet haben („Ain’t Death Grand“, Anm.), das auch ganz gut auf „In Darkness“ gepasst hätte. Beim Songwriting zu dem Track habe ich übrigens auch gemerkt, wie viel Spaß es macht und wie gut die aktuelle Besetzung zusammenpasst!

Du hast „In Darkness“ schon angesprochen – wie siehst du „Seven“ im Vergleich zum Vorgänger?

Also ich bin noch immer sehr zufrieden mit „In Darkness“, daher wollten wir auch nicht bewusst etwas anderes machen, sondern die Ideen eher weiterentwickeln. Wir wollten weiter eine gewisse Bandbreite an Stilen haben, aber das Feeling, die Ausstrahlung sollte ähnlich bleiben. Unterschiede sehe ich eher in Details – „Seven“ ist für mich etwas heftiger, energetischer geraten. Aber wir beziehen uns nicht nur auf „In Darkness“, wir haben auch Anklänge an ältere Sachen reingebracht – „The Divine“ sehe ich zum Beispiel sehr in der Tradition von „Ribbons/Requiem“ (vom Debüt „Blacken The Angel“, Anm.).

„Seven“ baut ja vom Konzept her auf den 7 Todsünden auf – kannst Du uns das näher erklären was der Hintergrund dazu war?

Auf „In Darkness“ gab es ja den Track „Favorite Sin“, das hat in Verbindung mit der Tatsache, dass es unser siebentes Album ist zu dem Konzept geführt. Als ich mir das überlegt habe, war ich zunächst skeptisch, über die 7 Todsünden ist schon so viel gemacht worden – Filme, Musik, Bücher etc. Aber es hat dann ganz gut gepasst, auch weil es kein striktes Konzept ist, sondern eher ein Leitfaden oder Rahmen. Jedenfalls haben wir dann das Thema weitergesponnen und sind dann auf die Künstler „Credo Quia Absurdum“ gestossen, mit denen wir uns super verstanden haben. Die haben dann auch das Artwork zum Album gemacht, und wir haben auch zu jedem Song versucht ein passendes Bild zu finden und das auf Facebook laufend veröffentlicht.

Bei „Seven“ kommt es auch zu einem Wiedersehen mit Sänger Andrei „Vlad Dracul“ Rusu (Teil der Band zwischen 1995 und 1999, Anm.), was mich sehr gefreut hat. Wie ist es zu der Zusammenarbeit gekommen?

Ich bin eigentlich immer so nebenbei in Kontakt mit Vlad geblieben. Er ist in Rumänien und macht zwar noch immer Musik, ist aber nicht mehr ganz so aktiv – mittlerweile macht er eher Elektronische Musik. Wir haben aber immer wieder Demos hin und her geschickt, und eine der letzten Sachen die er mit Keyboard gemacht hat, hat mich an die alten Sachen erinnert, also haben wir daran weitergearbeitet, über einen neuen Text haben wir dann entschlossen dass er das doch auch singen könnte. Das hat mich auch sehr gefreut – es ist das erste Mal seit 1999, dass wir wieder musikalisch zusammenarbeiten!

Sehr fein! Nachdem das Album jetzt in trockenen Tüchern ist, habt ihr auch Touren bzw. Konzerte im Plan?

Definitiv, die Planung ist halt leider derzeit durch Corona extrem schwierig. Wir werden auf jeden Fall bei uns ein Release-Konzert machen, und im Sommer sind hoffentlich ein paar Festivals auf dem Plan – das Ragnarök in Lichtenfels, das Metal Gates in Rumänien. Mehr kann ich derzeit noch nicht sagen, wir waren in letzter Zeit so viel mit dem Album, mit Videodrehs etc. beschäftigt dass die Planung noch etwas unklar ist. Aber ich möchte unbedingt auf Tour gehen – Konzerte halten mich als Musiker am Leben (lacht), es ist einfach immer wieder toll das Material nicht nur im Proberaum zu spielen sondern auch vor anderen Menschen und das Feedback von denen zurück zu bekommen!

Das ist sicherlich eine willkommene Abwechslung jetzt auch nach den vielen Lockdowns…

Richtig, das war furchtbar! Das hat uns viel Energie gekostet. Das Timing war auch schlecht – wir hatten gerade die Band zusammengestellt und einen Vertrag unterschrieben (bei Napalm Records, Anm.), als die ersten Lockdowns kamen. Dann waren Proben natürlich unmöglich, das hat uns so richtig den Wind aus den Segeln genommen. Glücklicherweise hat sich die Lage dann entspannt und wir konnten wieder proben, was extrem wichtig war, weil so erst die gute Bindung innerhalb der Band entstanden ist.

Dann wünsche ich euch dass ihr „Seven“ bald tatsächlich und vor vielen Leuten spielen könnt – danke für das Gespräch!

Danke Dir!

 

Hier weiterlesen: Unser Review zu AGATHODAIMON - The Seven


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