07.12.2008, Posthof

METALFEST 2008

Text: PMH
Veröffentlicht am 11.12.2008

Lags am doch sehr stolzen Ticketpreis (33 €uronen an der AK) , am schlechten Wetter oder einfach nur daran dass man mit Kataklysm lediglich EINE kiddietaugliche Band am METALFEST auffuhr? So knapp 500 Metaller sind für einen Wochenendgig und bei DER Location eigentlich fast schon enttäuschend … gut dass wenigstens das Merchandise vielfältig und gerade noch im erträglichen Preisrahmen über die Ladentheke ging, sonst müssten David Vincent & Co. beim nächsten Mal wieder zurück in kleinere Hallen ausweichen; Kultstatus hin oder her… ARSIS Pünktlich um 19Uhr Ortszeit startete die erste (von 3) NuclearBlast-Bands in ihren halbstündigen Set; sind die Alben der vier Amis bisher spurlos an mir vorbeigegangen so muss sich das nach diesem Gig wohl schleunigst ändern: enorm spiel- wie auch poserfreundlich (allein der Bassist: herrlich!) kämpfte man sich trotz breiigem Sound und wieder einmal zu leisen Gitarren durch technisch virtuosen Todesthrash, der sich beim aggressiven Gesang auch schon mal ein paar Tipps von Kreator´s Mille abholte – leider aber weitestgehend unauffällig blieb. Im weiteren Verlauf pulverte man auch viele melodiöse Licks in die Runde, der dazu servierte Circlepit sollte dann mit Abstand das intensivste Erlebnis in den ersten Reihen bleiben. Irgendwie erinnerte mich dieses technisch hochwertige Geprügel mitunter leicht an den guten Chuck von Death (wahlweise auch an TheBlackDahliaMurder oder Darkane) ; songtechnisch servierte man u.a. „We are the Nightmare“, „Worship Depraved“ oder das etwas ältere „The Promise of Never“. Klasse Auftakt und eine Kampfansage an die nachfolgenden Acts!

KEEP OF KALESSIN Etwas eisiger gings anschliessend weiter nach Norwegen – mit dem aktuellen „Kolossus“ im Gepäck ruderten die kayalumrahmten (brr…) ExtremMetaller auch hier mittels übersteuertem Sound zeitweise etwas hilflos durch den Posthof. Wurscht, die Songs waren durch die Bank extraklasse – das Synchronbanging sowie der teilweise dreistimmig vorgetragene Gesang ebenso; „Crown of the King“ & „Winged Watcher“ vom 2006er Bollwerk Armada durfte ebensowenig fehlen wie das aktuelle „Ascending“ oder das etwas ältere „As Mist lay Silent Beneath“ . Mir fehlte bei all der schön anzusehenden Schwarzmalerei / Raserei lediglich die zweite Gitarre im Kontext - wenn sich dann und wann mal ein Solo aus den Boxen schälte ging da schon hörbar was ab… trotzdem: Daumen rauf! Ist schon gut, dass nach 15 Jahren Bandgeschichte die Erfolgskurve mal ein Stück nach oben zeigt… Fakt ist dass KoK mittlerweile eine der wenigen interessanten Bands bei NuclearBlast sind, auch wenn viele Szenebesserwisser wohl gerade deswegen an „Kolossus“ herumnörgeln.

MARDUK Keine Frage, die Alben der Neuzeit sind durchaus gelungene Schwarzmetallexzesse (v.a. „Rom 5:12" kann ich da empfehlen) – live sieht das aber irgendwie anders aus: Frontmann Mortuus hat weder das Charisma von Exsänger Legion oder die Bösartigkeit eines Joakim Göthberg, dazu kommt die Tatsache das bei den paar gespielten Altsongs gleich ein paar Schreie oder Textfetzen fehlten und die unterkühlte Atmosphäre im Gig nach jedem Song mit einem unnötigen Intro/Outro gestört wurde. War schon beim Kaltenbach-Gig im Sommer so, aber nüchtern betrachtet (im wahrsten Sinne des Wortes) hätte man ohne diese Dinger noch einen Song mehr verbraten können. So gabs neben ein paar Oldies („Burn my Coffins“, „Infernal Eternal“, „Blackwingend“) auch einige Nummern aus der letzten Bandphase, die aber bei dem oft gleichförmigen Geprügel nur DieHard-Fans erkannt haben dürften - ich jedenfalls nicht! Der Sound war wieder einmal suboptimal, das Stageacting dazu auch ziemlich hüftsteif - mehr als angemalte Gesichter und das Schwelgen in Erinnerungen (an gute Cds oder Liveshows, je nachdem…) sollte man heutzutage schon erwarten dürfen. Mich hat die „Panzerdivision Marduk“ hier und jetzt nicht die Bohne beeindruckt, live brauch ich die Herren in nächster Zeit auch nicht mehr.

KATAKLYSM Was soll man über eine Band schreiben die man locker 3x im Jahr oder öfter sehen kann/muss ? Dass die Kanucks mit Wunderwuzzi Max Duhamel am Drumschemel keine wirklich alten Nummern mehr spielen ist eh bekannt; der Sound war mal halbwegs annehmbar (obwohl man gleich 2x wegen technischer Probleme einen Stopp einlegen musste … ) und auch Frontsau Maurizio stand in Punkto Geschwafel einem JoeyDeMaio in fast nix mehr nach: sprich - viel Gelaber über den Zusammenhalt der Szene & dass wir´s hier in Österreich so schön haben usw. Naja. Musik gabs auch noch , viel von den letzten 3 bis 4 Alben und einen schön schwedisch sägenden Gitarrensound … Mir war das Ganze dann doch viel zu vorhersehbar, auch wenn die meisten Anwesenden das sicherlich anders sahen: Der Northern Hyperblast ist in meinen Augen zu einem midtempolastigen Windchen verkommen der sich in den Nummern „Prevail“, „As i Slither“ oder „Dreams of Power“ (träumt nur weiter… ) nur mehr an seinen einfachen Riffs aufgeilt und vollkommen auf das junge, vom breaklastigen Altmaterial eh hoffnungslos überforderte Publikum zugeschnitten ist. Fakt ist: in Punkto Spiellaune gabs nix zu meckern - aber statt den tausendfach gehörten „Serenity in Fire“, „Like Angels weeping the Dark“ oder „Crippled & Broken“ hätt ich mir mal einen Song aus der mit eh schon 10 Alben prall gefüllten Schatzkiste gewünscht, der nicht andauernd auf der Setlist steht . Und „Illuminati“ dann auch nicht zu spielen ist sowieso ein klassisches Eigentor, welche die Fans bei „Take the World by Storm“ mit einer lauen Wall-Of-Death auszugleichen versuchen. Pfff … MORBID ANGEL Dann kam sie, die Stunde der Morbiden Engel .. und die Halle leerte sich. Von Kataklysm augepowert machten sie die meisten Nachwuchsrocker vom Acker und überliessen der Todesbleilegende ein halbleeres Schlachtfeld. Denen wars wohl egal, man stürzte sich konzentriert in die Arbeit und hatte endlich mal einen guten (wenn auch zu lauten) Sound als Verstärkung mitgebracht: so knallten die meist aus der Anfangsphase der Band stammenden Stücke amtlich und mit internationaler Unterstützung (an der zweiten Gitarre: Destructhor von ZYKLON) aus den Boxen, das bei einigen Shows fehlende „Fall from Grace“ war – gottseidank – in Linz doch am Start, daneben gabs u.a. „Pain Divine“, das stürmische „Chapel of Ghouls“ (welches man um ein doch etwas langwieriges Solo erweiterte) und noch so einiges aus der guten alten Zeit.

Frontmann Dave hatte wieder einmal seine Müllsack-ähnliches Shirt (das er wohl seit dem Traun-Gig 2005 nicht mehr runterbekommt wie das exzessive Schweissgelage am Stageboden beweist) inklusive selbst aufgepicktem Pentagram am Start, von Gerippe Trey sah man diesesmal noch weniger als sonst (der Pudelhaarschnitt mit Stirnfransen bis zur Nasenspitze wird in ein paar Jahren sicher wieder „in“ sein, keine Sorge - viel mehr Sorgen macht mir hingegen die Tatsache dass seine Gitarre sicher mehr Gewicht als er selber draufhat … um das auszugleichen muss man den Herrn wohl am Bühnenboden festbinden um nicht kopfüber ins Publikum zu rauschen, oder?) - und auch Drumtier Pete sah reichlich abgemagert aus. Kein Vergleich mehr zum Promopic von 1991, mit dem man am aktuellen Posthofmagazin die Frontseite ziert. Dave Vincent hatte hingegen seinen Spass mit dem verbliebenen Anhängern, forderte von ihnen entweder einen Song den sie (oder er) hören wollten und als um Punkt Mitternacht auch noch Soundmann Martin mit einem Ständchen dran glauben musste war schon etwas Verwirrung angesagt. Oder war das dann doch seinen österreichischen Vorfahren gewidmet ? Alles was recht ist, aber das glaubt ihm auch kein Mensch …. Zuviel Honig ums Maul schmieren ist ungesund, und nötig haben dass die morbiden Engel wohl auch nicht. Zumal das Image der bösen Buben mit solchen Aktionen wohl wie Butter in der Sonne schmilzt … Irgendwie ist der Lack grossteils ab, wenn man nur mehr von alten Klassikern leben kann und die letzten CDs fast keinerlei Beachtung (auf der Bühne oder auch verkaufstechnisch ) finden sollte man sich schon ein paar Fragen gefallen lassen: u.a. „wann gibt’s endlich wieder neues Futter für den CD-Player - und - gibt’s darauf auch richtige Songs zu hören und nicht nur technisches Stückwerk ?“ Logo, spieltechnisch betrachtet sind die alten Herren immer noch äusserst kompetent; vorallem Flitzefinger Trey Azagthoth serviert live ein sehr flottes wie arschtightes Programm auf der Sechssaitigen - aber dass die songwriterischen Höhepunkte schon mehr als 10 Jahre zurückliegen kann auch nach diesem Auftritt keiner mehr abstreiten. War im Nachhinehin eher so ein „naja“-Gefühl als die gut einstündige Show von MorbidAngel das diesjährige MetalFest abschloss … Setlist MORBID ANGEL (ohne Gewähr): Rapture Pain Divine Maze Of Torment Sworn To The Black Nevermore Fall From Grace Lord Of All Fevers And Plague Chapel Of Ghouls Dawn Of The Angry Where The Slime Lives Blood On My Hands God Of Emptiness World Of Shit


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