12.02.2013, Viper Room

GRAND MAGUS - Hunting Across Europe Tour

Text: Luka
Veröffentlicht am 18.02.2013

Mit im Internet publizierten Konzert-Beginnzeiten ist das so eine Sache: Auf der Öticket-Homepage steht 20 Uhr, auf der Viper Room-Seite (wo das Konzert stattfindet) ist 19 Uhr angegeben. Der erfahrene Konzertbesucher wählt den Mittelwert, ist um 19.30 Uhr im Viper Room und tatsächlich fängt wenige Minuten später die erste Band an. Publikum ist auch schon zahlreich vorhanden, eine bunte Mischung aus Kuttenträgern und Old-Old-Old-School-Thrashern (Cliff Burton schau owe!) gibt sich die Ehre. Ein multinationaler Abend mit heimischen, englischen und schwedischen Band wird dann von den Local Heroes LOWBAU eingeläutet. Die schon länger aktiven Jungs um Sänger Guy und Drummerin Bea geben wie gewohnt live ordentlich Gas, vor allem die beiden Genannten legen sich ordentlich ins Zeug. Die Saitenfraktion geht da eher gemächlich ans Werk, kann aber technisch auch überzeugen. Geboten werden alte Songs sowie ein Vorgeschmack auf das neue Album „A Darker Shade Of Blues“ – „The Maestro“ nennt sich der neue Track (das Album ist übrigens bei BandCamp verfügbar). Beim ersten Eindruck weicht der neue Track etwas von der gewohnten, groovigen Stoner-/Bluesrock-Mischung ab und geht mehr Richtung Heavy Metal. Interessierte sollten aber auf jeden Fall das neue Album bei der Release-Show am 18. Mai im Escape auschecken. Nach einer knappen halben Stunde müssen LOWBAU dann die Bühne räumen, werden aber von einem anerkennenden Publikum herzlich verabschiedet.

Die erste internationale Band ist dann ENFORCER. Obwohl die Jungs so aussehen, als ob sie nicht alt genug wären um sich Bier kaufen zu dürfen, wird gleich von der ersten Minute an Vollgas gegeben. Nach einem kurzen Intro geht’s mit „Death Rides This Night“ los und im Publikum fliegen die Matten. Vor allem die Old-School-Thrash-Fraktion wird hier voll bedient – zwar kommen die Schweden um 30 Jahre zu spät, aber die Songs gehen gut ins Ohr und in Sachen Stageacting wird hier einiges geboten. Die gute Stimmung auf der Bühne schlägt gleich aufs Publikum über und vor allem die vordersten Fan-Reihen gehen voll ab. Die nächste Dreiviertelstunde wird dann eine Show abgezogen, bei der sich nur ab und zu mal ein kurzes Verspielen oder ein Irrtum bei der Songansage einschleicht. Vom eben erst erschienen Album „Death By Fire“ werden auch einige Songs angespielt, die vom Publikum auch gut aufgenommen werden.

Von den Jungspunden zu den alten Herren – die NWoBHM-Veteranen ANGEL WITCH bilden danach das Kontrastprogramm. Von den Gründungsmitgliedern ist nur noch Bandkopf Kevin Heybourne am Start, wird aber von Bassist Will Palmer, Drummer Andy Prestridge und CARCASS-Legende Bill Steer an der Rhythmusgitarre tatkräftig unterstützt. Tatsächlich hat man vor allem am Anfang des Sets den Eindruck, als wäre Heybourne nicht gerade sehr erfreut, hier zu sein, während der Rest der Band deutlich mehr involviert ist. Kommunikation mit dem Publikum ist bis auf ein paar Song-Ansagen nicht vorhanden und bis auf das eine oder andere Lächeln bei Spielfehlern trägt der Frontmann und Lead-Gitarrist eher eine Leichenbittermiene zur Schau. Das Programm an Hits wird routiniert (bis auf ein paar kleine Fehler) heruntergespielt, die Stimmung im Publikum bleibt trotzdem hoch. Vor allem die älteren Semester unter den Fans zeigen eine erstaunliche Textsicherheit beim Mitsingen. Höhepunkt ist dann natürlich die Band-Hymne „Angel Witch“ als Schlusspunkt, bei der dann alle im Publikum den Refrain mitgrölen.

Pünktlich zur angesetzten Zeit sind dann die Headliner GRAND MAGUS auf der Bühne. Sänger und Gitarrist JB, Bassist Fox und der erst seit letztem Jahr dazugestoßene Drummer Ludwig „Ludde“ Witt haben mit „The Hunt“ eine der besten Heavy Metal-Alben des letzten Jahres eingespielt und mit diesem Erfolg im Rücken spielen sie eine der besten Shows in Wien in der letzten Zeit. Hier wird klar, was eine Weltklasse-Band ausmacht: Super Musiker, super Songs, super Stimmung. JB ist einer der wenigen Kandidaten für eine legitime RONNY JAMES DIO-Nachfolge, Basser Fox drückt im Tieftonbereich alles nieder, und Witt ist einer der besten Schlagzeuger in dem Genre (normalerweise sind Drumsolos ja gute Gelegenheiten, Biernachschub zu holen, aber beim Solo vor „The Hunt“ rührt sich niemand vom Fleck). Erstaunlich, wie viel Druck eine nur dreiköpfige Band entfalten kann. Das Songmaterial kommt von den letzten vier Alben, von „Wolf’s Return“ bis „The Hunt“, wobei das aktuelle „The Hunt“ mit vier Songs knapp am stärksten vertreten ist. Diese Tracks kommen auch am Besten, vor allem „Sword Of The Ocean“ am Anfang und „The Hunt“ und „Valhalla Rising“ am Ende des Gigs sind Kracher vor dem Herrn. Natürlich darf „Hammer Of The North“ als Zugabe nicht fehlen.

Insgesamt ein toller Konzertabend (mit kleinen Abstrichen beim Sound, vor allem bei den Vorbands) mit einer breit gefassten, aber gut gelungenen Mischung aus Genres, mit drei guten Bands und einer hervorragenden Band und einem die meiste Zeit gut gelaunten Publikum.

Setlist ENFORCER:

Death Rides This Night Mistress From Hell Mesmerized By Fire Katana On The Loose Crystal Suite Scream Of The Savage Take Me Out Of This Nightmare Into The Night

Setlist ANGEL WITCH:

Atlantis Confused Dead Sea Scrolls White Witch Sorcerers Gorgon Guillotine Dr. Phibes Angel Of Death Baphomet Angel Witch

Setlist GRAND MAGUS:

Kingslayer Sword Of The Ocean I, The Jury Ravens Guide Our Way Silver Into Steel Starlight Slaughter Wolf's Return Like The Oar Strikes The Water Drum Solo The Hunt Valhalla Rising Iron Will Encore: Hammer Of The North


WERBUNG: Hard
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