13.04.2015, Arena

WHILE SHE SLEEPS

Text: Lora
Veröffentlicht am 23.04.2015

OATHBREAKER, HUNDREDTH, CANCER BATS und WHILE SHE SLEEPS. Als ich von diesem Line-Up gehört habe (und, zugegeben, auch die ein oder andere der Bands gegoogelt habe), war mir schon bewusst, dass das ein sehr bunter Abend in der Arena werden wird. Denn das ist keine klassische Metalcore-Show. Ganz im Gegenteil: Hier stehen vier Bands auf der Bühne, die unterschiedlicher vermutlich gar nicht sein könnten.

OATHBREAKER

waren der erste Act des Abends und begannen ihre Show in der noch relativ leeren Arena. Die Band aus Belgien hat es im Laufe ihres Auftritts geschafft, mich absolut zu verwirren, was deren Zuordnung zu einem Genre angeht. Denn das ist meiner Meinung nach nicht einmal annähernd möglich. Angeblich ist es eine Mischung aus Hardcore, Punk, Black Metal, Sludge und Thrash. Die OATHBREAKER legten gleich ordentlich los, und ja, der Bass hat gewummert. Und das nicht nur ein bisschen! Musikalisch gesehen, kann man definitiv die gerade genannten Genres bestätigen: es gibt symphonische Parts, die auch hin und wieder etwas flotter von der Bühne schallen, aber auch träge, wuchtige Teile. Das ganze wird hin und wieder mit ruhigen, klaren Elementen verbunden. Dadurch entstehen unzählige Tempowechsel. Die Stimme der Sängerin – ja, female fronted - klingt ziemlich schrill. Auffällig war für mich auch das Schlagzeug, das ungewohnt deutlich rüberkam. Die Stimmung war richtig, richtig komisch und ungewohnt: die Lichteffekte, der Klang der Musik, der Nebel auf der Bühne… Hätte mir jemand auf die Schulter geklopft und verkündet, dass jetzt die Apokalypse beginnt – ich hätt’s sofort geglaubt. Das Auftreten der Band wirkte für mich persönlich verdammt distanziert. Was auf der Bühne vor sich ging, war absolut abgelöst von dem, was im Publikum passierte. Sängerin Caro trug ein langes Kleid und hing mehr oder weniger die ganze Show lang über ihrem Mikro, die Haare verdeckten sowohl selbiges als auch ihr Gesicht. Auch wenn die Show auf mich etwas skurril wirkte, steckt definitiv ordentlich Potenzial und Interesse meinerseits in der Band. Die werde ich dann wohl weiterhin verfolgen.

Zweite Bands des Abends waren

HUNDREDTH

, eine amerikanische Hardcore-Band. Musikalisch gesehen ist das Genre hier klar: Melodic Hardcore. Richtiger Melodic Hardcore der rausballert und einschlägt, ganz ohne großartige Schnörkel, aber dennoch den melodiösen Teil nicht vernachlässigt. Hardcore-Bands spielen meiner Meinung nach immer mit dem Risiko, dass sich einfach alles gleich anhört und sich auch Bands untereinander teilweise kaum unterscheiden. Aber HUNDREDTH haben definitiv ihren Stil gefunden und ziehen auch diesen knallhart durch. Wer kann, der kann. Und so baute sich schon während den ersten Songs eine gewisse Spannung auf, gefüllt mit Aggression, Pessimismus und Wut. Diese Spannung wird aber gekonnt immer wieder durch melodiösere Riffs und aufwändige Breakdowns aufgelöst. Die Härte trifft wie ein Roundhouse-Kick mitten ins Gesicht, das Melodiöse hingegen lädt einfach zum Liebhaben ein. Dass sich die Jungs von HUNDREDTH auf der Bühne wohlfühlen, zeigt ihre Show, die voller Bewegung war. Die Stimmung im Publikum war hier schon deutlich näher am Geschehen, es schien allerdings so, als würde das lediglich die ersten drei Reihen betreffen. Der Rest folgte dem Geschehen unauffällig. Was eigentlich echt schade war, denn HUNDREDTH lieferten eine absolut souveräne Show, die wirklich Spaß gemacht hat!

Zeit für die

CANCER



BATS

aus Kanada, die ich an diesem Abend zum ersten Mal live gesehen habe. Vor dem Konzert wurde mir von einem ziemlich begeisterten Fan „ziemlich cooler Hardcore“ versprochen, was in meinen Ohren vielversprechend klingt. Ja, Glückwunsch, das wäre dann die zweite Band an nur einem Abend, die mir ein Rätsel aufwirft, was das Genre betrifft. Hardcore? Ja, aber irgendwie zu melodisch. Also Metalcore. Nein, zu nahe am Hardcore. Wenn man allerdings noch etwas Punkrock und Sludge in den Topf wirft und dreimal umrührt, nähern wir uns dem Ganzen schon eher! Sänger Liam erklärte während des Konzertes, dass er das Line-Up dieser Tour so gerne mag, weil einfach so verschiedene Bands gemeinsam unterwegs sind. Wie recht er doch hat! Fakt ist, die CANCER BATS schlagen mit ihrem Auftritt zielsicher zu, auch wenn sie nur zu viert auf der Bühne stehen. Vereint werden auch in den einzelnen Songs verschiedene Elemente. Da sind diese verdammt melodischen Teile, die ebenso groovig klingen. Was aber melodisch ist, muss nicht melodisch bleiben, denn gegenübergestellt werden brutale und harte Elemente. Insgesamt klingt alles sehr duster und derb. Liams Vocals sind zumeist guttural, teilweise aber auch clear bzw fast schon gerappt. Aber gesamt doch ungewohnt hoch. Ziemliche Treffsicherheit bewiesen die vier Kanadier auch mit ihrem „Sabotage“ - BEASTY BOYS – Cover. Das Publikum war sichtlich begeistert vom Auftritt der CANCER BATS, dies es schafften, endlich mehr als nur die ersten drei Reihen mitzureißen.



Setlist CANCER BATS

Arsenic in the Year of the Snake Trust No One Satellites Lucifer's Rocking Chair Shillelagh Devil's Blood Sorceress R.A.T.S. Bricks & Mortar Road Sick Deathsmarch Beelzebub Sabotage All Hail Hail Destroyer True Zero

WHILE SHE SLEEPS

als Main-Act des Abends gaben schon ab dem ersten Song richtig Gas. Für die Engländer ist es die erste Tour mit dem neuen Album „Brainwashed“ im Gepäck. Satte Riffs, harter Bass, heftige Drums und krasse Breakdowns – ich denke, das trifft das Gesamtbild der Show relativ gut. Sänger Lawrence zeigte sein Können, das auch nach einer Stimmproblemen geschuldeten Pause absolut nicht eingeschränkt ist. Instrumental gesehen war der Auftritt eine verdammt gute Leistung. Live, wie auch auf dem Album „Brainwashed“, wirkt das ganze einfach perfekt. Die Musik ballert dem Publikum hart entgegen, aber durch den Rhythmus groovt es einfach trotzdem. WHILE SHE SLEEPS liefern Songs des neuen Albums und beginnen den Auftritt so direkt mit dessen Intro „The Divide“ um im Anschluss mit „New World Torture“ die Fronten klarzustellen. Auch Klassiker wie zum Beispiel „This Is The Six“, „Seven Hills“ und „Death Toll“ des Debüt-Albums „This Is The Six“ fehlten nicht. Zwischendurch werden auch Instrumentals wie „Kangaezu Ni“ eingeschoben. Interessant war auch das Gewusel auf der Bühne: neben WHILE SHE SLEEPS standen immer und immer wieder unzählige Fans auf der Bühne, sowohl zum Stagediven als auch einfach um halt mal neben der Band auf der Bühne gestanden zu sein. Sänger Lawrence störte das rein gar nicht – er selbst nutze die Bühne in vollen Zügen und auch die Boxen, auf die er kletterte, waren vor ihm nicht sicher. Die Stimmung in der Arena war leider irgendwie zweigeteilt: die vordere Hälfte genoss den Auftritt von WHILLE SHE SLEEPS und drückten das auch mit Moshpits, Circle Pits, Walls Of Death, etc. aus, während der hintere Rest das Konzert eher sehr zurückhaltend betrachtete. WHILE SHE SLEEPS haben in den letzten Monaten einige Herzen erobert, nur hatte ich das Gefühl, als wären davon in der Arena nur wenige gewesen. Als spontan empfand ich das Ende der Show, denn Zugabe gab es keine. Der letzte Song war fest eingeplant und gespielt, die Band verabschiedete sich und das war‘s. Eigentlich fast ein bisschen schade, denn die Show hat wirklich Lust auf Mehr gemacht…



Setlist WHILE SHE SLEEPS

The Divide New World Torture Brainwashed This Is The Six Seven Hills Torment Kangaezu Ni Life In Tension Death Toll Our Courage, Our Cancer Dead Behind the Eyes We Are Alive at Night Our Legacy Trophies of Violence Crows Four Walls Insgesamt war es wirklich ein sehr, sehr bunter Abend, der Fans verschiedener Richtungen ordentlich was bieten konnte. Vielleicht stellt genau dieser Mix für einige auch eine Gelegenheit dar, mal in andere Genres zu schnuppern. Etwas komisch war für mich die Aufteilung in den eskalierenden vorderen Teil und die ruhigere hintere Hälfte, was mir irgendwie das Gefühl gab, als wär die Zielgruppe U16 in Begleitung ihrer Eltern. Nichtsdestotrotz hoffe ich, in den nächsten Monaten noch einiges von den Bands dieses Abends zu hören und weiß, dass ich weitere Shows definitiv besuchen werde. Und meine Eltern, die nehme ich dann vielleicht sogar mit.


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