12.11.2016, Komma, Wörgl

J.B.O. & DRESCHER & ANALphabeten

Veröffentlicht am 16.11.2016

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Es ist Samstag und die Leute sind auf der Suche nach Spaß, Unterhaltung und einer gesunden Portion Humor. Da trifft es sich doch gut, dass sich drei wirklich vorbildlich humoristische Musikgruppen im Komma die Ehre geben und jedem, der diese Art des Zeitvertreibs sucht, eine ordentlich durchdachte und durchwegs überaschende Liveshow zu bieten haben.

Man kennt das ja. 
Das Publikum befindet sich an der Bar, denn die Supportbands haben noch nicht angefangen und eigentlich ist man ja auch nicht wirklich wegen ihnen gekommen. So ergibt sich uns ein wohl jedem bekanntes Phänomen, nämlich dass der erste Act des Abends meist nur einen verschwindend kleinen Bruchteil des Gesamtpublikums erreicht, weil für einige der Abend erst später wirklich beginnt. Und genau hier mein erstes großes Lob an die ANALPHABETEN, die sich nicht mit diesem Schicksal abgefunden haben. 
Als Vorhut der im oberen Stock bereits positionierten Musiker wurden zwei Bläser vorausgeschickt, um die noch ein wenig unbelebte Zuhörerschaft zum Kern des Geschehens zu begleiten. 
Ich bin ein Riesenfan von unaufgesetzten, ehrlichen und innovativen Ideen, die das Bild der Band und das Gesamtkonzept hervorheben und gleichermaßen unterhalten. Und mit dieser Aktion war nicht nur ich schon vor der ersten gespielten Note überzeugt, dass es sich definitiv lohnt diese Band genauer anzusehen.
 

                                                  

 

Und soviel vorweg – wir wurden nicht enttäuscht.
Auf der Bühne erwartete uns die Tiroler Kombo in traditionell angehauchter Livetracht und nahm den Schwung, die Erwartungen und die Energie des Auftakts mit und untermauerte gleich schon mit der Einstiegsnummer das volle Potential, das wir uns alle erhofft hatten. Jeder Song, sauber und auf den Punkt einstudiert und vorgetragen. Professionelles und stimmiges Auftreten, trotz dieser überschwappenden Albernheit ist wirklich nicht selbstverständlich, aber sehr gern gesehen. 
Und auch die Leute waren vollends gefesselt. Nur die wenigsten entfernten sich während des Auftritts wieder in Richtung Bar, denn wer wollte schon versäumen, was uns die Jungs nicht alles an Überraschungen und durchgehendes Schmunzeln hervorrufenden Songs zu bieten hatten.
Wohlwissend, dass es nicht sehr viele geben musste, die so textsicher waren, konnte ich nicht erstaunter sein, welch enormer Anteil der Leute ab Mitte der Show mitzusingen vermochte und das auch noch tat. Offensichtlich ein voller Erfolg für die Band und sicher nicht das letzte Mal, dass wir von den ANAPHABETEN hören werden.

 

 

Nach relativ kurzer Umbauzeit legten die Niederösterreicher von DRESCHER nach. Deutlich härter, dramatischer und mit voller Überzeugung stand hier, wie der Bandname bereits andeutet, alles im Zeichen des Thrash. Wer glaubt, dass Dialekt-Gesang, messerscharfe Extrem-Metal-Riffs und eine Ziehharmonika nicht zusammengehören, der wird hier schnell eines Besseren belehrt. 
Im Gegensatz zu den anderen Gruppen des Abends wurde hier weniger auf Text, mehr jedoch auf instrumentale Präsenz gesetzt und die Mischung stimmte. Eine Wand aus groben Klängen bretterte auf uns zu und riss uns sofort von einem lustig-albernen Beisammensein zu einem satten Thrash-Konzert. Man sah Haare im Takt durch die Luft wirbeln, kleine Andeutungen von Moshpits in Bühnennähe und Horn-förmige Handgesten in Richtung Decke zeigen.
Unpassender Stilbruch des Hauptabendprogramms? Keineswegs! Genau diese stilistische Eigenheit ergab eine angenehme Kurve im Abend und sorgte für Auflockerung und Abwechslung. Auch wenn der Vorgänger mehr Party-Charakter hatte war das Publikum mit vollem Herzen auf der Seite von DRESCHER – und das zu Recht.
Dramatik und Zerstörung, verpackt als Volkstümliche Musik. Diese Mischung eingängig und ausgewogen zu arrangieren ist nichts für Anfänger und DRESCHER fühlen sich in ihrem Genre sehr wohl. Eine fast selbstverständliche Leichtigkeit kann man in jeder gespielten Note hören und das Zusammenspiel der einzelnen Instrumente ist in dieser Form nur nach Jahren erreichbar.  

 

 

Die Bühne, die Leute um mich herum, sogar große beleuchtete Buchstaben im Hintergrund – pink auf weiss, pink auf schwarz, oder einfach nur pink. Es ließ nur einen möglichen Schluss zu – als nächstes spielt J.B.O.
Und weil ich schon bei DRESCHER über Dramatik sprach, das war nichts im Gegensatz zu dem epischen Einzug unseres Headliners.
Das Intro wurde eingespielt, soweit nichts weiter bewegendes. Dann vernahm meine Nase den für ein Metal-Konzert sehr untypischen Geruch von Weihrauch. Gefolgt wurde dieser von zwei in Priesterroben gezwengten Darstellern, die zusammen mit der Band eine Rock-Version vom Vater-unser vortrugen und uns vor Beginn der Show einen Schwur auf den Rock abgeben ließen.

 

 

Und hier starteten über zwei Stunden pures Vergnügen in Form von musikalischem Kabarett.

Sie ließen keinerlei Zweifel daran, dass der Abend ihnen gehörte. Ein Hit jagte den nächsten. Zwar war ein neuer Tonträger mit im Gepäck, aber das hielt die Herren aus Erlangen nicht davon ab, uns die altbekannten und innig geliebten Dauerbrenner um die Ohren zu hauen. Die zuvor erwähnten Priester untermalten das Bühnenbild mit immer wechselnden Kostümen, mal als Boyband, mal als Fred Feuerstein, immer zum Gesamtbild des Songs passend.

Doch nicht nur die von uns allen über Jahre liebgewonnenen Lieder haben uns den Abend versüsst, auch die dazwischen befindlichen Ansagen waren ein voller Genuss. Niemand konnte so wenig Humor haben, sich nicht hin und wieder ein verstohlenes Grinsen zu entlocken – was aber durch die Bank eher als ausgelassenes Lachen ausfiel. 
J.B.O. machten einfach alles richtig an diesem Tag. Die Setlist, ein roter Faden durch elf durchwegs unterhaltsame Studioalben. Die Ausgewogenheit der Songzusammenstellung, angenehm und an keinem Punkt langweilend. 
Zwar merkte man ihnen die Jahre an, doch das tat der Show und der Professionalität des gemeinsamen Musizierens keinen Abbruch. Hier kann die Jugend noch viel lernen. Ein erstklassiger Auftritt von den Großmeistern der humoristischen Musik.

 


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