20.08.022, Summer Breeze Festivalgelände, Dinkelsbühl

Summer Breeze Open Air 2022, Samstag, 20. August

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Samstag, 20. August

Die Sintflut ist überstanden, die Apokalypse überlebt und ein Leben mit Schwimmhäuten zwischen den Zehen zumindest vorübergebend abgewendet. Fröhlich steigt die fleißige Stormbringer-Brigade gegen 14:30 Uhr Battlefield-Ortszeit aus ihren Truppentransportern und sattelt das Marschgepäck, ehe es abermals passiert: Wolkenbruch bei zünftigem Gewitter! Einmarsch bei Donnergrollen, besser könnten es DARK WATERFALL heute nicht treffen. Die Mudsurfer-Olympiade geht im Infield in die Verlängerung, ein putziger Wassergraben trennt die Areale von Main- und T- / Wera-Stage. FIDDLERS GREEN sorgen mit ihrer sprichwörtlich feuchtfröhlich Interpretation von "Whiskey In The Jar" für Stimmung und bekommen es mit irischen Volkstänzen im miefigen Morast gedankt.

Die Hälfte der Mönchsrother Stormbringer-Crüe ist nach der Ankunft auf dem Infield aufgrund des Starkregen-Marsches vom (Privat-)Parkplatz (danke an Nadines Großeltern!) zum Festivalgelände komplett durchnässt bzw. schuhdurchtränkt, so dass nach der offiziellen Pressekonferenz für das Team Siddal/Lustig eine zwischenzeitliche Rückkehr ins pensionsbasierte Pressezentrum unausweichlich ist, während das Duo Miez/Seriousface gemeinsam mit Einzelkämpferin Brandt tapfer die Stellung vor Ort hält. Herr Lustig verpasst auf diese Weise zwar mit ORDEN OGAN eine seiner absoluten Lieblingsbands, dieser Genussverlust wird aber bei der erneuten Bestellung des Mittagsmenüs im Felsenkeller als letztes SBOA-Pensions-Abendmahl (350g feinstes Rumpsteak vom Mönchsrother Charolais auf dem heißen Stein mit den besten Pommes in ganz Bayern!) wieder ausgeglichen.

(Lord/Ernst)

PRESSEKONFERENZ DES VERANSTALTERS

15:45 Uhr, Pressezelt im VIP-Bereich. Während AVATARIUM als Hintergrundbeschallung von der T-Stage einen schwedischen Doom-Kracher nach dem anderen abfeuern, begrüßt die SBOA-Chef-Etage die anwesenden Journalisten zum Meinungs- und Erfahrungsaustausch in Bezug auf das diesjährige Festival. Achim Ostertag (rechts im Bild), Gründer und Boss des Summer Breeze, Roman Hilser (links), der Mann für die Öffentlichkeitsarbeit und Alex Härtel (Mitte), der Marketing- und PR-Chef des Breeze stellen sich den Pressevertretern kurz vor und ziehen ein erstes kurzes Fazit, vom zwar hier und da zu Beginn etwas holprigen, vor allem jedoch äußerst erfreulichen Neustart bis hin zur Regensituation an den letzten beiden Festivaltagen, an denen sich über 50 Liter/m² Wasser auf das Infield und den Campground ergossen. Das SBOA-Trio erklärt einmütig, wie gut die 45.000 anwesenden Fans mitziehen, und dass den Besuchern bislang weder das Wetter noch die anfänglichen Probleme im Sanitärbereich die gute Laune vermiesen konnten.

Auf die Frage eines Vertreters der lokalen Presse, was denn genau die Schwierigkeiten in Bezug auf die Sanitäranlagen gewesen sind, antwortet (ein stimmlich angeschlagener aber sonst gut gelaunter) Achim Ostertag, dass der beauftragte Dienstleister seinen Job mit nur 20% des vereinbarten Personals angetreten hatte. Für die gesamten Shit & Shower-Stationen waren von 70 gebuchten Kräften gerade einmal 14 gekommen, dies wurde von der Firma versucht zu vertuschen. Seit Donnerstag Morgen funktionierte die Reinigung der Shit & Shower-Stationen jedoch wieder. Alex ergänzt, dass am Mittwoch aufgrund der Situation zeitweise das Wasser in einer Station abgestellt werden und ein Betriebsstopp der unbenutzbar gewordenen Anlagen eingelegt werden musste. Jedoch konnte quasi "über Nacht" eine sehr fähige Sanitärfirma engagiert werden, die kurzfristig über 40 Leute eingesetzt hat, um den reibungslosen Betrieb wieder zu gewährleisten und später noch weitere Kräfte zur Verfügung stellte. Dieses Personal war eigentlich nur für den Sanitärbereich gebucht, hilft aber darüber hinaus überall mit, wo Not am Mann ist, und es war ein großes Glück, dass diese großartige Crew noch so kurzfristig gefunden werden konnte.

Die zweite Frage beschäftigt sich mit den im Lauf des Freitages bekanntgewordenen sexuellen Übergriffe beim Crowdsurfing am Donnerstagabend vor der Hauptbühne. Ob das SBOA-Team etwas davon mitbekommen, bzw. wie man darauf reagiert hat. 

Roman erläutert, dass es eine sehr schnelle Entscheidung darüber gab, das Problem den Besuchern gegenüber direkt und öffentlich anzusprechen. Nach der dritten Rückmeldung bei den Breeze-Verantwortlichen ging bereits die zweite deutliche Ansage über die SBOA-Kommunikationskanäle an die Gäste, dass solch ein Verhalten weder auf dem Summer Breeze noch sonst wo Platz hat. Es war für die Veranstalter eine große Herausforderung, dies auf den Punkt zu kommunizieren, da die Community von solchen Vorfällen einfach Kenntnis erhalten muss.

Weiter führt Roman aus: "Natürlich fliegen einem da Gedanken ‚Wie kommt das an?‘ durch den Kopf – aber das hatte sich sofort bei uns erledigt, weil wir wussten, dass wir das ansprechen müssen und wir haben auch keine Angst, dass Leute denken, wir wollen unseren Ruf in irgendeiner Form schützen. Ohne die Fehler anzusprechen, lassen sich Probleme nicht lösen und wird sich nichts verbessern, und das lässt sich auf ganz viele Bereiche ausweiten". 

Und Alex ergänzt: "Wir haben intern unsere Security verständigt und instruiert, dass in solchen Fällen auch entsprechend gehandelt wird. Die Meldekette funktioniert und die Fans wissen, dass sie jederzeit Anlaufstellen haben. Diese wurden auch genutzt. Sowohl das Security-Personal wird als Ansprechpartner genutzt, als auch der Info-Point, und es gibt seit diesem Jahr auch das Awareness-Zelt, welches mehrfach angelaufen wurde. Falls es dort Meldungen gleich welcher Art gibt, landen diese in kurzer Zeit bei uns".

Natürlich sind die Anwesenden auch gespannt auf ein paar erläuternde Hintergründe, warum das Aushängeschild des Summer Breeze Open Airs, die gigantisch Gargoyle-Drehbühne ausgerechnet im Jubiläumsjahr nicht zum Einsatz kommt (dabei werden allerdings auch positive Worte seitens der Presse für die diesjährige Ersatzbühne mit den tollen innovativen Möglichkeiten im digital-visuellen Bereich durch die drei riesigen LED-Walls gefunden). Roman erklärt die Problematik wie bereits im Interview, das Stormbringer kurz vor dem Festival mit dem Medienchef führte, und ergänzt noch, dass die Drehscheiben-Bühne aus England stammt und nach dem letzten Breeze noch vor dem Brexit wieder auf die Insel gebracht wurde. Für das SBOA-Produktionsteam bestand keine Möglichkeit, die Bühne rechtzeitig nach Dinkelsbühl zu bekommen. Die riesigen Gargoyle-Seiten-Anbauten werden zwar in Sinbronn gelagert, aber man benötigt unheimlich viel Personal für den Aufbau, deshalb hat man sich im Frühjahr entschieden, diese nicht aufzubauen, weil absehbar war, dass die benötigten Leute nicht zusammen zu kriegen sind. Gleiches gilt im Übrigen auch für die Bedienung der Drehbühne.

Weiterhin wollen die anwesenden Journalisten wissen, ob das Summer Breeze sich aufgrund der massiven Regenfälle auf die Abreise der Festivalgäste vorbereitet hat.

Die Frage bejaht Roman. "Die Landwirte stehen immer parat für solche Situationen, es gibt ein großes Trecker-Team in Hab-Acht-Stellung, um die Leute aus dem Schlamm zu ziehen. Mit dem Streuen von Stroh und Hackschnitzeln wird derzeit versucht, die Situation speziell an den Ausfahrten und Übergängen zusätzlich zu verbessern."

Augenzwinkernd fragt Roman anschließend in die Presserunde, was den Anwesenden für das nächste Jahr lieber ist, Staub oder Schlamm. Die Umfrage entscheidet sich zu 100 % für Staub. Damit wäre das auch geklärt.

Zu guter Letzt kommt die Frage auf, ob das Breeze in den nächsten Jahren noch weiterwachsen will und ob in dem Fall das derzeitige Gelände dann noch geeignet ist. Dazu stellt Roman klar, dass es dem Open Air nicht auf Wachstum um jeden Preis ankommt. 2019 war das (fast) perfekte Festival, alles lief damals extrem gut (Strom/Wasser/Sanitär). Dort wollen die SBOA-Verantwortlichen in den nächsten Jahren wieder hinkommen. 2022 war beschaffungstechnisch (Preise für Kraftstoffe zur Stromerzeugung etc.), finanziell (durch ein zweimaliges Mitnehmen des alten Ticketpreises von 2019) und, als massive Corona-Auswirkung, durch die unheimlich angespannte Personalsituation in vielen Bereichen (besonders aber in der Event- und Bühnenbau-Branche) eine große Herausforderung. 2023 und 2024 möchte man vor allem das Niveau von 2019 wieder erreichen und vielleicht hier und da noch etwas besser werden. DAS ist das Hauptziel der SBOA-Crew, und nicht etwa der 50.000ste Besucher. 

Damit endet die Pressekonferenz, bei der einige spannende Informationen über das Festival aber auch zu diversen Problemen zur Sprache kamen, die wir euch natürlich nicht vorenthalten wollten.

(Ernst)

FIDDLER'S GREEN

Nachdem der gesamte Ground bereits durchmatscht wurde und es gerade mal eine Regenpause gibt, können FIDDLERS GREEN genau diese für ihren Auftritt am Samstag nutzen. Und das Publikum lässt es sich natürlich nicht nehmen, auch im Morast des Infields einfach mitzurudern und zu tanzen. Das muss bei dem Aufgebot von Top-Hits auch einfach sein – neben "Victor and His Demons", "One Fine Day" und "Folk's Not Dead" gibt es auch ruhigere Tracks wie "Yindy" zu hören.

Trotz des schlechten Wetters und der matschigen Wege ist das Battlefield gut gefüllt. Kein echter Fan lässt sich die Party von FIDDLERS GREEN entgehen, viele tanzen im Regenponcho eingehakt durch die Gegend. Einfach eine super Band, die trotz des schlechten Wetters gute Laune aufkommen lässt. Auch hier geht das Konzert einfach zu schnell vorüber.

(Sophia)

DARK FUNERAL

Beinahe wäre das letzte Aufbäumen des hartnäckigen Summer Breeze-Unwetters auf die Minute pünktlich gekommen, um den Auftritt DARK FUNERALs angemessen zu untermalen – doch manchmal erlaubt sich sogar der Leibhaftige einen Joke mit seinen irdischen Erfüllungsgehilfen und wischt die Donnerwolken kurzerhand vom Himmel. So zelebrieren unsere monochromen Freunde ihre schwarze Messe vor halb bewölktem Himmel und ersten durchdringenden Sonnenstrahlen – Lucifer's Finest im wortwörtlichen Sinne! Auch heute sieht Frontkauz Heljarmadr mit seinem Pornobalken sehr viel lustiger aus, als es für einen Black-Metal-Sänger üblich ist, doch die Show des satanischen Flaggschiffs sitzt wie eine Eins und liefert einen Hit nach dem anderen. Und so ungern es der Underground-BM-Connaisseur vielleicht sieht, wenn eine Vorreiterband wie DARK FUNERAL plötzlich als Quasi-Mainstreamer auf der Main zockt – der vollendete Sound auf der Hauptbühne ist ein Ohrenschmaus und gibt dem Gig der Schweden eine ganz neue Qualität.

(Lord)

PRIMAL FEAR

Was ist denn hier nicht los?! PRIMAL FEAR spielen auf und keiner geht hin? Während der Umbaupause auf der T könnte man glatt noch das ein oder andere Familien-Picknick einfädeln – Platz wäre genug vorhanden. Wobei: "Familien-Event" wäre der richtige Ausdruck für die heutige Urangst-Sause, denn nicht wenige der sprichwörtlich oldschooligen Fans haben ihren wohlerzogenen Nachwuchs an der Hand und zeigen den Kids, wo die wirklich harten Eisen gestemmt…ääh geschmiedet werden. Mat Sinner lässt sich heute entschuldigen und auch der ein oder andere Gruppenchor der alten Recken klingt ein wenig abenteuerlich, aber unterm Strich macht der Auftritt der Stuttgarter Kulttruppe Laune, was nicht zuletzt an der guten Songauswahl liegt. Sicherlich hätte man die Setlist noch gewinnbringend mit ein paar Krachern von der aktuellen Scheibe "Metal Commando" pimpen können, aber so ein Evergreen-lastiges Programm hat auch seinen Charme.

(Lord)

BLIND GUARDIAN

Zehn Minuten vor der Zeit ist des Fotopraktikanten Pünktlichkeit! Doch was soll das?! Rauch steigt auf über der Main – offenbar fangen BLIND GUARDIAN wirklich zehn Minuten früher an. Warum auch nicht? Wenn schon eine eher selten auflaufende Truppe die Krefelder Wächter in Dinkelsbühl gastiert, soll man ihr auch ein angemessenes Forum bieten. Und ehe man sich über die (Achtung Spoiler) unsperrigeren Songs der neuen Scheibe "The God Machine" freuen kann, hauen einem Hansi Kürsch und Co. eine Reihe altbewährter Klassiker im die Ohren – kein Wunder, immerhin wird das eines der Referenzwerke der Truppe – "Somewhere Far Beyond" – dieses Jahr dreißig und zu diesem feierlichen Anlass komplett aufgeführt. Als Bühnenbild genügt ein einfaches, wenn auch überdimensionales Albumcover-Backdrop. Außer etwas Smalltalk von Herrn Kürsch gibt's dazu keinerlei Beiwerk, das dem ungefilterten Musikgenuss abträglich sein könnte. BLIND GUARDIAN konzentrieren sich voll und ganz auf ihre Mucke und liefern diese folgerichtig minutiös auf den Punkt gespielt ab. So laufen "Welcome To Dying", "Mirror Mirror", "Valhalla" unddie im Zentrum stehende Kultplatte gleich noch eine Ecke besser rein – auch wenn der Verfasser einige dieser Perlen bereits aus sicherer Entfernung von der T-Stage aus belauschen muss.

(Lord)

Leider habe ich nicht sooo viele Berührungspunkte mit BLIND GUARDIAN, aber eins kann ich euch sagen: live sind sie wirklich ein Erlebnis. Das Einzige, was ich immer wieder schade finde, ist, dass sie "The Bard's Song" fast nur vom Publikum singen lassen. Ich würde ihn gern mal richtig von der Band hören und nicht nur so halb von den besoffenen Leuten vor mir gegrölt. Dazu gibt es auch die Klassiker "Mirror Mirror" und "Valhalla" zu hören – zusammen mit den Songs von "Somewhere Far Beyond" also alles, was sich alteingesessene Fans wünschen können!

(Sophia)

IGNITE

Zurück an der T-Stage angekommen, bietet sich abermals ein trauriger Anblick, der die Besucherarmut bei PRIMAL FEAR wie die Rush Hour in Tokyo wirken lässt. Hardcore mag erfahrungsgemäß am Summer Breeze nicht so bombig ziehen, aber diese Brache haben die OC-Großmeister echt nicht verdient. Ob's am Parallelprogramm, dem Wetter oder doch am neuen Sänger Eli Santana liegt, ist nicht auszumachen, doch so viel steht fest: An der Performance der Band liegt es nicht. IGNITE ballern einem ab der ersten Note den Schmalz aus den Ohren, dass es eine wahre Pracht ist. Dazu legt die Songauswahl den Schwerpunkt auf die letzten drei Alben und hierbei besonders auf den hitreichen Evergreen "Our Darkest Days". Eli Santana (der Mann mit der Hand am Sack) legt sich mächtig ins Zeug, zeigt sich agil wie ein Gepard und wagt mit die Flucht nach vorne. Doch auch, wenn der neue Fronter eine sehr passable Performance abliefert, scheint er sich einfach nicht nahtlos in die alten Songs integrieren zu können. Es ist großartig, dass IGNITE nach dem Ausstieg von Zoli Téglás einen Weg gefunden haben, ihre Band am Leben zu halten...aber Eli Santana wäre wahrscheinlich besser bedient, neue Duftmarken zu setzen, statt offensiv seinem Vorgänger nachzueifern. Ein zugegebenermaßen schweres Unterfangen, besonders bei der langen Reihe von auf Téglás gemünzten Hits, aber ein dringend nötiger Schritt und die wahrscheinlich einzige Chance, aus dem übergroßen Schatten des langjährigen Fronters hervorzutreten.

(Lord)

HEAVEN SHALL BURN

Dass die Thüringer Metalcore-Genremitbegründer keine humorlosen Spaßbremsen sind, dürfte hinlänglich bekannt sein. Und so wird zu Beginn der Show – die Fotomeute darf diesmal erst zum zweiten Titel in den Graben (die Tribüne ist aus Sicherheitsgründen mal wieder gesperrt, und diesmal zurecht denn HSB fackeln während ihres Auftritts eine Pyro-Batterie nach der anderen ab!) – der Chorus von BLIND GUARDIANs "Valhalla" angestimmt, den das Auditorium natürlich direkt aus vollen Kehlen mitskandiert. Aber Fronter Marcus, der ungewohnterweise mit langer Haarpracht auf der Bühne steht, räumt natürlich sofort in bestem Rudolstädter Slang ein, dass an das Original der Gardinen keine Coverversion, auch nicht die von HEAVEN SHALL BURN herankommt und man sich jetzt lieber auf die eignen Were konzentriert.

Dann beginnt die Show. HEAVEN SHALLBURN sind selbstbewusst genug, mit "Counterweight" und "Voice Of The Voiceless" gleich mal zwei ihrer größten Hits ganz vorn auf der Setlist zu positionieren. Das Publikum dankt es der Band mit vollem Engagement und Körpereinsatz in diversen Mosh- und Circle Pits sowie einem Überkopfverkehr wie auf dem Frankfurter Flughafen. Zu den Klassikern gesellen sich aktuelle Stücke wie "Übermacht", "Tirpitz" (mit einer dezenten Spitze an SABATONs Song "Bismarck") oder "Protector/Weakness Leaving My Heart" und ältere Glanztaten à la "Corium". Die Thüringer SBOA-Veteranen ballern ihren energetischen, rhythmisch aus den Boxen krachenden Mix aus Melodic Death Metal und Metalcore in die Dinkelsbühler Nacht und bieten nach ARCH ENEMY und WITHIN TEMPTATION einen weiteren hervorragenden Headliner-Gig, der sich vor den vorgenannten Shows in keiner Weise verstecken muss. Wir genießen den Auftritt in seiner vollen Länge und machen uns (abgesehen von unserer extrem durchhaltefähigen Kollegin Brandt) danach bereit für unseren letzten Mainstage-Gig für dieses Jahr.

(Ernst)

Was ist das denn bitte für eine krasse Bühnen- und Lichtshow? Ich sehe HEAVEN SHALL BURN auf dem Summer Breeze zum ersten Mal live und bin positiv überrascht. Core ist sonst eigentlich gar nicht so meins. Und wie viele andere bin auch ich etwas traurig, dass es kein Crossover von BLIND GUARDIAN und HEAVEN SHALL BURN zum Song "Valhalla" gibt. Aber trotzdem bin ich von der Show sehr positiv überrascht. Wenn ihr mal die Möglichkeit habt, die Band live zu sehen, nehmt sie auf jeden Fall mit, auch wenn ihr die Musik vielleicht (so wie ich) nicht kennt– es lohnt sich!

(Sophia)

HYPOCRISY

Nachdem Emanuel Pufpaff bereits am Nachmittag (etwa zur Zeit der Pressekonferenz) den Himmel über der Mainstage mit mehr oder weniger sichtbaren Chemtrails auf den Auftritt des Godfathers of Verschwörungstheorie vorbereitet hat, ist die Menge vor der Bühne nach einer halben Stunde Umbaupause mehr als bereit für HYPOCRISY. Trotz der erneuten Tribünen-Erlaubnis für die Fotografen erweisen sich die Schweden als blanke Katastrophe und purer Albtraum für jeden Versuch, halbwegs vernünftige Schnappschüsse zustande zu bringen. Peter Tägtgren und seine Crew starten die Show drei Songs lang mit erbarmungslosen Oldschool-Elchtod-Gewitter und werden dabei in funzelig-giftig-pharmazeutisches Graulicht, Alien-Stroboskop-Gewitter sowie nicht enden wollende Nebelschwaden gehüllt.

Erst als die Pressemeute den Innenraum der Mainstage wieder verlassen hat, gehen HYPOCRISY zum ersten Mal vom Gas und geben zwei Tracks am Stück ihres Midtempo-lastigen Repertoires zum Besten. In der Folge bekommen die Fans dann die gewohnte sich abwechselnde Mischung aus schnell und langsam sowie aus neu ("Chemical Whore") und alt ("Roswell 47") geboten. HYPOCRISY sind im Vergleich zu ihrem SBOA-Auftritt 2019 vom Trio zum Quartett angewachsen, und die zwei Gitarren machen den Sound richtig schön satt und wuchtig.

Optisch eher Standard, konzentrieren sich die Schweden voll und ganz auf den musikalischen Aspekt ihres Gigs und präsentieren ihren Melodeath der Göteborger Schule in seiner reinen, puren Form. Kurz vor dem Ende der Show brechen wir die STB-Zelte an der Mainstage ab und wattwaten ein letztes Mal in Richtung T-Stage, wo uns in Kürze ein futuristisch anmutender Auftritt mit speziellem Beleuchtungskonzept erwartet.

(Ernst)

CYPECORE

Die letzte Nacht-Mitte ist passé, beim Soundcheck läuft dem Publikum wohlgefällige Oldie-Mucke von THE INK SPOTS und einer der unkonventionellsten Geheimtipps des extremen Spektrums lädt zum vorletzten Gefecht auf der T-Stage. Die Ständerventilatoren auf der Bühne entpuppen sich bei näherer Betrachtung als Strahler und die futuristisch anmutenden und beleuchteten Kostüme der Bandmitglieder tun ihr Übriges. Einen solchen Eyecatcher tagsüber spielen zu lassen, käme einem Kapitalverbrechen gleich – insofern ist der Slot mehr als zutreffend vergeben. Die Sinsheimer schmettern reihenweise harte Riffs und Breakdowns in die Nacht und locken in Anbetracht der Zeit und des durchschnittlichen Ermüdungszustands sehr beachtliche Besuchermenge an, die ganz offensichtlich weiß, warum sich ein Besuch bei CYPECORE lohnt. Wie schon gesagt ein Fest für's Auge und auch für die Lauscher ein unkonventionell-modernes und durchaus süffiges Vergnügen [ich finde, Futuristic Melodic Death Metalcore beschreibt die Mucke der Leuchtboys ganz treffend. War wirklich nicer Shice! Anm. von Ernst Lustig]!

(Lord)

J.B.O.

Als letzte Band auf der Main Stage am Samstag in der Nacht bei scheiß Wetter haben es J.B.O. natürlich nicht leicht – trotzdem kann die Party-Band beeindruckend viele Leute vor die Bühne locken. Zumindest genug, um "Ein guter Tag zum Sterben" komplett von eben diesem Publikum singen zu lassen. Neben der makaber-traurigen Suizid-Ballade [Öhm, wie jetzt!? "H.i.e.g.T.z.S." ist ja wohl einer DER Party-Lacher-Kracher der Erlanger Kirmes-Pinkies schlechthin! Anm. von Ernst "Blast" Lustig] gibt es aber auch reichlich Partytaugliches mit bspw. "Wer lässt die Sau raus?!", wobei das Publikum in zwei Sprech-Chöre eingeteilt wird oder auch "Vier Finger für ein Halleluja", bei dem die Pommesgabel geübt werden darf. Und was darf auch nicht fehlen? "Verteidiger des wahren Blödsinns" natürlich! Am Ende gibt es mit "Alles nur geklaut" und "Wacken ist nur einmal im Jahr" abermals jüngere Songs zu hören – was auch immer Wacken auf dem Breeze zu suchen hat [Genau! NIX! Anm. vom Mighty Defender Of SBOA, Ernst Lustig].

Für die Band selbst ist aber ein größerer Papierflieger, der es immer wieder auf die Bühne schafft, das Beste am Konzert. Denn Sänger Hannes "G. Laber" Holzmann ist wohl selbst Modellflug-Fan und vom Flug des selbst gebauten Fliegers so begeistert, dass er ihn immer wieder in die Menge schickt. Aber Fakt bleibt: der erste, ungefilmte Flug bleibt der beste – und nur wer live dabei war, konnte ihn sehen! Ein schöner Abschluss für die Mainstage!

(Sophia)

HAMMER KING

Nach der beeindruckenden Show von CYPECORE soll für das Stormbringer-Kleeblatt Miez/Seriousface/Siddal/Lustig ja eigentlich Schluss sein, mit dem Summer Breeze 2022. Aber wenn die sympathischen Hammerschwinger uns während der ersten morast-schmatzenden Schritte in Richtung Infield-Ausgang derart inbrünstig den Chorus von "Awaken The Thunder" hinterher schmettern, können der Lord und der Herr Lustig einfach nicht anders, und so schlammdronieren wir unter extremer Sturzgefahr auf dem glitschigen, maulwurfshügelgleichen Untergrund zumindest für ein paar hämmerliche Momente noch mal zurück zur Wera Tool Rebel Stage. Einerseits, um zum Finale ein paar sehenswerte Schnappschüsse zu machen, und andererseits natürlich, um uns den (musikalischen) Hammerschlag abzuholen (jedoch erst, nachdem wir vorher noch "By The Hammer geBaptized" wurden). Jetzt schlotzen wir aber wirklich und endgültig zurück zum Parkplatz! Tschüssi Breeze! Auch wenn wir mit dir für die nächsten 364 Tage wieder "nur" eine Fernbeziehung führen werden, wir LIEBEN dich für immer! Der Hammerkönig ist unser Zeuge!

(Ernst)

IGORRR

Da ich sowieso noch im Infield unterwegs bin und aufgrund des Schlamms kaum vom Fleck komme, schaue ich nach J.B.O. noch kurzerhand beim Konzert von IGORRR rein. Und was soll ich sagen? Die Sache ist eine Live-Erfahrung wert! Ich kannte die Band bereits von der Platte, aber live ist der Mix aus den verschiedenen Musikstilen (u.a. Barock, Death Metal und Core), dem Bühnenbild und der Lichtshow nochmal etwas ganz Besonderes. In der Mitte steht ein riesiges DJ-Pult und rund herum die anderen Musiker. Und davor agieren Sänger und Sängerin des Projekts von Gautier Serre.

Neben "Camel Dancefloor" und "Nervous Waltz" gibt es zum Ende auch "Very Noise" zu hören – ein Track, der mich vor allem durch das verrückte Musikvideo begeistert. Aber auch live kommt die Sache überaus energetisch rüber und funktioniert damit perfekt als Rausschmeißer zum Ende des gesamten Festivals.

(Sophia)

Abschied und Ausblick

Wie schnell können bitte fünf Tage Festivalspaß vorbeigehen?! Ehe man gefühlt zwei Bands gesehen und anderthalb Bestellungen am Bierstand abgesetzt hat, streichen J.B.O., HAMMER KING und IGORRR auch schon die Segel, und das Summer Breeze 2022 ist Geschichte. Für kurze Zeit schien alles in Butter und wie früher, doch wir alle wissen, dass unsere Szene bei Weitem nicht so wohl regeneriert ist wie es scheint. Insbesondere Personalprobleme ziehen sich bis zu großen Vertretern wie dem Summer Breeze durch, was insbesondere den auf dem Campingplatz Residierenden zu schaffen macht. An dieser Stelle gilt mein ausdrückliches Lob der SBOA-Crew, die im Angesicht der sanitären Notlage schnell für Abhilfe gesorgt bzw. zumindest alles in ihrer Macht Stehende dafür getan hat. In einem Land wie Deutschland von einem Tag auf den anderen einen neuen Dienstleister anzuheuern und das in diesen bekloppten Zeiten, das nenne ich eine reife Leistung. Hut ab Leute!

So bleibt aus meiner Sicht die einzige wirkliche Pleite das Wetter – und das auch fairerweise nur am Freitag. Denn nachdem sich der Odinsche Wetterdienst einen perfiden Gag erlaubt und das Festivalgelände den ganzen Tag lang unter Wasser gesetzt hat, wurden Doc-Martens-Stiefel plötzlich mit Gold aufgewogen und die allgemeine Transportlogistik arg aus der Bahn geworfen. Ein Erlebnis ist es auf alle Fälle, und der ein oder andere geistreiche Festivalbesucher wusste die Matschmisere zu Wellnesszwecken umzufunktionieren. Aber unterm Strich bevorzuge ich dann doch die Staubwüste der vorangegangenen Tage – und sei es nur, um schneller von A nach B zu kommen, ohne dabei eine Ganzkörper-Fangopackung zu riskieren.

Am späten Sonntagmorgen verlassen wir vollbepackt bei schönstem Sonnenschein unsere Bleibe und entern die Autobahn. Die ersten Kilometer absolvieren wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Auf der einen Seite, weil fünf wundervolle Tage schon wieder vorbei sind – auf der anderen und klar überwiegenden Seite, weil wir nun einige liebgewonnene Freunde, Kollegen und Bekannte für eine ganze Weile nicht mehr in persona sehen werden (insbesondere die inzwischen zu langjährigen Wegbegleitern und engen Freunden gewordenen Elizabeth Siddal und Ernst Lustig, die uns nicht nur beim allmorgendlichen Einstand im Stormbringer-Summer-Breeze-Hauptquartier Gesellschaft geleistet haben). So schön die Comeback-Ausgabe des SBOA auch war, so lässt sich ein gewisser Schwermut beim Abschied nicht vermeiden und irgendwie gehört er auch dazu. Da wird man selbst als hartgesottener Krachmucken-Lord ganz rührselig…wie damals beim Happy End von KeSa in…ach, Kollegin Siddal weiß schon, wovon ich rede. Gehabt euch wohl, meine Freunde! Man sieht sich!

In diesem Sinne: liebe Leser, haltet die Ohren steif und unterstützt eure Szene! Denkt dabei auch insb. kleine Bands, Venues und Festivals, die es ungleich schwerer haben als unser geliebtes Summer Breeze. Wir sehen uns wieder, wenn der Dinkelsbühler Acker im nächsten Jahr ruft! CU in 2023!

(Lord)

Insgesamt war das Summer Breeze 2022 für mich auf jeden Fall wieder ein gutes Erlebnis, obwohl ich im Vorhinein gar nicht so viele Bands hatte, die ich von mir aus sehen wollte. Aber durch den Matsch kam ich einfach manchmal nicht weg und konnte doch noch ein paar mehr Bands mitnehmen. Aber auch so liebe ich es einfach, wenn man auf dem Weg von der Main Stage zum Camp doch nochmal irgendwo reinschnuppern und ein paar neue Bands entdecken kann. Mein Highlight war das Konzert von MR. HURLEY UND DIE PULVERAFFEN – ich hatte einfach so viel Spaß!

Dass es auch auf dem Summer Breeze wieder Soundprobleme geben würde, war für mich wenig überraschend. Das hatte ich in diesem Jahr auf jedem der sechs Festivals, auf denen ich bis jetzt war. Blöd fand ich im Infield recht wenig, nur der Campingplatz war mir etwas zu dicht an dicht gebaut. Und die Toiletten und Duschen in der Shit und Shower-Flat sollten vielleicht nochmal überdacht werden: Etwas Luftzirkulation wäre super! Ansonsten gibt es von mir aus nichts zu meckern!

(Sophia)

Der Schlamm der Heiligen Landebahn, der wie Katzenscheiße an den Gummikappen der Palladiums klebte, ist von den Stiefeln gewaschen und wird – mit wehmütigem Blick auf den letzten Strudel im Abfluss der Badewanne – der heimischen Kanalisation übergegeben. Auch wenn es sich anfühlt wie Blasphemie, so ist's auch befreiend…schön war's trotzdem! Danke liebe Kollegen für die tolle Zeit!

(Elizabeth)

Eigentlich könnte man (und speziell meine Wenigkeit als Gern-Viel-Schreiber) hier noch A4-seitenweise persönliche Eindrücke und Gedanken zum Come-Back des Summer Breeze Open Air aufschreiben. Doch viel Wesentliches hat mein Kollegium weiter oben schon perfekt und ausreichend formuliert. Aus diesem Grund von mir nur noch ein paar wenige zusätzliche Worte.

Erstens: Endlich wieder Summer Breeze! Nach zwei Hunger-Jahren ist mein Lieblingsfestival tatsächlich "stronger than ever" zurückgekehrt. Und Wetterkapriolen hin, Friedrich Pufpaff her, von der ersten bis zur letzten Sekunde galt für mich uneingeschränkt das Credo: "Ob Regen oder Sonnenschein  Summer Breeze makes me feel fine!"

Zweitens: DANKE! Danke an die komplette SBOA-Crew, aber natürlich speziell an Achim und Roman, die mit ihren ausführlichen Interviews unserer Leserschaft spannende Einblicke rund um das Festival gewährt haben.

Danke an alle Besucher des Breeze für fünf Tage geile Stimmung – vor den Bühnen, auf dem Infield und auch auf dem kompletten Campground.

Ein riesengroßes Dankeschön an die immer freundlichen, hilfsbereiten, jederzeit zu einem Späßchen aufgelegten Securities an den Schleusen, und an die Grabenschlampen, die immer ein Auge darauf hatten, dass die Surfer surfen und Fotografen fotografieren konnten, ohne sich gegenseitig ins Gehege zu kommen.

Danke an alle Menschen der Putzkolonnen und Reinigungsteams, die bis an die Grenzen der Belastbarkeit für saubere WCs und Wasserstellen gesorgt haben.

Danke an die Futterstände, die sich fünf Tage lang um unser leibliches Wohl gekümmert haben (ein besonderer Gruß geht an die beiden Herren von Rock'n'Roll Street Food, die mit ihren Schnitzel-Pommes für eine echte Innovation und tagelang für einen gut gefüllten Magen beim Verfasser gesorgt haben).

Sänks ä lott an den Rest den Stormbringer Crüe, den Elizabeth und ich auf dem SBOA kennenlernen durften! Lisi und Sophia, es war schön, gemeinsame Stunden am Breeze mit euch verbringen zu können! (Don Pasquale, wir sehen uns 2023!) 

Ein unbeschreiblich großes Dankeschön geht von Elizabeth und mir an unsere langjährigen, mittlerweile zu Freunden gewordenen Wirtsleute vom Landgasthof Felsenkeller in Mönchsroth. Nadine und Edi – wir lieben Euch (und die Katzen, und die Hasen, und die Enten)! Wir wünschen euch einen entspannten und wohlverdienten Urlaub! Ach, und Edi: Stell schon mal den Stein heiß! Das nächste Mal nehme ich dann doch 500g Fleisch! 

Last but keinesfalls least ein nicht in Worte zu fassendes Dankeschön und tausend Umarmungen an unsere Buddies Miez und Lord! Danke für die grandiose Zeit mit Euch! Danke für unzählige gemeinsame musikalische Erlebnisse am Breeze. Danke für viele tolle Gespräche. Danke für jedes gemeinschaftliche Frühstück in der wundervollen Morgenluft des Felsenkeller-Biergartens. Danke für das Team-Workout-Muskel-Training in Form des gruppalen Wattwatens im flächendeckenden Summer-Breeze-Frisch-Moor. Wir sehen uns, spätestens auf der Heiligen Landebahn 2023, aber hoffentlich schon eher!

(Ernst)


Mehr Tatsachenberichte vom Summer Breeze 2022 gibt's hier:


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