Dornenreich - Freiheit

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VÖ: 02.05.2014
Bandinfo: DORNENREICH
Genre: Avantgarde Metal
Label: Prophecy Productions
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Lineup  |  Trackliste

18 Jahre lang waren DORNENREICH vielleicht Österreichs originellster Metalact. Und das, ohne sich irgendwelchen Konventionen zu beugen. Denn jeder, der sich mit der Karriere der Band befasst hat, wird mir bei folgendem Satz zustimmen: DORNENREICH waren in diesen vergangenen 18 Jahren nie unumstritten, nie angepasst, aber immer künstlerisch begabt und mutig. Die ureigene Atmosphäre DORNENREICHS wurde bei jedem bisher veröffentlichten Album erreicht, wenngleich die Stilmittel und die Grundstimmung deutlich variierten.

Nun hat die Band eine lange Reise hinter sich, die mit “Freiheit” vorerst endet. Warum eigentlich? Für Eviga stellt "Freiheit" einen gelungenen, vorläufigen Schlusspunkt dar. Und man ist geneigt, diesem kreativen Kopf Recht zu geben. Tatsächlich ist ”Freiheit” ein geschicktes Fazit der DORNENREICHschen Aktivitäten, da es die eigene Vergangenheit thematisiert, aber auch die für die neuere Schaffensperiode typische akustische Orientierung keineswegs vernachlässigt. Wandert man in der ersten Albumhälfte noch vermehrt auf diesen neueren Pfaden, so befasst man sich in weiterer Folge immer mehr mit der eigenen Vergangenheit. Und vor allem jene Momente, die die eigene Vergangenheit thematisieren und zu einer aufregenden Gegenwart werden lassen, sind die Glanzstücke von "Freiheit". Als solches Glanzstück ist zum Beispiel "Das Licht vertraut der Nacht" mit seinem tosenden, grollenden Ausbruch zu bezeichnen. Eviga beweist dabei, dass sein Kreischgesang nach wie vor zu den charismatischsten Vocals der schwarzmetallisch geprägten Musik zählt. Auch "Aus Mut gewirkt" zählt zu diesen Highlights und besticht mit gutem Gitarrenspiel und überraschend dominanten Drums. Doch bei aller Hinwendung zu "klassischen" DORNENREICH-Elementen beschließt das akustische, verträumte und für die "Freiheit" der Band bezeichnende "Blume der Stille" dieses Album. Aus Sicht des Rezensenten sollte man beim Rezipieren dieses kontrastreichen Albums aber nur bedingt einzelne Stücke hervorheben und bis in ihre Einzelteile "sezieren". Denn "Freiheit" ist ein Opus Magnum mit einer Vielzahl an Stimmungen und Charakteristika, die einer kurzen Beschreibung per se trotzen. Eviga und Inve hatten beim Songwriting den Mut, sich - weniger als jemals zuvor - auf irgendwelche vorgefertigten Ideen einzulassen. DORNENREICH waren nie eine Band, die nur "schwarz oder weiß" kannte, doch "Freiheit" besticht mit einer besonders bunten Palette an stilistischen Farbtönen.

Doch wie lässt sich die Quintessenz dieses heterogenen Werkes zusammenfassen? Die Band beschreibt das Wesen des Albums als “öffnend, integrierend und zyklisch" und bedient sich der Metapher einer Welle, um den Spannungsbogen des Albums zu beschreiben. Diese Metapher trifft nicht nur in Anbetracht des Artworks und des betont offenen Charakters des Albums ins Schwarze, sondern verdeutlicht auch den Variantenreichtum dieser Band und die genannte Verbindung von klassischen und neueren DORNENREICH-Elementen. Eine Bewertung in Form von Punkten ist in diesem Fall eigentlich redundant. Die an dieser Stelle angeführte Bewertung richtet sich an Fans der Band. All jene, die DORNENREICH bislang nicht mochten, werden die hohe Bewertung mit Kopfschütteln bedenken. Denn auch “Freiheit” wird polarisieren, doch Eviga hat sein selbst formuliertes Ziel erreicht, da es ihm darum geht, “Momente des Wesentlichen, Echten, Nackten und des unsterblichen Seins bewusst auszugestalten und mit anderen zu teilen.” Diese Momente hat die Band ihren Fans mit “Freiheit” mehr als jemals zuvor geschenkt.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: El Greco (02.05.2014)

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