Vesania - Deus Ex Machina

Artikel-Bild
VÖ: 24.10.2014
Bandinfo: Vesania
Genre: Symphonic Black Metal
Label: Metal Blade Records
Hören & Kaufen: Amazon | Ebay
Lineup  |  Trackliste

Der Nebenschau- und Spielplatz von BEHEMOTH-Eischneidemaschine Orion und DIMMU BORGIRs Langzeit-Livedrummer Daray, die polnischen VESANIA, bemühen auf ihrem vierten Vollzeitwerk den Maschinengott als Namensgeber. In der griechischen Tragödie ist das traditionell der Joker, der das Geschehen genau dann noch in die Gegenrichtung lenkt, wenn die Handlung eigentlich schon komplett verbockt ist. Ob der Werdegang von VESANIA eine Tragödie ist und die Truppe auf den drei Vorgängern die Bandgeschichte verbockt hat, ist sicherlich strittig. Mehr als eine relativ müde Symphonic-Black-Metal-Kopie der etablierten Vorbilder konnte ich da nie heraushören. Trotzdem scheint der Fünfer auf "Deus Ex Machina" tatsächlich irgendwo eine Trickkiste ausgegraben zu haben, denn die Platte unterscheidet sich mitunter doch wahrnehmbar von den Vorgängern, und das eher positiv.

So ballert "Halflight" ohne Umschweife in traditioneller Highspeed-Manier los und zeigt, dass der jeweilige Stil der Brötchengeber der beiden Hauptprotagonisten natürlich nicht spurlos an VESANIA vorbeigezogen ist: Hier treffen in überaus reifen Arrangements mörderisch schnelle, aber gelegentlich auch sehr groovige Drums auf satte Gitarren in der Grauzone zwischen Black- und Death Metal, unterlegt und verziert von der Art Keyboards, die den symphonischen Black Metal salonfähig gemacht hat. Das sitzt auf jeden Fall, weshalb sich auch ein guter Teil der Songs in genau diesem Stilrahmen bewegt, wenn auch tendenziell mit mehr Dynamik und weniger Blastbeat (Highlight: das ziemlich moderne "Vortex" mit sehr schummrigen Horrorkeyboards).

Es geht aber auch anders: "Innocence" zum Beispiel ist ein Song, der mit seinem schrägen Zirkusvibe und verstimmtem Klavier gut und gerne auch von frühen ARCTURUS oder VULTURE INDUSTRIES stammen könnte. Dazu trägt der cleane Gesang einiges bei, der erinnert nämlich mehr an Kvohst als an die Art und Weise, wie beispielsweise DIMMU BORGIR - zuletzt immer alibimäßiger - männlichen Klargesang einsetzen. Gerade die Vielzahl experimentellerer Parts der Scheibe (geschickt eher gegen Ende der Spielzeit platziert und kulminierend in "Scar"), und davon sind bei genauerem Hinhören relativ viele vorhanden, machen den Reiz der Band aus. Machen wir uns nichts vor: Symphonischen Black Metal können eine Menge talentierter Bands auf überraschend hohem Niveau zocken, ohne dabei nachhaltig Eindruck zu hinterlassen. Auch das beweisen VESANIA auf ihrer vierten Platte zur Genüge, auch wenn sie sich stilistisch hörbar von den Vorgängern abheben möchte. Bei allem Respekt für technische Leistungen und einige beachtliche Parts ist den Polen weder eine emotional sehr berührende Scheibe, noch das definitive Meisterwerk gelungen. Das kann selbst der Maschinengott nicht mal eben aus dem Hut zaubern.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Florian Dammasch (28.10.2014)

ANZEIGE
ANZEIGE