Leprous - The Congregation

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VÖ: 25.05.2015
Bandinfo: LEPROUS
Genre: Progressive Metal
Label: Inside Out Music
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Lineup  |  Trackliste

LEPROUS als Senkrechtstarter zu bezeichnen, ist nach fast 15 Jahren Bandbestehen gewagt. So richtig den Durchbruch feierten die Norweger (die so nebenbei zum Großteil bei IHSAHN die Live-Abteilung ausmachen) aber erst 2011 mit ihrem dritten Album, „Bilateral“. Dem folgte dann 2013 das ebenso hochgelobte „Coal“ nach. Die Kollegen Bernhard und Robert teilten die Einschätzung von Fronter, Tastenmann und Komponist Einar Solberg, dass „Bilateral“ eher verspielt und „Coal“ eher düster-metallisch geworden ist.

Mit „The Congregation“ haben LEPROUS die logische Verbindung der zwei Vorgängeralben hingekriegt und ein Album geschaffen, das in die Düsternis und die Verzweiflung lichte und verspielt-progressive Elemente perfekt integriert. Und man hat den Eindruck, dass genau diese Mischung der Band am besten steht. Die Annäherung an Prog- („Bilateral“) bzw. Death-Metal („Coal“) ist Geschichte, die Norweger ziehen jetzt ihr eigenes, unverkennbares Ding durch.

Dieses unverkennbare Ding wildert in den Gefilden von komplexem Prog Metal, alternativem Shoegaze, träumerischem Trip Hop, ein paar wenigen Death/Black-Metal-Elementen und eingängigen Melodien. Über allem thront die „engelsgleiche“ (© Robert) Stimme von Mastermind Einar. Der kriegt es als einer der wenigen Fronter hin, eine hohe Stimmlage und mehrstimmige Spielereien nicht nervig klingen zu lassen. Im Gegenteil, gerade als Kontrast zu den teils düsteren, abgehackten Riffs und Rhythmen der Instrumentalfraktion funktionieren die Ausflüge in hohe Tonlagen perfekt.

Aber zurück zu „The Congregation“: Waren die Vorgängeralben noch mit dem einen oder anderen Makel behaftet, so ist bei diesem Album keine einzige Schwachstelle auszumachen. Jeder einzelne Song ist eine kleine Perle, egal ob sie melancholisch und mit britischer Zurückhaltung an die zwei „HEADs“ (RADIO- und PORTIS-) erinnern („The Flood“, „Slave“) oder ob sie hektisch-düster („Third Law“), funkig („Within My Fence“) oder schwermütig („Moon“, „Down“, „Lower“) daherkommen.

Und in den kleinen, herrlichen Details kann man sich verlieren, egal ob das eine geniale verzögerte Phrasierung im Refrain („The Price“), gelungene Textzeilen („Behold / your insufficiency / wistfully“ bei „Rewind“) oder auch die Tatsache ist, dass man bei „Red“ das grandiose Hauptriff mehr als vier Minuten vorbereitet und immer wieder andeutet. Und die Refrains erst! Egal ob das „The Price“, „Rewind“, „The Flood“, „Triumphant” oder „Moon” ist: Refrains mit dieser Eingängigkeit und emotionaler Tiefe kriegen nur ganz wenige Bands hin.

Für die Fans der metallischen Klänge bleibt auf „The Congregation“ eher wenig über, einzig „Rewind“ und eine Doublebass-Episode bei „Down“ sind etwas härter geraten. Die zweifellos vorhandenen Metal-Einflüsse (am ehesten MESHUGGAH oder GOJIRA) sind (auch soundtechnisch) eher untergeordnet – waren auf den Vorgängeralben auch die Vocals teilweise noch Death-Metal-lastig und die Riffs härter („Contaminate Me“!), hier kann man „Only Clean Singing“ anmerken.

„The Congregation“ ist zweifellos das beste Album von LEPROUS geworden, was bei diesen Vorgängeralben auch nicht ganz einfach war. Die Norweger haben (in einer leicht härteren Version) das geschafft, was MUSE vor einiger Zeit (und auch nur für kurze Zeit) hingekriegt haben: Die perfekte Kombination aus göttlichen Melodien und musikalischem Anspruch.



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Luka (18.05.2015)

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