Various Artists - Lion Music Presents: Antonio Vivaldi, A New Season

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VÖ: 15.04.2016
Genre: (stilübergreifend)
Label: Lion Music
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Lineup  |  Trackliste

Ich muss gestehen, es ist selten, dass ich eine so umfangreiche Trackliste für ein Album abliefere. Metal-Titel haben üblicherweise nicht eine derartige Länge von mehreren Worten pro Stück. Aber wir haben es im konkreten Fall ja auch nicht mit einem normalen Metal-Album zu tun, sondern mit der metallischen Bearbeitung von VIVALDIS "Vier Jahreszeiten". Ein klassisches Werk für Orchester also, um das wir uns heute kümmern. Aber keine Panik, es folgt keine Analyse betreffend der Feinheit der Violinen und der Lautsstärke der Bläser. Wir haben es mit den üblichen Verdächtigen zu tun, also Stromgitarre, Schlagzeug und einem gelegentlichen Klavier oder Keyboard. Und gesungen wird auf diesem Werk natürlich auch nicht, wie würde sich das denn anhören, wenn plötzlich jemand bei "L'estate" losröhrt. Geht ja gar nicht.

Wie schon bei den zwei Vorgängern (BACH und MOZART wurden interpretiert) wurden auch diesmal wieder Musiker des Labels gebeten, ihre Vertonung von VIVALDI zum Besten zu geben. Die Namensgebung des Albums selbst finde ich recht passend, heißt es doch nicht gleich wie das Original "Vier Jahreszeiten", sondern man ging her und bezeichnete es als "Eine neue Jahreszeit". Somit ist schon im Titel ausgedrückt, dass es anders ist als das Original, nicht dass zufällig ein Klassik-Fan einen falschen Handgriff macht. Obwohl, es könnte ihm ja gefallen, man weiß das nie.

Die elf adaptierten Stücke sind mehr oder weniger bekannt und mehr oder weniger grandios mit modernen Instrumenten gespielt. Die Violinen werden durch Gitarren ersetzt und teilweise bleiben klassische Instrumente bestehen oder werden durch Bass, Schlagzeug und Keyboard intoniert. Mancher Gitarrist zeigt sich dabei von seiner besten Seite und bringt eine Virtuosität ein, die man nicht erwartet hätte. Zu solchen Meisterwerken an der Stromgitarre zählen die Nummer zwei, das ”Allegro Non Molto” aus ”L’inverno” und die Nummer vier, ebenfalls ein ”Allegro”. Beide Stücke glänzen mit Gitarren-Soli, die eine wahre Freude sind. 
 

Wer die Highlights aus dem Original kennt wird bei folgenden Liedern aufhorchen: An erster Stelle natürlich dem ”Allegro” aus ”La primavera” – hier die Nummer zehn. Auch mit Gitarren und Schlagzeug ist es noch immer der Klassiker und ein Muss zum Anhören - wie die Nummer Sieben, das Flötenkonzert ”La Tempesta Di Mare”.

 

Noch zwei weitere Nummern, die sehr gut umgesetzt wurden und ein wahrer Ohrenschmaus sind: Nummer Neun, ein ”Allegro”, das groovig-bluesig in der Grundstimmung ist und bei dem sich Patrik Carlsson schon etwas weiter vom Original entfernt, als es sich andere trauen. Und gerade das ist das Interessante daran: das Spielen von Klassik bedeutet nicht, dass man die Violinen lediglich durch Gitarrensoli ersetzt, sondern dass man auch frei interpretieren und spielen kann, was einem gefällt und einen Rock-Vibe unterlegt. Ebenfalls sehr melodisch und stimmig umgesetzt: das ”Konzert in G Minor” (Nummer Fünf). Hier kommen neben den Rock-Instrumenten auch ein Piano und Flöten zum Einsatz. Eine sehr harmonische Mischung, die wohl auch einem echten Klassik Fan gefallen könnte.
 

Die restlichen Nummern sind ebenfalls nette Arrangements, aber in meinen Augen nicht ganz so gut in der Umsetzung wie die oben genannten. Auf jeden Fall erfüllen sie die Aufgabe, einem klassische Musik, die man sonst nie anhören würde, näherzubringen. Das ganze Album ist für den Metaller eigentlich eine sehr gute Gelegenheit, mit klassischer Musik in Kontakt zu kommen. Es funktioniert aber auch anders herum: Man kann einem Klassik-Fan zeigen, was eine gut gespielte Solo-Gitarre alles drauf hat und dass Metal sicher kein ganz abwegiger Gedanke ist, wenn man ihn mit Klassik kombiniert.

Punkte werden heute zur Abwechslung keine vergeben. Die Klassik-Interpretation ist reine Geschmackssache - dem einen wird es gefallen, dem anderen überhaupt nicht, weil er grundsätzlich mit Klassik nichts anfangen kann. Es darf also jeder seine persönliche Bewertung abgeben.

 



Ohne Bewertung
Autor: Lady Cat (21.04.2016)

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