Chthonic - Seediq Bale

Black Metal aus Taiwan bekommt man nicht alle Tage serviert. CHTHONIC dürfen also durchaus auf den berühmten Exotenbonus hoffen, vor allem in Hinblick darauf, dass die Band einige traditionelle Elemente in ihre Musik einfliessen lassen. So orientiert sich das Corpse Paint beispielsweise an der Gesichtsbemalung der "Acht Generäle", die bei Tempelfesten auftreten und laut Überlieferungen in der Unterwelt einer mit der Polizei unserer Welt vergleichbaren Aufgabe nachgingen. Der Bandname selbst entstammt wiederum der griechischen Mythologie und bedeutet soviel wie "Gott der Unterwelt".

"Seediq Bale" dreht sich thematisch um die kriegerischen Ureinwohner Taiwans, die Seediq, deren Frauen und Kinder sich in den Wäldern erhängten (siehe Cover Artwork), um den Kriegern ihres Stammes die Konzentration auf die Kämpfe zu ermöglichen. Die Hinzunahme der orientalischen Geige Er-Hu soll die Dramatik und die Trauer um diese Geschichte zusätzlich untermauern. Auch der schöne, klagende Gesang von Bassistin/Sängerin Doris trägt im Kontrast zum meist herrlich fies keifenden Freddy dazu bei. Leider begehen CHTHONIC dabei den Fehler, ihre Musik teilweise zu sehr mit Keyboards und Blasts zuzukleistern, sodass die gefühlvolle Athmosphäre, welches dieses nicht uninteressante Konzept hervorheben sollte, viel zu kurz kommt. So erinnern mich CHTHONIC mehr an die kleinen Geschwister von Bands wie CRADLE OF FILTH oder DIMMU BORGIR, was zwar keine schlechte Referrenz ist, in Punkto Eigenständigkeit ziehen die Asiaten dabei aber ganz klar den Kürzeren.

Der Superstar-Status, den sie laut Bandbio in ihrer Heimat haben, wird für CHTHONIC vorläufig in Europa noch nicht so einfach erreicht werden, es ist aber zu erwarten, dass sie mit einem guten Auftritt am heurigen Wacken Festival und mit einem hoffentlich stärker hörbaren Fokus auf ihre traditionellen Wurzeln bei der nächsten Veröffentlichung ("Seediq Bale" wurde in Taiwan immerhin bereits 2005 veröffentlicht) auch in unseren Breitengraden eine erste Fanbasis aufbauen werden. Fans von melodisch/bombastischem Schwarzwurzelsalat können sich auf der MySpace Seite schon mal einen ersten Höreindruck verschaffen.