THE OCEAN - Phanerozoic I: Palaeozoic

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VÖ: 02.11.2018
Bandinfo: The Ocean
Genre: Metal
Label: Metal Blade Records
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Lineup  |  Trackliste

Wenn jemand seine Konzepte ernst nimmt, dann sind das THE OCEAN: bei jedem Album des Quasi-Künstlerkollektivs um Songwriter und Gitarrist Robin Staps gibt es ein albumfüllendes Thema, das musikalisch und textlich verarbeitet wird. In „Phanerozoic I: Paleozoic” ist es wieder mal die Ur-Erdgeschichte: das Album schlägt damit (geschichtlich) die Brücke vom 2007er „Precambrian“ zum 2010er Doppelschlag „Heliocentric“ / „Anthropocentric“ und ist der erste Teil eines Doppelalbum-Konzepts (der zweite Teil soll dann angeblich 2019 oder 2020 soweit sein).

Und wie bei jedem Album fordern THE OCEAN damit die Hörgewohnheiten (und Rechtschreibkünste) aller Zuhörer. Wir ersparen uns an der Stelle alle Erklärungen, was diese schrägen Wörter in den Songtiteln bedeuten (wozu gibt es heute das Internet, um solche Sachen nachzuschauen…), und gehen gleich zum Musikalischen über.

Nachdem Intros momentan scheinbar wieder echt in Mode kommen, gibt es auch hier mit „The Cambrian Explosion“ eine klavierlastige Annäherung an ein musikalisches Thema, das dann bei „Cambrian II - Eternal Recurrence“ aus- und niedergewalzt wird. Wie bei den besten Momenten vom genialen Vorgängeralbum „Pelagial“ paart sich hier eine schroffe, monolithische Riffgewalt mit fast zarten Momenten an Schwermut und Introspektion. Der Song driftet über mehr als sieben Minuten zwischen Brachialität und Verletzlichkeit – und auch das Zusammenspiel von clean und dirty Vocals passt perfekt.

Recht düster und ruhig geht es auch bei „Ordovicium - The Glaciation of Gondwana“ weiter, das vor allem mit einem lässigen Refrain und fordernden Texten („I turn the tables on you“) besticht, bevor „Silurian - Age of Sea Scorpions“ vergleichsweise beschwingt daherkommt; die Riffs gehen hier fast schon Richtung Rock, musikalisch ist „Silurian…“ sicherlich einer der vielschichtigsten Tracks auf der Scheibe.

„Devonian – Nascent” wird dann langsam aufgebaut, die Riffs haben Zeit zum Atmen wie ein guter Rotwein. Der Track erinnert stark an KATATONIA, was vermutlich auch viel damit zu tun hat, dass deren Fronter Jonas Renkse hier Gastvocals beisteuert. Wie bei „Cambrian II - Eternal Recurrence” schlägt die Stimmung von ruhig zu verzweifelt um, Tempo und Härtegrad werden dazu- und wieder zurückgenommen, bevor man zum verträumten Ende kommt. „The Carboniferous Rainforest Collapse” ist dann ein Instrumental, wo nochmal die progressiven Elemente von THE OCEAN in den Vordergrund treten; aber, wohl auch wegen der starken Vocal-Performances bei den anderen Nummern, bleibt hier kein ganz so starker Eindruck zurück.

Den würdigen Abschluss des Albums gibt dann „Permian - The Great Dying“, wieder ein klassischer THE OCEAN-Track mit tonnenschweren Riffs genauso wie mit ruhigen Passagen, die nur aus Vocals oder sanften symphonischen Elementen bestehen. Das eingängige Ende sorgt dann dafür, dass man das Hörerlebnis mit einem Lächeln beendet.

„Phanerozoic I: Paleozoic” ist das erwartet starke Album geworden und lässt Vorfreude auf den nächsten Teil der Urzeit-Serie aufkommen; schade nur, dass sich nur fünf „vollwertige“ Songs (ohne Intro und Instrumental) ausgegangen sind. Und auch wenn es insgesamt nicht ganz so ein Meisterwerk wie „Pelagial“ geworden ist, zeigen sich THE OCEAN auf gewohnt hohem Niveau.




Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Luka (01.11.2018)

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