BEYOND CREATION - Algorythm

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VÖ: 12.10.2018
Bandinfo: Beyond Creation
Genre: Progressive Death Metal
Label: Season of Mist
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Lineup  |  Trackliste

Nachdem es schon mal Monate gebraucht hat, um die Großartigkeit vom letzten OBSCURA-Album zu verdauen („Diluvium“ ist bis jetzt das mit Abstand stärkste Album der Deutschen und bisher das Highlight 2018), kommt gleich das nächste Prog-Death-Schwergewicht daher: BEYOND CREATION haben mit „Algorythm“ ihr drittes Album am Start.

Die jungen Kanadier haben sich dafür lange Zeit gelassen, sind doch nach dem grandiosen Vorgängeralbum „Earthborn Evolution“ ganze vier Jahre ins Land gegangen, in denen sie mit viel Live-Präsenz auf sich aufmerksam gemacht haben (unter anderem bei einem legendären Konzert im Viper Room in Wien, auf Tour mit OBSCURA). Auch ein neuer Bassist musste eingearbeitet werden, Hugo Doyon-Karout ist statt Dominic "Forest" Lapointe jetzt für die tiefen Töne zuständig, macht seine Sache aber mindestens ebenso gut wie sein Vorgänger.

Nachdem „Earthborn Evolution“ ein absoluter Kracher war, sind die Erwartungen an „Algorythm“ natürlich dementsprechend hoch. Der Start ins Album ist dann gleich relativ ungewohnt, BEYOND CREATION legen mit „Disenthrall“ zum ersten Mal ein klassisches Intro vor, das mit seinem symphonischen Düster-Sound an DIMMU BORGIR erinnert, aber eigentlich entbehrlich ist. Erst bei „Entre Suffrage Et Mirage” packen die Death-Nerds ihr Können aus, der Track ist klassische BEYOND CREATION-Ware mit höchstwertiger Instrumentalarbeit und unvergesslichen Leads, dazu kommen die Growls von Simon Girard, und Drummer Philippe Boucher treibt den Song mit unbarmherzigem Trommelfeuer nach vorne.

Und „Surface’s Echoes“ legt dann nochmal einen drauf, die Nummer ist eine der besten, die die Jungs jemals hervorgebracht haben, mit mutigen Gitarrenexperimenten, Tapping-Orgien noch und nöcher, Vocals zum Niederknien – besser geht’s im progressiven Death eigentlich nicht. „Ethereal Kingdom“ überzeugt auch komplett, fährt aber eher die ruhige Schiene, lebt von den Melodielinien der Saiteninstrumente und dem lässigen Bass-Intro. Der Titeltrack ist wie „Entre Suffrage Et Mirage” gewohnt hochklassiger, melodischer Prog-Death, mit einem chilligen Part dazwischen und Gitarrenlicks, die einem Tränen in die Augen treiben.

Das folgende „À Travers Le Temps Et L'Oubli“ ist dann ein klavierlastiges, instrumentales Zwischenspiel, wie das Intro nicht schlecht, aber der Sinn dahinter erschließt sich nicht. Und weil BEYOND CREATION anscheinend in Experimentierlaune sind, ist auch „In Adversity“ ungewohnt, relativ kurz, straightforward und Death Metal-lastig. Nach diesem kurzen Tief kehrt man mit „The Inversion“ wieder auf das gewohnte Niveau zurück, bevor mit „Binomial Structures“ schon wieder ein Instrumental auftaucht, das diesmal aber durchaus gefallen kann, vor allem wenn am Anfang Drums und Bass einen Minimal-Groove hinlegen, bevor die krachenden Riffs kommen. Das Tempo ist hier etwas ruhiger, fast schon in Mid-Tempo-Gefilden, und vor allem der Bass kann hier überzeugen, der noch stärker als gewohnt die Melodie-Führung übernimmt. „The Afterlife“ klingt dann ein bisschen wie die Zusammenfassung des Albums, hier werden die unterschiedlichen Stränge mit Death Metal, Prog-Spielereien, luftigen Leads und symphonischen Teilen nochmal zusammengeführt.

Den Level von „Earthborn Evolution“ kann „Algorythm“ nicht ganz erreichen, vor allem wegen der nicht immer aufgegangenen Experimente, und auch das Einbinden von instrumentalen, symphonischen Parts klingt noch nicht ganz ausgereift - diese unoriginellen Standard-Orchester-Parts nehmen BEYOND CREATION eher etwas von ihrer Einzigartigkeit, als sie zu steigern.

Andererseits ist der Großteil der Songs wieder aus der höchsten Güteklasse; und - vermutlich auch bedingt durch die vielen Konzerte in den letzten Jahren - die Songstrukturen sind klarer und straighter geworden, was sich auch positiv auf das Hörerlebnis auswirkt. Wie bei bisher jedem BEYOND CREATION-Album ist auch „Algorythm“ eine Schatzkiste, wo bei jedem Mal Reinhören andere Teile aufblitzen und gefallen – es glänzt halt nicht alles ganz so hell wie gewohnt.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Luka (06.11.2018)

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