Conxious - Portraits

Als ich vor einigen Tagen beiläufig erfuhr, dass CONXIOUS Gitarrist Alexander Ghezzo noch eine knappe Handvoll Exemplare des 2000er Albums "Portraits.." lagernd hatte, bevor endgültig das "Ausverkauft!"-Schild in der Auslage prangte, war die Zeit für mich gekommen, endlich diese klaffende Lücke in meiner Sammlung der österreichischen Prog-Geschichte zu schliessen. Immerhin ist die Qualität dieser Scheibe anhand der live gespielten Songs aus dieser Zeit, aber auch durch einige Samples auf Myspace schon zu erahnen und macht Lust auf mehr.

Das Booklet, auf dem noch gross der damalige Name MINDGALLERY prangt, welcher ja aus rechtlichen Gründen kurze Zeit nach der Veröffentlichung auf CONXIOUS geändert wurde, wurde mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Neben den Texten finden sich darin auch kurze Linernotes zu jedem Track, welche die sehr persönlich gehaltenen Lyrics kurz erklären.

Musikalisch unterscheidet sich "Portraits" teilweise stark von den nachfolgenden Alben. Man merkt deutlich, dass die jungen CONXIOUS damals noch auf der Suche nach ihrem eigenen Stil waren - die heutigen Trademarks sind aber bereits ansatzweise zu erkennen. Knackpunkt dieser Scheibe ist der damalige Sänger und Gitarrist Max Kainz, dessen Stimme sich stark von seinen beiden Nachfolgern unterscheidet. Sein Gesang ist wesentlich düsterer und erinnert stellenweise ein wenig an Chad Kroeger (NICKELBACK), was durch eine gelegentliche agressive Akzentuierung zusätzlich unterstrichen wird und sehr gut zum progressiven Heavyrock der Wiener passt - wenngleich ich auch finde, dass Albert Leibel (zumindest aus heutiger Sicht) der bessere, weil treffsicherere Sänger ist.

Auf "Portraits" finden sich viele Höhepunkte, wie etwa das abwechslungsreiche "Thoughts Of A Night", das dynamische "Momentary Collapse" oder das schön aufgebaute "All I Needed". Wirklich aussergewöhnlich ist aber der Rausschmeisser und Quasi-Titeltrack "Portrait Of A Lover". Diese Nummer kennt jeder, der schon mal einem CONXIOUS Gig beiwohnen durfte (das dürften zumindest in Wien und Umgebung gut 90 % aller Prog-Fans sein) und ist perfekt auf die Vocals von Max zugeschnitten. Die erstaunlich gut gelungene Produktion rundet dieses Album ab, dessen Nostalgiewert fast schon so gross ist, wie das herzige Foto auf dem Cover.