AVATARIUM - The Fire I Long For

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VÖ: 22.11.2019
Bandinfo: AVATARIUM
Genre: Doom Metal
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup  |  Trackliste

AVATARIUM sind eine der Bands, die sich stetig weiterentwickeln und es trotzdem schaffen, das Niveau mit jedem Album hoch zu halten, was sicher zum Großteil an den beteiligten Personen liegt (CANDLEMASS-Altmeister Leif Edling, Goldkehlchen Jennie-Ann Smith und Gitarrengott Marcus Jidell). Gestartet war ja AVATARIUM als eines der vielen Nebenprojekte von Edling (wie die leider nicht mehr existenten KRUX oder DOOMSDAY KINGDOM, wo Jidell und AVATARIUM-Drummer „Habo“ Johansson auch beteiligt sind) – mittlerweile haben aber Marcus Jidell und seine Partnerin Jennie-Ann Smith das Ruder übernommen. Edling hat bei „The Fire I Long For“ nur noch drei Songs geschrieben, der Rest kommt von der Band.

Qualitätseinbußen hat es durch dadurch aber nicht gegeben – im Gegenteil, „The Fire I Long For“ ist das klar stärkste AVATARIUM-Album bisher geworden. Die Band schafft es, die Doom-Einflüsse mit den mittlerweile stärker betonten Rock-Elementen noch besser zu verheiraten, als es bei den letzten Alben der Fall war. Der Vorgänger „Hurricanes & Halos“ konnte auch ein paar starke Songs vorweisen, war aber im Rückblick etwas orientierungslos und fiel deshalb gegenüber dem progressiven, Doom-lastigen Debüt „Avatarium“ und dem folgenden, abwechslungsreichen „The Girl With The Raven Mask“ etwas ab.

„The Fire I Long For” startet jedenfalls ganz stark: „Voices“ ist ein klassischer Doom-Kracher mit den bekannt tonnenschweren Riffs von Meister Edling (der anscheinend auch nach 30 Jahren neue Hammer-Riffs aus dem Ärmel schütteln kann…), zusammen mit der DEEP PURPLE-lastigen Orgel ein gelungener Einstieg ins Album. „Rubicon“ schlägt mehr in die beim Vorgänger-Album eingeschlagene Richtung mit leicht psychedelisch angehauchtem Rock. Hier kommt auch Jennie-Anns Stimme zum ersten Mal so richtig zur Entfaltung.

Das steigert sich noch beim folgenden „Lay Me Down“, einer ruhigen Ballade mit echtem Gänsehautfaktor. Wer bei den Textzeilen „Lay me down / close to you / in the silent ground / and I will hold you / for a million years” nicht zu weinen anfängt, hat kein Herz mehr. „Porcelain Skull“ ist dann wieder doomig geraten und erinnert mit den schweren Riffs und dem Gitarrenhero-Solo am stärksten an CANDLEMASS, wobei auch hier Orgelparts und ein schneidender Zwischenteil etwas zusätzliche Farbe ins Spiel bringen.

Etwas aus der Reihe fällt „Shake That Demon“, ein Uptempo-Rocker mit Riffs, die man gefühlt schon öfter so ähnlich gehört hat. Bei ersten Hinhören noch ein Schwachpunkt des Albums, mausert sich der Song mit öfterem Hören – vor allem auch wieder durch Jennie-Anns charismatische Stimme – an die restlichen Tracks kommt man allerdings nicht ganz ran. Ganz anders wieder „Great Beyond“ – ein Song, in dem gefühlt aller Schwermut der Welt verpackt ist, und auch hier heben die Vocals vor allem im Refrain nochmal ein Level höher. Nettes Detail am Rande ist die Verbeugung vor DEEP PURPLE mit einem „Kashmir“-ähnlichen Zwischen-Riff und orientalischen Gitarrenleads am Ende.

Der folgende Titeltrack wechselt zwischen ruhigen und heftigen Parts, gemeinsam mit dem eingängigen Refrain wird man stark an den Hit „Pearls And Coffins“ von „The Girl With The Raven Mask“ erinnert. Richtung Ende des Albums kommt noch ein Leif Edling-Hammer mit „Epitaph Of Heroes“, der mit vergleichsweise angezogenem Tempo und melodischen Riffs ein bisschen an die selige „Nightfall“-CANDLEMASS-Zeit erinnert. Das verträumte „Stars They Move“, wo die Stimme von Jennie-Ann von ruhigen Klaviertönen begleitet wird, setzt dann einen bewegenden Schlusspunkt unter das Album.

Haben AVATARIUM mit den bisherigen Scheiben schon das eine oder andere Mal an der Höchstnote gekratzt, ist es mit „The Fire I Long For“ endlich soweit (nur das Artwork ist ein kleiner Wermutstropfen – da haben sich AVATARIUM schon mal mehr Mühe gegeben). Mit dieser gelungenen Mischung aus Doom und Rock, geilen Riffs und herrlicher Stimme haben AVATARIUM anscheinend ihre Wohlfühl-Nische gefunden – mögen sie noch lange dort verweilen.



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Luka (17.11.2019)

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