ERDLING - Yggdrasil

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VÖ: 10.01.2020
Bandinfo: ERDLING
Genre: Dark Rock
Label: Out of Line
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Lineup  |  Trackliste

„Yggdrasil“, das neue Album von ERDLING ist erschienen. Vor dem Durchhören stand ich da mit gemischten Gefühlen. Würde es ein überzeugendes Werk werden wie „Supernova“, wo die Jungs noch in ihren Anfängen waren und echt cool drauf mit ihrem Mix aus Dark Wave und Industrial? Oder würde das neue Material dem zu schnell rausgebrachten Nachfolger „Dämon“ ähneln, der zu viel Elektro-Pop und seichte Stellen hatte?

Schon das Lesen der Titel auf „Yggdrasil“ klingt anders. Es klingt nach einem Konzeptalbum zum Thema „Germanien“, es drehen sich viele Themen um Sageninhalte oder die Germanische Götterwelt. Wobei die Betonung hier vor allem auf „Welt“ liegt und im weiteren Sinn „Erde“.
Weltenbaum, oder „Midgard“, die germanische Bezeichnung für die Erde. Der „Heilige Hain“ (Wald) hat auch einen Zusammenhang mit Germanien, zumindest mit der „Germania“ von Tacitus (falls Lateiner hier sind, werden sie wissen, was ich meine(falls nicht kann man gerne auch eine der Übersetzungen verwenden. Die gibt es in so ziemlich jede lebende Sprache – LECTOREMADCORREPTIONEM)). Und „Wölfe der Nacht“ und „Grendel“ klingen nach Mythologie und einer ganz bestimmten Richtung. (Grendel ist eine monströse Gestalt aus "Beowulf" - dem bedeutensten erhaltenen Einzelwerk angelsächsischer Sprache - der Sprachnerd) 

Hört man sich dann durch das Album und die Texte bzw. sieht sich das eine oder andere aufwühlende Video an, kommt das „Wow“-Gefühl. Diese Titel haben nämlich weniger mit dem germanischen Heldentum zu tun, als dem, was sich heute tut und was wir heute der Erde und im Endeffekt uns selbst antun. Harte Textzeilen lassen aufhorchen und regen zum Denken an. Die entsprechende Unterstützung für die aufwühlenden Inhalte kommen durch die NDH Stimmung, drückende Bässe und scharfe Riffs. Zusätzlich erfolgt diesmal passend zu den Inhalten auch noch die Integration von Stilmitteln aus Folk und Mittelalter Songs.

Also absolut eine Entwicklung in die aufsteigende Richtung und meilenweit vom durchschnittlichen „Dämon“ entfernt, was ERDLING uns mit „Yggdrasil“ bieten. Auch wenn die beißenden Riffs nicht jedermanns Sache sind, so ist das Album mit seiner Aussage auf jeden Fall anhörenswert und auch dem Nicht NDH oder Dark Wave Fan zu empfehlen, alleine schon wegen seiner anprangernden Inhalte.

Musikalisch werden alle Stückerl gespielt. Es gibt die schon erwähnten Dark Wave/Industrial/Gothic Songs, mit sehr viel Elektro und Programming, damit der beklemmende Metal-Sound richtig gut kommt. Dann sehr harte Nummern, wo ordentlich geshreddet wird und man unter anderem gesangliche Unterstützung des EQUILIBIRIUM Growlers holt oder ganz zarte Stücke, wo Sänger Neill dominiert. Es ist immer ein Spannungsbogen vorhanden, zeigt Abwechslungsreichtum und wird nicht langweilig. Auf gewisse Weise das erwachsenste Album, das ERDLING bisher gemacht haben, und ein Meilenstein.

Anspieltipps – nach Härtegrad gereiht – also von hart nach zart:
Düster, mit elektronischen Spielereien und harten Riffs und dumpfen, aufwühlenden Bässen setzt „Im Namen der Krähe“ uns einen Spiegel vor. Robse von EQUILIBRIUM verpasst den harten Aussagen mit seinen grölenden Vocals einen zusätzlichen Nachdruck. Die Keyboards sind zwar locker eingestreut, schwächen aber nicht viel ab. Insgesamt ein starkes Stück, das in der Umsetzung im Video noch eines aufgesetzt bekommt.
Dudelsack/Folk/Mittelalter-Stimmung: „Blut und Erde“ wirkt mit seinem gehetzten Stakkato aufwühlend und aggressiv
Gothic&Dancefloor: „Wölfe der Nacht“ mit Keyboard Spielereien, sehr eingängigen Dancefloor Melodien und BLUTENGELs Chris Pohl als zweiten Sänger
Zart: „Sturmfänger“ klingt sphärisch und zart, irgendwo zwischen melancholisch, leidend und depressiv.

Fazit: ERDLING reizen ein breites Spektrum aus, vor allem bei den Texten. Man findet Vieles von früher, aber sie betreten beim Songwriting auch neues Terrain und entwickeln sich zu ihrem Vorteil weiter.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Lady Cat (11.02.2020)

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