ONE DESIRE - Midnight Empire

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VÖ: 22.05.2020
Bandinfo: ONE DESIRE
Genre: Melodic Rock
Label: Frontiers Records
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Lineup  |  Trackliste

Treuen Lesern von Stormbringer sind die jungen Finnen ONE DESIRE bereits ein Begriff. Deren selbstbetiteltes Debütalbum erschien vor ziemlich genau drei Jahren und wurde vom ehemaligen Vorstandsvorsitzenden unserer Westtribüne ohne nennenswerte Umwege direkt in den Melodic Rock Olymp befördert. Und das gar nicht zu unrecht: Die AOR/Melodic Schmiede Frontiers hat mit diesem Act einmal mehr bewiesen, welch feines Gespür sie für Bands mit Potenzial hat. "One Desire" war nämlich keine Eintagsfliege, wie die Finnen mit ihrem Nachschlag "Midnight Empire" beweisen.

Dieses zweite Album von ONE DESIRE ist der logische Nachfolger seines Vorgängers. Was die Hitdichte anbelangt knüpft es mühelos an derselben hohen Note an, auf der das Debütalbum 2017 geendet hatte. Und wieder hat man die stärksten Songs strategisch punktgenau am Beginn des Albums platziert. Das Eröffnungsduo "Shadowman" und "After You're Gone" entspringen der Kategorie "Melodien für Millionen". Seit es Stormbringer gibt habe ich hunderte Bands kennengelernt, die für ein derart ausgefeiltes Songwriting ihre nächsten Verwandten ermorden würden, um auch nur annähernd so eingängige Nummern zu fabrizieren. Ähnlich wie vor dreißig Jahren DEF LEPPARD dürften auch ONE DESIRE sehr viel Zeit damit verbringen, am perfekten massenkompatiblen Rocksong zu feilen. Allerdings waren das damals andere Zeiten und man wurde mit Top-Five-Platzierungen für die jahrelange Mühe belohnt. Auf diese Chart-Plätze haben heute wesentlich unspannendere Acts ein Dauerabonnement. Dabei haben Songs wie das toll aufgebaute "Through The Fire" oder die flotte Cabrionummer "Heroes" unheimliches Hit-Potenzial. Hier merkt man, was für brilliante Songwriter sich hinter ONE DESIRE verbergen.

Im Umkehrschluß treiben die Finnen ihren Perfektionismus für meinen Geschmack etwas zu sehr auf die Spitze. Speziell im letzten Drittel des Albums driftet die Aufmerksamkeitsspanne immer wieder ab. Zu sehr wurden insgesamt die Kanten abgeschliffen und auf Hochglanz poliert, um den Hörer fortwährend bei den Hörnern zu packen und noch zu überraschen. Da kommt das poppige "Killer Queen" (nein, kein QUEEN-Cover) gerade recht, um es als Beispiel anzuführen. Ein toller, eingängiger Song mit lässigem Solo und starkem Refrain, dem nur zwei Dinge fehlen: Die Höhen und die Tiefen. Die Handlung passiert im Mittelfeld, dort wo sie angenehm und harmlos ist. Dort, wo sie nicht anecken kann. Hier hätte ich mir mehr Bissigkeit, mehr Gefährlichkeit, mehr Mut zur Unbequemlichkeit gewünscht.

Insgesamt ist "Midnight Empire" ein fantastisches Album, das Genre-Liebhabern richtig viel Freude bereiten wird. Gleichzeitig gibt es aber noch genug Luft nach oben, welche ONE DESIRE mit den kommenden Veröffentlichungen bestimmt weiter ausschöpfen  werden.

 

 

Dieses Review ist Teil des ONE DESIRE Redaktions-Gangbangs: Ein Album, sechs Meinungen!



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: adl (15.05.2020)

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