THE OCEAN - Phanerozoic II: Mesozoic | Cenozoic

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VÖ: 25.09.2020
Bandinfo: The Ocean
Genre: Post-Metal
Label: Metal Blade
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Lineup  |  Trackliste

Ein Album mit Ansage: „Phanerozoic II: Mesozoic | Cenozoic“ wurde schon 2018 als Gegenpart zu „Phanerozoic I: Palaeozoic“ angekündigt. Dass es dann doch etwas später als angekündigt erscheint, hat erstaunlicherweise weniger mit dem Corona-Virus zu tun, sondern mit den ausgedehnten Tour-Aktivitäten des Kollektivs 2019.

Aber das Warten hat sich gelohnt, „Phanerozoic II“ steht dem Vorgänger um nichts nach, ja bei manchen Songs ist man sogar versucht zu sagen dass THE OCEAN hier am Höhepunkt ihres Schaffens stehen (und ja, „Pelagial“ war auch super). Thematisch bleiben THE OCEAN bei der Urgeschichte, mittlerweile sind wir aber im jüngsten Äon, dem Phanerozoikum (also die letzten 541 Millionen Jahre… ganz jung ist das dann auch wieder nicht), wo Flora und Fauna wachsen und wieder vergehen (hoch die Tassen in Erinnerung an T-Rex und andere legendäre Dinosaurier aus dem „Jurassic“!).

Der Opener „Triassic“ ist gleich mal klassisch THE OCEAN: der Song wird langsam aufgebaut, den Instrumenten wird immer wieder Platz und Freiraum zur Entfaltung gegeben, und auch die zweistimmig geflüsterten Vocals fügen sich gut ins Gesamtbild ein. „Triassic“ variiert dann immer wieder sowohl die Riffs (die auch mal ins ungewohnt fernöstliche schwenken) und Intensität über etwas mehr als acht Minuten Spielzeit. „Jurassic / Cretaceous” kommt dann schneller zum Punkt und lässt es gleich am Anfang krachen, bevor der Song wieder innehält und die gewohnte Dynamik erscheint, die sich auch in den teils geshouteten und teils gesungenen Vocals (wie beim Vorgänger gibt hier Jonas Renkse dem Track einen schwermütigen KATATONIA-Touch) wiederspiegelt – auf der Nummer passiert erstaunlich viel, das macht auch die Spielzeit (fast eine Viertelstunde) immer spannend. „Palaeocene“ ist dann vergleichsweise kurz, knackig und hart.

„Oligocene“ ist das gewohnte Instrumental zwischendurch (das mit seinem entspannten Feeling fast schon zum Chillen am Strand einlädt, gemeinsam mit unseren Freunden den Dinosauriern), bevor der folgende Doppelschlag nochmal für Begeisterung sorgt: „Miocene / Pliocene“ ist mit seinen hypnotischen Riffs ein Highlight, während „Pleistocene“ ziemlich progressiv daherkommt und nach einem beschwingten Start in eine ungewohnte Black Metal-Härteorgie umschlägt. Also sind von den acht Tracks schon mal sechs Stück hervorragend – leider sind die restlichen zwei Nummern ziemliche Ausfälle und trüben dann nochmal den Eindruck der Scheibe. Vor allem „Eocene“ passt mit seinem poppigen Anstrich und ziellosen Melodien nicht so recht zum Rest des Albums (und der cleane Gesang ist auch nicht die größte Stärke von THE OCEAN), und auch das abschließende „Holocene“ startet zwar mit einem lässigen Songaufbau (wo ein einziger verzerrter Ton als Basis für den folgenden Song dient), kann aber nicht überzeugen.

Insgesamt ist „Phanerozoic II“ deutlich variabler und abwechslungsreicher als sein Vorgänger geworden – während „Phanerozoic I“ eher aus einem Guss scheint, ist das aktuelle Album experimenteller. Damit wirken die zwei Scheiben als eine Einheit, die erst zusammen ihre volle Kraft entfaltet, und da fallen auch die kleineren Schwächen bei beiden Alben nicht so sehr ins Gewicht.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Luka (19.09.2020)

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