SOEN - Imperial

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VÖ: 29.01.2021
Bandinfo: SOEN
Genre: Progressive Rock
Label: Silver Lining Music
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Lineup  |  Trackliste

Es ist schon fast beängstigend, wie gut SOEN mittlerweile geworden sind – waren „Cognitive“ (2012) und „Tellurian“ (2014) noch anzumerken, dass die Band auf der Suche nach ihrem eigenen Sound war, hat es mit „Lykaia“ (2017) und „Lotus“ dann einen Quantensprung gegeben. Und wie es mittlerweile fast schon Tradition hat, wird um den Februar zwei Jahre nach der letzten Veröffentlichung das nächste Highlight herausgehaut, das mit dem imposanten Titel „Imperial“ und einem noch imposanteren Cover aufwartet. Aber abgesehen von Titeln und Covers – wichtig ist auf’m Platz, wie ein weiser Mann mal sagte, und das legen wir mal auf die Musik von „Imperial“ aus.

Was relativ schnell auffällt, ist dass SOEN noch ein bisschen an Härte zugelegt haben, gerade die ersten Akkorde von „Lumerian“ erinnern fast an ganz alte MACHINE HEAD (Wirklich! Glaubt mir einfach!). Das zieht sich durch das ganze Album, der Sound ist noch knackiger als sonst (gemischt und -mastert hat diesmal Kane Churko, dessen Arbeit mit modernen Krachmaten wie IN THIS MOMENT und FIVE FINGER DEATH PUNCH bekannt ist – aber keine Angst, SOEN klingen jetzt nicht nach Nü Metal) und die Riffs selber haben nichts von der Progressivität verloren, aber dafür einiges an Wumms zugelegt. Ein netter Nebeneffekt davon ist die nochmal gestiegene Dynamik auf dem Album – der Kontrast zwischen den krachenden Riffs und den ruhigen Momenten, wo Sänger Joel Ekelöf im Vordergrund steht, wird damit besser als zuvor herausgearbeitet. Und man muss sich auch keine Sorgen machen, dass auf „Imperial“ nur noch die harte Kante gegeben wird, wie gewohnt finden sich (in diesem Fall mit „Illusion“ und „Modesty“) auch Songs, die von hauchzarter Emotionalität leben.

Der Start in „Imperial“ ist mit „Lumerian“ gleich einmal eindrucksvoll und legt den roten Faden für das gesamte Album aus: heftiges Riffing läutet den Track ein, bevor es schwermütig und ruhig wird (wenn nur Stimme und Keyboards flüstern), danach wechselt man zwischen progressiver Härte und epischen Refrains. „Deceiver“ lässt Erinnerungen an „Lotus“ aufkommen, auch hier gibt es einen Wechsel zwischen hart und sanft, wobei die Melodien eher im Vordergrund stehen (man höre die geilen Leads!) und Synth-Sounds das Ende vom Song einleiten. Auch die wieder mal herausragenden Lyrics sind schon an dieser Stelle zu bemerken, wenn Joel etwa bei „Lumerian“ ansagt „we are done / feeding the machine“ oder bei „Deceiver“ selbstvergessen „in the waters of sin / I will drown my awareness of you“ seufzt.

„Monarch“ startet ungewohnt mit einer Sirene, bevor ein knackiger Groove einsetzt (man achte auch auf das lässige Drumming zu Beginn), und kurz danach der Song wieder in ruhigere Gefilde abdriftet und mit einem epischen Refrain (die Streicher-Sounds werden noch öfter vorkommen) punktet. „Illusion“ ist dann eine balladeske Verschnaufpause, mit einer fast schon bluesigen Untermalung der Stimme durch kurze Gitarrenlicks. „Antagonist“ ist dann wieder ein klassischer SOEN-Track mit einem abgehackten, progressiv-komplexen Riff, das in einen episch-melodischen Refrain mündet. Auch „Dissident“ schlägt in eine ähnliche Kerbe, während „Modesty“ mit seinen Keyboard-Teilen und eher ruhigem Style, der dann wieder an „Lykaia“ erinnert, daherkommt. Den Schlusspunkt setzt dann passenderweise der epischste Track von allen – „Fortune“ ist vom Tempo her nochmal zurückgenommen und unterstreicht (har har) mit seinen Geigen einen herrlichen Refrain.

Auch nach mehrmaligem Durchhören ist bei „Imperial“ keine einzige Schwachstelle zu finden, kein Song fällt gegenüber den anderen ab, und der etwas heftigere Sound der Schweden steht SOEN in Bezug auf die Songs und die Dynamik sehr gut. Auch Gitarrist Cody Ford (der erstmals auf „Lotus“ dabei war) fügt sich nochmal besser in das Soundgefüge ein, die Leads und Soli sind merkbar besser integriert und kommen schon auf den Level von Vorgänger Marcus Jidell. Damit haben SOEN wieder mal die Höchstnote eingestrichen – da fragt man sich auch schon mal, ob die Jungs das überhaupt noch mal toppen können.

 



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Luka (03.02.2021)

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