GATES TO THE MORNING - Walk Between Worlds

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VÖ: 22.07.2022
Bandinfo: GATES TO THE MORNING
Genre: Progressive Metal
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Der große Manitu zog kräftig an seiner Friedenspfeife. Purpurne Schleier umkränzten sein Haupt. Anerkennend, kaum merkbar, nickte er, denn diese drei Jungs aus Bloomingdale / New Jersey / USA bringen die erste Langrille einer Trilogie in Stellung: „Walk Between Worlds.“ Sind die Pforten bereits geöffnet? Jedenfalls mit drei Jahren Abstand zur ersten Langrille juckt es GATES TO THE MORNING erneut.

King Obsucre“ eröffnet mit einer unspektakulären, sehr schön herausgearbeiteten Mid-Tempo-Nummer, instrumental, schwebende Akkorde, so stelle ich mir die Einführungsrunde in eine LP des Jahres 2022 vor.  Dabei ist das Gepicke eher simpel ausgeformt, jedoch von einer nicht zu leugnenden Grazilität. Einziger Kritikpunkt: Zweieinhalb Minuten hätten gereicht, drei Minuten 50 Sekunden sind es geworden.

Piscean Daydream“ erinnert tatsächlich an Programmmusik. Stelle mir soeben die Hintergrundmusik eines Do-it-yourself-online-Videos für Yoga vor. Schön, schön, die nächste Nummer muss jetzt aber abrocken.

Moon In The Mid-Day Sky“: Selbe/r Duktus bzw. Geschwindigkeit, es gesellt sich Klargesang dazu, der ebenfalls schön ist.

Paradigms Fall“: Ja, eh schön. Ist das Metronom stecken geblieben? More of the same, geradezu paradigmatisch.

Sacrament“: Himmel, fix Sacra noch einmal. Wir sind derweil bei Lied Nummer fünf angelangt und weder der Duktus noch das Tempo hat sich in irgendeiner Weise je verändert.

Chapel Perilous“: Weder das Intro noch der Gesang sind schlecht. Hey, ich habe hier ein erhöhtes Tempo eruiert, das hielt jedoch nur zehn Sekunden. Das beste Lied dieses Drehers. Langsam, aber sicher wird einem gewahr, der Titel dieser LP „Walk Between Worlds“ ist Programm. Nahezu jede Kultur hat(te) ihre schamanischen Rituale und Traditionen, goi Morrison? Dieses Trio kommt aus New Jersey. Den Konnex zu keltischen Initiationsritualen sehe ich hier nicht zwingend, siehe Cover-Gestaltung. Warum hat der Mensch des Waldes ein Krickerl auf der Birne?  Bin kurz davor, il Dottore Helmut Birkhan flehentlich um Aufklärung zu erbitten.  

Chasing Shadows“ eröffnet mit gutem Gesang, die Riffs, ja, diese haben das zwar im Allgemeinen so an sich, sind mir zu repetitiv, ich denke aber, weil es sich hier um Programmmusik handelt, sollen damit die vorbeiziehenden Geister, die durch den Wald wandern, musikalisch eingefangen werden. Weiße Wanderer waren ein Quäntchen spannender.

Terra Incoqunita“ Die Alte Welt hätte sowohl ohne das Wikinger-Intermezzo als auch den Abkürzungsversuch Richtung Indien mittels erfahrener Seebären im Schlepptau der Santa Maria auskommen können. Den Spirit verlorener Paradise einfangen zu wollen, ist wie über vergossene Milch zu zürnen. Bringt hoit nix. 

Return To Earth“: This is Ground Control to Major Reno (Führender Offizier bei der Schlacht um Little Big Horn). Die Kampfstärke der edlen Wilden, in diesem Falle Sioux, hätte nicht unterschätzt werden sollen.

Fortress (Piscean Reprise)“: Die Hookline über fünf Minuten in diesem Tempo und Duktus zu schlenzen, es klingt fast, als hätten die Gitarren darüber improvisiert, kann man machen. Es klingt und klingelt ordentlich in den Ohrwascheln, jedoch genügt es nicht, um formvollendet diesen Langdreher abzurunden.

Fazit: Ehrlich gesagt, ich hätte von dieser LP mehr erwartet. Beim Reinhören zwecks Review war nicht klar, dass diese  LP wie ein gemächlich fließender Strom durch die gesamten Vereinigten Staaten mäandert. Für eine elaborierte Runde in einem indianisches Schwitzzelt, ein 60er-Sit-In, ein Yoga-Wochenend-Meeting ginge das in Ordnung, andererseits fehlt es sehr an Abwechslung, an Höhepunkten, absolute Tiefpunkte können keine ausgemacht werden. Der Zauber des Angangs ist schnell verflogen. Kommt da noch was? Frag ja nur. Der Ozean. Ende. In Schönheit gestorben. Punkt.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Richard Kölldorfer (20.07.2022)

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