THE HIRSCH EFFEKT - Urian

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VÖ: 29.09.2023
Bandinfo: THE HIRSCH EFFEKT
Genre: Progressive Hardrock
Label: SPV / Long Branch Records
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Lineup  |  Trackliste

THE HIRSCH EFFEKT waren schon immer eine der spannendsten Bands im Bereich progressive/rockig/punkig/deutschsprachig/kritisch – immer schwer einzuordnen, immer überraschend, immer ins Herz gehend. Die beste (und einfachste) Beschreibung ihrer Musik trifft wohl der Stormbringer-Kollege Gabriel mit „Schrägmusik“.

Die drei Jungs (Nils, Moritz und Ilja) aus Hannover haben sich seit der Gründung 2009 immer wieder spannende Konzepte überlegt (etwa die Holon-Trilogie) und haben auch musikalisch zwischendurch neue Wege eingeschlagen. Was zum Teil nicht jedermanns Sache war – nach dem bombastischen „Holon: Agnosie“ gab es mit „Eskapist“ und „Kollaps“ Scheiben, die durch ihre eher hartmetallische Ausrichtung den Charme des früheren Progpunks vermissen ließen. Mit „Urian“ ist alles wieder besser – die acht Tracks auf dem aktuellen Album spannen den Bogen zwischen der älteren und neuen Zeit und vereinen wieder einmal alle Pluspunkte der Hannoveraner.

„Agora“ zum Beispiel ist als Opener ein Vertreter der sanften Seite von THE HIRSCH EFFEKT: ein ruhiger und melancholischer Start, mit Geigen hübsch aufgefettet, bevor es zum ersten Höhepunkt „Otus“ kommt. Der Track rockt zwischen gemächlich-entspannt und alternativ-treibend, zeigt von der Dynamik her wieder die Klasse der Jungs auf, und am Ende kommt ein fettes PRIMUS-Gedächtnisriff, wo Bass und Gitarre sich gegenseitig durch den Wind jagen.
Bei „2054“ fließt dann die Erfahrung der letzten, metallastigen Alben ein: Hier gibt es gleich mal sperrige Akkorde, Blastbeats und düstere Atmosphäre, immer wieder von Tempiwechseln unterbrochen. Der folgende Titeltrack startet mit spaceigen Effekten und ist von der schnelleren Sorte – die Gitarre und der Bass übertrumpfen sich mit irrwitzigen Läufen, die aber immer wieder in einen schönen Groove münden.

Mit „Stegodon“ folgt eines der traurig-schönsten Liebeslieder, wie sie es nur ganz wenige Bands schreiben können, bevor „Granica“ wieder die musikalischen Grenzen von THE HIRSCH EFFEKT austestet – der Track kann mit den ab und zu auftretenden Licks und dem Text über weite Wege schon mal als Prog-Punk-Blues durchgehen. Und vor dem Rausschmeißer „Eristys“ kommt mit „Blud“ ein weiterer Höhepunkt – wie bei „2054“ werden harte Passagen mit progressivem Wahnsinn und tiefgründigen Texten verbunden.

So fühlt es sich nach den ersten Durchläufen von „Urian“ so an, als wären THE HIRSCH EFFEKT wieder on top of the game – und was das noch besser macht, ist, dass sich die Scheiben der Band mit jedem Mal hören nochmal steigern und den Hörern neue Details offenbaren.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Luka (27.09.2023)

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