BRUCE DICKINSON - The Mandrake Project

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VÖ: 01.03.2024
Bandinfo: BRUCE DICKINSON
Genre: Hard Rock
Label: BMG
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Lineup  |  Trackliste

BRUCE DICKINSON ist nach langen Jahren wieder zurück mit einer neuen Solo-Scheiblette. Ganze 19 Jahre sind seit "The Tyranny Of Souls" vergangen, dem letzten Studiowerk des IRON MAIDEN-Vokalisten. "The Mandrake Project" ist weit mehr als nur ein Sideprojekt zu seiner Hauptband. Das Ganze ist verbunden mit einer von Bruce kreierten Comic-Reihe, welche über die nächsten Monate in mehreren Ausgaben erscheinen wird. Es geht hier um eine düstere Geschichte über Macht, Missbrauch und den Kampf um die eigene Identität, die vor dem Hintergrund wissenschaftlicher und okkulter Genialität spielt. Nachdem mir weder die Lyrics noch das Comicbuch vorliegen, welche der Sonderauflage beigefügt sind, beschränke ich mich hier auf den muskalischen Gehalt.

"Afterglow Of Ragnarok" kennt man nun schon seit einigen Wochen. Eine recht düstere Angelegenheit passend zum Gesamtkonzept. Bereits hier erinnert mich einiges an eine bestimmte Band, welche in den letzten Jahren für Furore gesorgt hat. Spätestens bei "Many Doors To Hell" wird die Sache aber dann endgültig klar: GHOST wurde da wohl des öfteren gehört. Der Song könnte absolut auf einem der letzten etwas poppigeren Scheiben des selbsternannten Papstes stehen. Auch das harte "Rain On The Graves" trägt die Handschrift von Tobias Forge und seinen Mannen. Er hatte aber seine Hand nicht im Spiel, sondern Bruce hat sich wieder in die bewährte Zusammenarbeit mit Roy Z. gestürzt, mit dem er bereits einige seiner Meisterwerke aus der Vergangenheit erschaffen hat.

Stimmlich ist der mittlerweile 65Jährige weiterhin über alle Zweifel erhaben und singt wie ein junger Gott.

"Resurrection Man" beginnt mit einem gallopierendem Western-Thema, hat dann einen leichten MUSE-Touch, ehe der Refrain erstmals an seinen Hauptbroterwerb erinnert. Gleich mehrere Songs in Einem - grandios. 

"Fingers In The Wounds" startet bombastisch durch, ein zu Beginn eher ruhigeres Stück, welches zum Chorus zunehmend aggressiver wird ehe es dann wieder mit Pianounterstützung ruhiger wird und dann auch noch orientalische Elemente aufbietet. Eine tolle Stimmung, die dabei rüberkommt.

"Eternity has failed" kennt man unter "If Eternity Should Fail" vom Maiden-Epos "Book of Souls" aus 2015, so lange schleppt Bruce hier schon die Ideen mit sich herum. Hier ist das Stück doch etwas getragener vom Rhythmus und der gewohnte Harris-Bass-Maiden-Gallop fehlt hier natürlich, aber auch diese Version hat ihren Reiz. Produktionstechnisch schlägt die Solo-Version die Maidenfassung um Längen.

"Mistress Of Mercy" startet mit einem fetten Heavy-Bass-Lick und stellt den härtesten und schnellsten Song der Platte dar. Das Stück hat einen Alternative-Einschlag biegt aber noch in einen sehr melodischen Chorus ab. Dürfte live gut abgehen.

Das nachfolgende "Face In The Mirror" gibt einem ausreichend Zeit durchzuatmen. Das Lied hat etwas von "Tears Of The Dragon", einen relaxten Chorus und Bruce singt hier nicht in seiner üblichen Sirenen-Stimmlage. 

Die beiden längsten Songs hat sich der Meister für den Schluss aufgehoben. Haben Maiden ja auf der letzten Scheibe auch gemacht, habe ich so schwach in Erinnerung. Aber was der Gute hier abliefert, ist so ganz und gar nicht ein üblicher Steve-Harris-Longtrack, der mit Akusitkintro beginnt, den Refrain 25 Mal wiederholt, um dann wieder im dreiminütigen Akustikoutro auszuklingen.

"Shadow Of The Gods" ist ein zuerst langsamer Bombast-Track, der am Anfang mit Piano-Intro fast schon QUEEN-Vibes aufweist, später dann wieder zu einem erneut GHOST-ähnlichen brachialen Riff wechselt, um das Stück nach einem schnellen Teil wieder symphonisch-ruhig enden zu lassen. Fabelhaft.

"Sonata (Immortal Beloved)" kratzt knapp an der Zehnminutenmarke. Beginnt ebenfalls sehr gut und düster und Bruce verblüfft erneut mit einer für ihn eher zurückhaltenden Stimmlage. Das Stück ist sicher das am schwersten zugängliche des Albums, aber auch hier wird eine einzigartige Höratmosphäre erzeugt, die ihresgleichen sucht. Das Solo am Ende erinnert etwas an David Gilmour und PINK FLOYD.

Fazit: "The Mandrake Project" ist die lange Entstehungszeit anzuhören (im positiven Sinne) und dürfte das bisher beste BRUCE DICKINSON Soloalbum darstellen. Wie sehr würde man sich einmal einen solchen Sound auf einem IRON MAIDEN-Album wünschen, deren letzte Alben sich ja meist durch matschig-verwaschene Produktionen/Mixe  "auszeichneten". Das ist hier ein ganz anderes Kaliber, sowohl soundtechnisch als auch musikalisch.

Somit ist es nach längerem einmal wieder soweit und ich zücke die Höchstnote. Es wird schwer werden, in diesem Jahr an dieser Scheibe vorbeizukommen. 

 



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Martin Weckwerth (01.03.2024)

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