ALLIGATOAH - off

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VÖ: 22.03.2024
Bandinfo: ALLIGATOAH
Genre: Nu Metal
Label: Groove Attack
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Lineup  |  Trackliste

Wenn in den letzten Wochen bis Monaten ein Thema in der deutschen Musikszene Wellen geschlagen hat, und das genreübergreifend, dann sind es zweifelsohne die marketingtechnischen und auch musikalischen Eskapaden vom mittlerweile zum Metal konvertierten Rap-Sternchen ALLIGATOAH. Angefangen mit seinem lange angedeuteten, vermeintlichen Karriereende, über das erste Lebenszeichen einer neuen musikalischen Ausrichtung zusammen mit Nu-Metal Daddy Fred Durst hinweg bis zu der Ankündigung eines neuen, schwermetalllastigen Albums, hielt der Musiker seine Fanbase, aber auch einen immer größer werdenden Teil der deutschsprachigen Musikszene, in Atem. Nun, am 22. März 2024, ist es endlich soweit: Das neue, metallische Album des feinen Herrn Gatoahs, der mittlerweile ansässig auf der Mondoberfläche zu sein scheint, erblickt das Licht der Welt und so ziemlich jeder will Folgendes wissen: Taugt die neue Mucke zu was? Ist das noch ALLIGATOAH wie man ihn kennt und liebt? Und wie viel Metal steckt eigentlich wirklich in dem ganz unaufgeregt "off" betitelten Album drin? Fragen über Fragen, transportiert von einem bravourös aufgebauten Hype Train. Und all' diese Fragen sollen nun beantwortet werden!

Um es gleich vorweg zu nehmen: Ja, "off" beinhaltet nach wie vor durch und durch die ALLIGATOAH-Essenz, nur eben in anderem Gewand. Komplexe Geflechte aus Wortspielen, ein ganzer Haufen musikalische als auch textliche Anspielungen, die durchweg vorhandene Exzentrik, alles eben, was die Fans des Künstlers über die Jahre zu lieben gelernt haben, findet sich auch hier. Dann ist da aber eben dieses Metal-Konzept, das über das ganze System ALLIGATOAH gelegt wird und was soll ich sagen: Die Mixtur geht im Opener "Ich fühle Dich" auf, als hätte der Herr in seinem Leben nur auf diesen Moment gewartet. Der feuchte Traum eines jeden metal-affinen GATHOA-Jüngers wird hier wahr: Hip-Hop und Metal gehen hier Hand in Hand wie das verliebteste Paar, das man sich vorstellen kann, ein absoluter Anspieltipp, den man gehört haben muss! Auch die nachfolgenden Songs wissen durchweg zu gefallen: "Weisse Zähne", das sich sehr an die großen Vorbilder LIMP BIZKIT anbiedert beispielsweise, oder das teilweise schon extremmetallische Züge annehmende "Wer lacht jetzt" sind bomben Nummern, die ich (so ehrlich bin ich) dem werten Herren in der Form gar nicht zugetraut hätte. Und muss ich bei "So raus" überhaupt dazu sagen, dass es mega ist? Chapeau mein Lieber, Erwartungen bis dahin voll erfüllt!

Dazu gesagt sei aber auch, dass das Album nicht durchweg metallisch schwer bleibt, das im Voraus veröffentlichte "Scheissdreck" beispielsweise erinnert da noch am ehesten an älteres Material des deutschen Musikers. Und auch nicht jeder Song auf "off" zündet gleich gut, so ist "Ich Ich Ich", abgesehen vom grandiosen, von niemand Anderem als Mille Petrozza beigesteuertem Gitarrensolo, fast schon unspektakulär. Auch über den Rausschmeißer, das berüchtigte NO ANGELS Cover "Daylight", darf man gerne geteilter Meinung sein, auch wenn die Persönliche dazu eine durchaus Positive ist. Festhalten lässt sich: Die erste Hälfte des knapp über 40 Minuten langen Werkes ist über jeden Zweifel erhaben und zeigt, wie deutscher Rap Metal auszusehen hat! Die zweite Hälfte dagegen ist zwar keineswegs schlecht und liefert mit "Es kratzt" noch einmal ein richtiges Highlight, hinkt der Ersten qualitativ aber trotzdem etwas hinterher und ist sicherlich streitbarer.

Trotzdem sei gesagt: "off" ist ein Bilderbuchbeispiel dafür, wie gut es einem oder gerne auch mehreren Künstlern tun kann, einen Tapetenwechsel zu wagen. Es ist kein Geheimnis, dass ALLIGATOAH selbst ein großer Metal Fan ist und man hört dem ganzen Album an, welche Freude es dem Mann macht, sich in diese Richtung weiterzuentwickeln. Man kann dem Herren hinter dem Namen nur für dieses außergewöhnliche Werk gratulieren und hoffen, dass der Weg, der mit "off" beschritten wurde, auf folgenden Releases weitergegangen wird!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Daniel Csencsics (25.03.2024)

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