Laburinthos - Augoeides

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VÖ: 23.09.2012
Bandinfo: Laburinthos
Genre: Dark Wave
Label: Avantgarde Music
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Lineup  |  Trackliste

Ich gestehe, dass ich über die rumänische Musikszene nicht besonders gut informiert bin. Deswegen fand ich das Debütalbum der rumänischen Band LABURINTHOS umso spannender – und wurde nicht enttäuscht.

Mit „Augoeides“ (so nannte Okkultist Aleister Crowley das „höhere Selbst“) gelang LABURINTHOS ein spannendes, vielschichtiges und sehr emotionales Album.
Die Grundausrichtung des Albums liegt im Dark Wave bzw. Dark Ambient, angereichert mit einem Touch Gothic Rock und einem leicht psychedelisch-progressiven Feeling. Stellenweise erinnern mich die Songs an Bands wie 3RD AND THE MORTAL oder DIE VERBANNTEN KINDER EVAS zu Beginn ihrer Karriere.

Der Gesang von Tony Flandorfer ist ob seiner Klangfarbe und einem (nur anfänglich) eher künstlich wirkenden nasal-pathetischen Ausdruck sicher gewöhnungsbedürftig, es lohnt sich jedoch, sich darauf einzulassen. Als weibliches Gegenstück sorgt Sängerin Nelly Tîrnovan für Gänsehautmomente: Ausdrucksstark, sanft-ätherisch und abwechslungsreich singt sie einer trauernden Elfe gleich. Gekonntes Spiel mit Emotionen und Rhythmen, Eigenständigkeit, der Aufbau und Umgang mit Spannungsbögen und die Fähigkeit, tiefgehende und ernste Themen leicht und spielerisch umzusetzen, ohne oberflächlich zu wirken, sowie eine interessante Vielfältigkeit zeichnen die Songs dieses Debutalbums aus.

Die Songs

Der Opener „The Great Brothel Of Mankind“ ist für mich das Highlight des nur fünf Songs umfassenden Debüutalbums: Das emotionale Intro mit cleaner Gitarre, den sich dazu gesellenden, weich klingenden, rollenden Drums und dem einsetzenden Keyboard, dessen traurige Melodie locker als Trigger für depressive Personen agieren kann, der psychedelisch klingende Sänger… Alles wirkt einfach, locker und ist dennoch von einer beachtlich stringenten emotionalen Tiefe, deren Level den gesamten Song lang gehalten werden kann. Deprimierend gut der Einsatz des Keyboards, an 80er-Jahre erinnert der Sound des Gitarrensolos, das irgendwie angenehm zurückhaltend klingt und sich sanft zurück zieht, um Keyboard und Vokalisten Platz zu machen.

Dass LABURINTHOS auch anders können, lassen sie etwa in Songs wie „Crucified Among My Lovers“ leicht durchscheinen. „The Emotion Of Stone Is Hidden In Divine Sigh“ beginnt mit einem groovigen Bass und besticht mit einem Tony Flandorfer in Bestform, während Nelly Tîrnovan kurz schwächelt, Rhythmuswechsel, relativ prominenten Gitarren und einer teilweise wieder sehr eigenwilligen Konstruktion.

Spacig hingegen der Beginn des Songs „God Wept In Tunguska“. Nicht nur Gott trauert, auch das Keyboard. Nicht auf die kitschige, den Zuhörer erschlagende, Weise. Ganz im Gegenteil: Meistens eher sanft aber konsequent, unterstützend, aber dennoch in meinem Ohr dominierend.

Fazit

Trotz weniger Schwächen ein beachtenswertes Debütalbum von Musikern, die wissen, wie man Emotionen (vorzugsweise Melancholie) aufbaut, Spannung erzeugt und mit der Erwartungshaltung der Zuhörer spielt. „Augoeides“ ist ein Album, dem man sich widmen muss, um es zu verstehen.

Schade hingegen, dass ich über weite Strecken die Lyrics nicht verstanden habe. Das liegt einerseits am kreativen Englisch des Sängers, andererseits am Gebrauch der henochischen Sprache John Dees (laut Recherchen).



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Wolfgang Milchrahm (13.02.2013)

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