Svartsorg - Agonie Des Lichts

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VÖ: 18.11.2013
Bandinfo: Svartsorg
Genre: Black Metal
Label: Cursed Records
Hören & Kaufen: Webshop
Lineup  |  Trackliste

Die Geschichte des österreichischen Black-Metal ist eine Geschichte voller Missverständnisse.
Es gibt tatsächlich einen Grund, weshalb kaum eine reine Black-Metal Band aus Österreich neben ABIGOR, AMESTIGON und OBSCURE ANACHRONISM es geschafft hat, sich einen internationalen Ruf aufzubauen.

Viele einheimische Bands entpuppen sich als bloße Kopisten bereits ausgelutschter Formeln und verwursten jedes Klischee, welches nicht bei drei den nächsten Baum knutscht.
Man hört hier deutlich eine Art Generationenproblem heraus. Während die alten Bands sich einen eigenen Stil drauf gepackt haben, kopieren viele der neueren Bands einfach wahllos die neuesten Scheiben von Bands wie IMMORTAL, DARK FUNERAL, DIMMU BORGIR und schrecken wie in diesem Fall nicht mal vor MYSTIC CIRCLE oder CRADLE OF FILTH zurück.

Im Falle von SVARTSORG dürften vermutlich DARK FUNERAL und CRADLE OF CIRCLE oder so zu den Favoriten zu gehören.
Nach einem eher mittelguten Intro geht es recht rasant los. „Manic Schizophrenic Storm“ ist schnell und mit ordentlichem Keyboard Pomp ummantelt. Die Gitarren werden von den Keyboardtürmen leider ziemlich erdrückt, so dass sich ein eher matschiges Gesamtbild ergibt.

Wenn in den Mitt-/Endneunzigern eine Band cleane Gitarren als Intro eingesetzt hat, es waren IMMER die Anfangsakkorde am Start wie bei „Lost Cry In The Night“. Dann setzen Keyboards ein und eine einzelne E-Gitarre schrabbelt drüber. Klingt wie alte CRADLE OF FILTH für Arme. Passend auch die Pre-Set Dosenstreicher. Es folgt ein kurzer, schnellerer Part, danach geht’s mit den immer gleichen Griffen weiter. Kleiner Lichtblick: Der Chorähnliche Effekt am Ende des Songs.

Die Kitschkeule kommt mit „Baphomet Rising“ nicht nur im Titel! Die Groll-in-Moll-mit-Samtvorhang-und-Zylinder Klavierakkorde machen schon mal mächtig Angst. Dann gibt’s erstmal auf die 12. Klingt wieder wie ältere DARK FUNERAL, ab ca. 4:55 kommt ein Keyboard Break das so stumpf ist, dass vermutlich selbst frühe MYSTIC CIRCLE zwei Mal über die Verwendung nachgedacht hätten. Grummel-Groll-Piano-Moll beendet das Stück.
Mit „Human Disaster“ gelingt den Burschen dann doch eine recht anständige Nummer. Zwar ertränkt auch hier die Elektroorgel den Song, aber im Hintergrund gibt’s doch schön Stoff.

Mit „Agonie des Lichts“ hakt man noch ein bisschen die Post-/Shoegaze Ecke ab damit man auch alles mal ausprobiert hat. Das ist sicher der Moment, wo die Bandgroupies live die Feuerzeuge raus holen und die Band anhimmeln. Achja, der Text ist so Panne wie der Titel. Leider auf Deutsch.

„Cold Mountain Of Torment“ ist wieder ganz ok. Leicht mittelalterlich und selbst das Synthetik Orchester geht einigermaßen klar. Erinnert mich im ersten Teil nach den cleanen Gitarren sogar ein bisschen an JUDAS ISCARIOT.

Die Abschlussnummer „Burning Hatred“ hält auch nicht, was der Titel verspricht. Statt Hass gibt es neben ein bisschen Uffta-Uffta Stampfen wieder cleane Gitarren und viel Bombast / Kitsch.

Das Problem bei dieser Art von Keyboard Black Metal ist nicht das Keyboard selbst, sondern dessen Verwendung. Bei musikalisch grob ähnlich gelagerten Bands wie DIES ATER funktioniert das grade auf den neuen Alben hervorragend, weil nämlich nicht nur die Pre-set Streicher belästigt, sondern tolle Arrangements für das Instrument geschrieben werden.

Hier verklebt die schwarze Samtzuckerwatte die komplette Platte und klingt so wie die schlimmsten Gothic-Black-Metal Experimente der 90er.
Gefühle wie Hass fehlen völlig. Warum ist das so? Wo ist das Feuer, die Leidenschaft, der Fanatismus, der diese Art von Musik zwangsweise auszeichnen muss? Vor allem, wie zur Hölle kommt man auf solche Pseudonyme??

Mit dieser Scheibe wird die Band niemanden hinterm Ofen hervorlocken. Erschwerend kommt der erschütternd schlechte Sound hinzu. Die Keys überlagern alles, die bis zum Exzess getriggerten Drums sind völlig steril und die Gitarren hört man kaum. Dazu gibt’s noch ganz extremes Clipping (Übersteuern), grade bei Schlägen auf die Hi-Hat und andere Becken, und im Hintergrund eine Art metallisches Rauschen, welches hoffentlich nur von den auf unfassbare 128 K/HZ umgewandelten MP3s her rührt.
Als Bonus gibt es noch nen halben Punkt für das einigermaßen sattelfeste Timing (ist ja wie wir wissen auch nicht immer so) und noch einen halben dafür, dass, soweit ich das hören kann, die Gitarren gestimmt sind.



Bewertung: 1.5 / 5.0
Autor: Alex M. (08.11.2013)

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