OBITUARY - das 'Dying of Everything' Gangbang-Review

Wieder huschte die Kunststoffmaus flink über die geölte Buche. Altvordere des gediegenen Death Metals, immerhin zogen fünf Jahre ins Land seit der letzten Langrille, sind darauf erpicht, mit ihrem 2023er Opus Magnum "Dying Of Everything" das Metal-Herzl höher schlagen zu lassen: OBITUARY.

Kommen wir zum Positiven: Wenn das wuchtige Stimmorgan von John Tardy erklingt (das Album wurde zwar "Dying Of Everything" betitelt), erinnert sich der Metal-Hörer an alte Mythen, als Menschen vom Tode ins Leben gebracht wurden, nicht umgekehrt. Der Song "War" etwa, bei dem freilich Maschinengewehr-Geknatter nicht fehlen darf, bekräftigt die These, dass John Tardy allem ärztlichen Rat zum Trotz dazu fähig ist, Tote zu erwecken. Lazarus-Project revisited.

Persönlich habe ich mit Old-School-Metal mittlerweile meine Probleme, was zu argumentieren ist. Selbst auf diesem Album klingen die Lieder etwas redundant. In etwa so: Treffen sich drei Bandmitglieder von OBITUARY, sagt der Sänger: "Hey Jungs, was machen wir heute Schönes, hat wer was auf Lager." Meint der Bassist: "Yeah, ich habe gestern eine schneidige Basslinie ersonnen". Worauf der Gitarrist antwortet: "Okay, kann man nehmen, Mann. Wart mal, ich habe es gleich. Hier dieses Riff, für den Refrain passt das. Jemand Ideen für ein Intro?" …usw.

Metal-Größen des jüngsten Jahrhunderts, die sich auf die Altvorderen im Death Metal berufen, die allerdings Tech-Death-Elemente einbauen, sind für die Ohrwascheln des gediegenen Metal-Rezensenten des 21. Jahrhunderts eine lohnendere Erfahrung. Es gibt kaum eine Band der Kategorie: RIVERS OF NIHIL, NE OBLIVISCARIS, PSYCROPTIC und Co., bei denen der Metal-Rezensent nicht frohlockt, weil er diese Hookline, jenes Riff, Interludium, Outro und mehr so oder so ähnlich noch nie gehört hat. Hinzu kommt, dass diese Bands oft Lieder raushauen, die von einer Komplexität durchzogen sind, dass einem die Ohren schlackern.

Fazit: Anhänger von Old-School-Death-Metal werden mit "Dying Of Everything" zufriedengestellt sein. Publikum mit dem Anspruch "moderner Death Metal muss in etwa so ausgefeilt sein wie eine Symphonie von Tschaikowsky", werden sich an dem Album alsbald sattgehört haben. Nostalgiker aller Länder vereinigt euch und guad is.

3,5 / 5,0 - Richard Kölldorfer


Inhaltsverzeichnis:

Seite 1: Einleitung
Seite 2: Jörn Janssen
Seite 3: Ernst Lustig
Seite 4: Lord Seriousface
Seite 5: Peter Haider
Seite 6: Christian Wiederwald
Seite 7: Richard Kölldorfer
Seite 8: Fazit


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